Immobilien (Dienstleistungen) am Niederrhein

Schmale Architekten: Entfaltungsmöglichkeiten eröffnen

Architektonische Harmonie für Integration und Gemeinschaft.

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von Regiomanager 01.06.2017 Anzeige
Die Kindertagesstätte von der Gartenseite

Beim Aufbau neuer Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren belegt Nordrhein-Westfalen erneut einen bundesweiten Spitzenplatz. Rund 123.000 Kita-Plätze stehen aktuell für die frühkindliche Betreuung zur Verfügung. Ein Fazit: Beim U3-Ausbau wurde in den vergangenen Jahren enorm viel geleistet. Und der Ausbau geht weiter, denn die Zahl der Plätze für unter Dreijährige steigt allein im kommenden Kindergartenjahr um rund 7.200. Die Landesregierung will dafür in den nächsten drei Jahren über eine halbe Milliarde Euro mehr ausgeben. Der Politik geht es primär um die gute Qualität der Kinderbetreuung, um Bildung und Chancengleichheit, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder auch um Personalstandards. Doch wie sieht es mit den architektonischen Ansprüchen an die „Behausung“ für die Kinder aus, und können auf dieser Grundlage weitere gelungene und neuartige architektonische Lösungen in den Kita entstehen?

Architektonische Lösungen entwickeln

„Ein Zentrum für die Gemeinde, für Jung und Alt, ein Miteinander als Synergie, in die Zukunft heute schon investieren“, so lautet die Leitidee für die Neuordnung des Kirchengrundstückes St. Cyriakus mit Sakristei, Bibliothek und Kindertagesstätte in Neuss. Für Architekten ist die Umsetzung einer solch anspruchsvollen Aufgabenstellung ebenso interessant wie herausfordernd. Doch mit Standardentwürfen aus der Schublade kommt man hier nicht weiter. Auch mit dem strikten Abhaken der Baurichtlinien für Kindertagesstätten ist es nicht getan. Die in den 90er-Jahren aus der Kita-Platznot eingeführten Gesetzeslockerungen in diesem Sektor, der sogenannten „Verwaltungsvereinfachung“, und dem neueren Wunsch auf „Mehrfachnutzung“ der Gebäude führen nicht zwangsläufig zu besseren Entwürfen. Vom Ansatz der Gemeinwesen-Orientierung her wäre dies durchaus als positiv zu bezeichnen, sofern die Kitas dann nicht ausschließlich unter der Prämisse der Mehrfachnutzung gebaut werden und ihre eigentliche Funktion in den Hintergrund rückt. „Unsere Kinder können sich am besten in guter Architektur entfalten“, hebt Markus Schmale, Architekt BDA, die Bedeutung architektonischer Qualität beim Bau von Kindertagesstätten hervor.

Verantwortung für das Ganze

Die Bedeutung der Architekturqualität von Kita-Bauten und ihren positiven Einfluss auf die Lern- und Lebenswelt von Kindern zwischen null Jahren bis zum Schuleintritt ist enorm. Sie umfasst neben der Qualität des Innen- und Außenraums auch den verantwortungsbewussten Umgang des Architekten mit dem Bestand, die städtebauliche Einbindung sowie der Natur – und vor allem um einen verantwortungsbewussten Umgang mit den Nutzern bzw. Bewohnern dieses Gebäudes. Das schließt die Förderung der Entwicklung der Kinder zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit über die elementarpädagogische Nutzungs- und Aufenthaltsqualität mit ein. Die systematische Erarbeitung von pädagogischen und architektonischen Zielen vor der planerischen Umsetzung sowie die Wirtschaftlichkeit und Ökologie sind weitere entscheidende Aspekte der Planungsqualität.

Miteinander als Synergie

Planerisches Ziel im Projekt St. Cyriakus war die Freistellung der ehemals mit einem Anbau versehenen Kirche auf dem Kirchplatz und die Schaffung von ineinander verzahnten Gebäudestrukturen zu einer einladenden, räumlichen Geste. Durch die Öffnung des Kirchplatzes zur Kita und die Herstellung einer Blickachse von der Kirchenapsis bis zum Pfarrhaus werden die einzelnen kirchlichen Funktionen neu geordnet und sind nun zusammen erlebbar. Die Verbindung von Räumen für Mediathek und Kita schafft echte Synergien. Der Zugang zur Kita über den Kirchplatz rückt diese auch funktional an die Kirche heran.

Komposition, Licht, Farbe, Materialität

Durch die Verwendung von eleganten Materialien und einer Fassadengestaltung mit wiederkehrenden rhythmischen Strukturen wird ein zusammengehöriger Kirchencampus geschaffen. Alle neuen Baukörper, sowohl des Kindergartens, der Mediathek als auch die neugeschaffenen Räume in der Sakristei, wurden bewusst transparent ausgebildet und zeigen symbolisch die Öffnung der Kirche. Zeitgleich wird Rücksicht auf die Nachbarn genommen. Die nach außen sichtbaren Innenwände, die den geschützten Bereich der Messdienerräume bilden, sind u.a. auch als Ausstellungsflächen geeignet. Die Fassade der Kita wird aus einem spannenden Spiel aus offenen gläsernen Fassadenflächen sowie geschlossenen Klinkerflächen gebildet.

Vielschichtige Nutzungsmöglichkeiten

Das Innere des skulpturalen Baukörpers eröffnet immer neue Blickbeziehungen, Proportionen werden unterschiedlich wahrgenommen und ermöglichen eine vielschichtige Nutzung der Kita. Darüber hinaus finden sich interessante und vielschichtige Lichtinszenierungen. Hierzu trägt insbesondere das große Dachlichtband bei – hier wird neben dem Treppenraum auch ein Frühstücksbereich im ersten Obergeschoss belichtet. In der komplett neu gestalteten Außenspielfläche samt Kräutergarten, Sport-, Spiel- und „Wissenschaftsbereichen“ sowie einem Durchgang zum Pfarrhaus konnte der bestehende Baumbestand erhalten werden. Unter anderem bietet z.B. der rückwärtige Patio Rückzugsmöglichkeiten. Das hohe pädagogische Innenraum- und Farbkonzept wurde auch im Außenraum fortgesetzt.

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