Energiesparender, umweltfreundlicher, preiswerter und effizienter im Herstellungsprozess: Die Anforderungen an Qualitätsprodukte made in Germany steigen immer weiter und stellen an die verschiedensten Komponenten der Wertschöpfungskette allerhöchste Anforderungen. Dass diese erfüllt werden können, daran haben die Ingenieure der Maschinen- und Anlagenbauer großen Anteil. Diese sind überwiegend klassische Mittelständler, beschäftigen nach Angaben des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) im Durchschnitt 200 Mitarbeiter und setzen zwischen 30 und 70 Millionen Euro im Jahr um. Viele von ihnen sind sogenannte „Hidden Champions“, prägen also mit ihren Produkten weltweit ganze Branchensparten und werden dabei aber öffentlich kaum wahrgenommen.
Erfolg durch Innovation
Schon die durchschnittlichen Einzelumsätze lassen die Bedeutung der Gesamtbranche für die weltweite Wirtschaftskraft erahnen. Global betrachtet ist Deutschland, am Umsatz gemessen, der drittgrößte Maschinen- und Anlagenproduzent nach China und den USA. Jedes zehnte Maschinen- und Anlagenprodukt weltweit wird hier produziert. Der Anteil deutscher Maschinen- und Anlagenbauer am europäischen Industrieumsatz lag 2013 bei rund 40 Prozent, ihr Beitrag zur weltweiten Industrieproduktion lag bei elf Prozent. Ewa 6.400 Unternehmen mit rund einer Milliarde Mitarbeitern erwirtschafteten mehr als 200 Milliarden Euro Umsatz. Mit rund 16 Prozent der globalen Maschinen- und Anlagenbau-Exporte lagen die deutschen Unternehmen im Jahr 2012 auf Platz eins der weltweiten Rangliste. Das durchschnittliche jährliche Wirtschaftswachstum der Branche liegt seit 1995 zwischen zwei und 2,2 Prozent, nach einer Studie des VDMA in Zusammenarbeit mit dem Institut McKinsey Berlin zwischen 2010 und 2012 – also nach dem wirtschaftlich schwierigen Jahr 2009 – sogar zwischen zehn und zwölf Prozent.
Ohne hohe Investitionsbereitschaft in Forschung und Entwicklung (F&E) wären solche beeindruckenden Zahlen nicht zu erreichen. Der Maschinen- und Anlagenbau machte im Jahr 2014 etwa zehn Prozent der F&E-Ausgaben in der deutschen Gesamtwirtschaft aus – und zählt damit neben dem Fahrzeugbau, der Elektrotechnik und der pharmazeutisch-chemischen Industrie zu den hochinnovativen Wirtschaftszweigen. Noch deutlicher wird die Forschungsstärke der Branche beim Blick auf die mit F&E beschäftigten Mitarbeiter: 43.000 F&E-Beschäftigte im Maschinenbau machen fast zwölf Prozent im Hinblick auf die deutsche Gesamtwirtschaft aus. Und das, obwohl der Produktionseinbruch im Jahr 2009 an der Branche nicht spurlos vorübergegangen ist. 2014 betrug das Investitionsvolumen in F&E 6,2 Milliarden Euro und war damit im Vorjahresvergleich um knapp sechs Prozent gewachsen. Für 2015 sind die genauen Zahlen noch nicht ermittelt, dürften aber Planzahlen zufolge noch höher liegen.
Vielzahl an Marktneuheiten und Patenten
Innovation nur in Kennzahlen auszudrücken, wäre für eine Branche, in der die Konstruktionsleistung wie in kaum einem anderen Bereich eine hohe Bedeutung hat, zu kurz gegriffen. „Die Innovationskraft einer Branche lässt sich auch über ihren Innovationsbeitrag messen“, heißt es beim VDMA. „Mithilfe des Innovationsbegriffs werden zusätzlich jene Aktivitäten eines Unternehmens erfasst, die notwendig sind, um eine Erfindung zur Marktreife zu bringen. Auch bei den Innovationen steht der Maschinenbau mit an der Spitze des Rankings innerhalb des produzierenden Gewerbes. Sieben von zehn Unternehmen haben zwischen 2012 und 2014 mindestens ein Innovationsprojekt erfolgreich abgeschlossen. Regelmäßig erzielen die Maschinenbauer hohe Umsatzanteile mit neuen Produkten oder sogar Marktneuheiten.“ Die Aufwendungen hier hätten 2014 deutlich über 13 Milliarden Euro gelegen – mit weiter steigender Tendenz für die Jahre 2015 und 2016. Ein weiterer Indikator für Innovationserfolg ist die Patentaktivität der Unternehmen. Die deutschen Erfinder führen die Rangliste der Maschinenbau-Patentanmeldungen am Europäischen Patentamt an. In einigen Technologiefeldern sind sie sogar Patentweltmeister. Dabei spielen Umweltaspekte im Maschinenbau eine zunehmend wichtige Rolle; der Erfolg der davon getriebenen Innovationsprojekte schlägt sich in einer entsprechenden Anmeldezahl internationaler Patente nieder.
Für die Zukunft ausrichten
Die Branche steht zwar insgesamt auch im internationalen Wettbewerb und ist zunehmend der Konkurrenz ausländischer Anbieter ausgesetzt, hat sich aber in der Vergangenheit immer noch durch ihre hohen Qualitätsstandards, Spezialisierungsfähigkeit und Innovationskraft durchsetzen können. In der jüngeren Vergangenheit konnte eine stärkere Inlandsnachfrage den Rückgang der Aufträge aus den Nicht-Euro-Ländern teilweise kompensieren. Im Dreimonatsvergleich (März bis Mai 2016) legten die Auftragseingänge insgesamt um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu. Damit das auch langfristig so bleibt, beschäftigen sich die Maschinen- und Anlagenbauer aktiv mit Zukunftsstrategien. Die Erfahrung der Mitgliedsunternehmen im VDMA zeigt, dass es nicht nur um zielgerichtete Internationalisierungsstrategien gehen wird. Der Wunsch der Kunden nach individuellen Systemlösungen beispielsweise wird immer größer, parallel dazu steigt der Bedarf des Ausbaus im Aftersales- und Servicegeschäft. Gerade hier sehen viele Unternehmen noch die größten Herausforderungen, sind die optimalen Strategien noch nicht überall gefunden: Ausbau des Vertriebsnetzes, Qualifikation von Service-Mitarbeitern, genereller Ausbau des Service-Angebotes, Optimierung der Ersatzteillogistik, Einführung oder Erweiterung von Onlinediensten und nicht zuletzt die Klärung der Frage, wie sich dieser Bedarf beim Kunden profitabel nutzen lässt, sind die Themen auf der Agenda. Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Umsetzung von Industrie 4.0 mit stark differierender Ausprägung je nach Branchenbereich.
Stefan Mülders | redaktion@regiomanager.de
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