Personal

Flexibilität und Entlastung

Welche Vorteile können die Services von Personaldienstleistern Unternehmen bieten und wie steht die Branche aktuell da? Eine Übersicht.

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von Regiomanager 01.05.2017
Foto: ©Coloures-pic – stock.adobe.com

Das
Hauptbetätigungsfeld der Personaldienstleister – die kurzfristige
Vermittlung von Arbeitskräften – kann Unternehmen viel mehr bieten als
die reine Möglichkeit, auf Produktionsspitzen oder Ausfälle zu
reagieren. Es sind vor allem Effekte der Flexibilisierung, welche den
ausleihenden Firmen zugutekommen. Kosteneinsparungen im Personalwesen
und der Verwaltung bringen wirtschaftliche Vorteile. Der Entleiher zahlt
schließlich nur die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden der
Leihkräfte, während der Personaldienstleister die Sozialabgaben sowie
die Lohnfortzahlungen bei Krankheit und Urlaub übernimmt. Hinzu kommt,
dass die betriebliche Organisation eines Unternehmens durch den Einsatz
von Leiharbeitern strukturell entlastet werden kann.

Unverzichtbares Instrument

Seit
den 1970er-Jahren existiert die Branche der Personaldienstleister in
Deutschland und wächst seitdem kontinuierlich. „Die neuen Zahlen der
Bundesagentur für Arbeit zu unserer Branche zeigen einmal mehr, dass
sich die Zeitarbeit parallel zur guten Entwicklung auf dem
Gesamtarbeitsmarkt bewegt“, sagte Thomas Hetz, Hauptgeschäftsführer des
Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister (BAP), im Februar
diesen Jahres. „Für die erste Jahreshälfte 2016 weist die BA im
Durchschnitt 963.932 Zeitarbeitnehmer aus. Gleichzeitig gab es mit fast
43,5 Millionen Erwerbstätigen im Jahr 2016 hierzulande eine
Rekordbeschäftigung.“ Da sei es auch kein Wunder, dass sich die Zahl der
Zeitarbeitnehmer ebenfalls leicht erhöht habe. „Trotzdem ist der Anteil
der Zeitarbeit am Gesamtarbeitsmarkt weiterhin gering: Ihre Quote an
der Gesamtbeschäftigung lag gerade einmal bei 2,7 Prozent. Der Anteil
der Zeitarbeitnehmer an den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten
war mit 2,9 Prozent nur leicht höher, was ganz einfach daran liegt,
dass in unserer Branche überproportional mehr Menschen
sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind.“ Deutlich werde bei
diesen Zahlen vor allem eins: „Der Anteil der Zeitarbeit bleibt im
Vergleich zum Vorjahreszeitraum nahezu gleich.“
„Die Flexibilität
durch Zeitarbeitnehmer ist in einer modernen Wirtschaft enorm wichtig.
Betriebe erhalten durch Personaldienstleistungen aber nicht nur
passgenau das von ihnen benötigte Personal, sie müssen auch nicht selbst
nach Mitarbeitern suchen, sondern können das Personaldienstleistern
überlassen. Das ist gerade für kleine und mittelständische Unternehmen
ohne eigene Personalabteilung ein nicht zu unterschätzender Vorteil“,
erklärt Thomas Hetz. Die Personaldienstleistungsbranche hat in den
letzten Jahren einen Wandel durchgemacht. Nachdem sie in der
Vergangenheit vornehmlich die Nachfrage um die Vermittlung
geringqualifizierter Hilfskräfte bedient hatte, verschob sich der Fokus
bald auf die Fachkräfte. Dass Zeitarbeit nur Geringqualifizierten
Beschäftigungschancen bietet, war für Thomas Hetz vom BAP schon immer
eher ein Vorurteil, das der Branche anhaftete: „Den klassischen
Zeitarbeitnehmer gibt es nicht, stattdessen lieferte die Branche immer
einen Querschnitt durch die gesamte Arbeitswelt. Lageristen,
Krankenpfleger, Techniker, Buchhalter, Bürokaufleute, IT-Techniker und
Ingenieure finden in der Zeitarbeit Beschäftigung. Es gibt also kaum
eine Branche und Berufsgruppe, die nicht von Personaldienstleistungen
profitieren kann.“ So ist Zeitarbeit heute auch bei Akademikern eine
Option für den Karrierestart geworden. Personaldienstleister bieten
ihnen Beschäftigungsverhältnisse an, die sich kaum mehr von
Direktanstellungen unterscheiden, womit die Bedeutung von Zeitarbeit
steigt.

„Kritik an Leiharbeit veraltet“

Einige
Unternehmen unterhalten dauerhaft Leiharbeiter. Solche Umstände riefen
schon immer Kritiker in Gesellschaft wie Politik auf den Plan.
Leiharbeit ziehe eine Prekarisierung von Arbeitnehmern nach sich, führe
zu Ungleichheiten und Zwietracht in der Belegschaft oder sei pure
Einsparungspolitik. „Die Zeitarbeit hat in den vergangenen Jahren die
Löhne in der Branche stetig angepasst“, sagt dagegen der Verbandschef.
Zwischen 2010 und 2016 seien diese im Westen um 22 Prozent und im Osten
um 32,4 Prozent gestiegen. Auch hätten sich die Tarifpartner erst im
vergangenen Herbst auf die Fortsetzung der Tarifpartnerschaft und einem
damit bis Ende 2019 geltenden Tarifvertrag geeinigt. „Zeitarbeitnehmer
in Westdeutschland erhalten seit 2010 bis zum Ende der Laufzeit einen
Lohnzuwachs von 34 Prozent. Im Osten liegt der Lohnanstieg mit 50,5
Prozent sogar noch höher. Gleichfalls zahlt die Branche Löhne, die
allesamt deutlich über dem Mindestlohn liegen, und besser qualifizierte
Zeitarbeitnehmer verdienen ebenfalls mehr.“
Außerdem habe die
Zeitarbeit auch im vergangenen Jahr wieder ihre Integrationsfähigkeit
unter Beweis gestellt: 50 Prozent der Zeitarbeitskräfte waren nach
Angaben des BAP bis zu einem Jahr ohne Arbeit und 18 Prozent sogar
länger als ein Jahr arbeitslos oder noch nie vorher beschäftigt. Damit
habe die Zeitarbeit im ersten Halbjahr 2016 fast 70 Prozent ihrer
Mitarbeiter aus dem Kreis derjenigen rekrutiert, die keine Beschäftigung
gehabt hätten. „Solche Zahlen gibt es in keinem anderen
Wirtschaftszweig in Deutschland. Die Zeitarbeit hat somit einmal mehr
gezeigt, welch wichtiges Instrument für die Arbeitsmarktintegration sie
ist. Deswegen sind die ab April greifenden Regulierungen für die Branche
kontraproduktiv – insbesondere im Hinblick auf die Integration von
Geflüchteten in den Arbeitsmarkt“, so Thomas Hetz.
Der Verband beruft
sich dabei auch auf wissenschaftliche Erkenntnisse, wie sie etwa im
Handbuch „Arbeitsmarkt kompakt“ des Instituts für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung (IAB), der Forschungseinrichtung der Bundesagentur für
Arbeit, aufgeführt werden. Bei der Präsentation Anfang April erklärte
IAB-Vizepräsident Dr. Ulrich Walwei, dass „entgegen der öffentlichen
Wahrnehmung die Bedeutung des sogenannten Normalarbeitsverhältnisses –
Vollzeit, unbefristet, außerhalb der Zeitarbeit – seit Anfang des
letzten Jahrzehnts nicht weiter zurückgegangen sei. Der zuvor starke
Zuwachs atypischer Beschäftigungsverhältnisse – Teilzeit oder befristet
oder Zeitarbeit – habe mehr Menschen den Zugang zum Arbeitsmarkt
eröffnet, aber nicht das Normalarbeitsverhältnis verdrängt.“ Thomas Hetz
vom BAP meinte dazu: Das Handbuch bestätige – „wissenschaftlich
fundiert“ – wieder einmal, dass die Zeitarbeit keine Stammbelegschaften
verdränge. Ganz im Gegenteil erleichtere die Zeitarbeit vielen Menschen
den Zugang zum Arbeitsmarkt, schaffe damit Arbeitsplätze und senke die
strukturelle Arbeitslosigkeit.

Deutliche Worte gegen
Novellierung

Die Auswirkungen der Anfang April in Kraft
getretenen Gesetzesnovellierung sieht der Verband kritisch: „Mit
Einführung der Gesetzesänderungen in der Arbeitnehmerüberlassung, die ab
dem 1. April gelten, wird die Flexibilität am Arbeitsmarkt deutlich
eingeschränkt und damit die deutsche Wirtschaft gebremst“, sagt Hetz.
„Diese erneuten Einschränkungen sind nicht nur für Personaldienstleister
und Kundenunternehmen, sondern auch vor allem für Zeitarbeitnehmer
kontraproduktiv. Dennoch wird sich die Zeitarbeit auf die veränderten
Rahmenbedingungen einstellen, denn die Branche hat ihre Flexibilität
schon wiederholt unter Beweis gestellt.“

Miriam Leschke | redaktion@niederrhein-manager.de

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