Management

Jetzt noch gesünder arbeiten!

Das neue Präventionsgesetz sieht vor, dass die Krankenkassen doppelt so viel Geld für die Vorsorge ausgeben. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen sollen profitieren – z. B. durch sogenannte Betriebsnachbarschaften.

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von Regiomanager 01.04.2016
(Foto: © lassedesignen – stock.adobe.com)

Nicht mehr 3,17 Euro, sondern 7 Euro fürs Vorbeugen – so viel sollen die gesetzlichen Krankenkassen jährlich pro Versicherten ab 2016 investieren. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe legte damit endlich gesetzlich fest, was mehrere Vorgänger nicht geschafft haben. Zusammen mit dem Budget für die Pflegekassen stehen nun über eine halbe Milliarde Euro im Jahr für sogenannte primärpräventive und gesundheitsfördernde Leistungen bereit. Auch den Betrieben, vor allem den kleinen und mittelständischen, soll das zu Gute kommen. Drei Handlungsfelder hat der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen im 2015 überarbeiteten Leitfaden Prävention definiert, in denen die Kassen Maßnahmen in den Unternehmen finanziell unterstützen können: Beratung zur gesundheitsförderlichen Arbeitsgestaltung, zum gesundheitsförderlichen Arbeits- und Lebensstil und zur Verbreitung und Implementierung überbetrieblicher Netzwerke. Aber was heißt das konkret?

Stärkere Arbeitsplatzprävention 

Dieses 3-Säulen-Modell soll verdeutlichen, dass betriebliche Prävention an den Arbeitsbedingungen und am Verhalten der Beschäftigten ansetzen muss. Denn was bringt es, wenn ein Mitarbeiter etwas Gutes für seine Gesundheit tun will, der Arbeitsplatz dies aber nicht unterstützt oder womöglich sogar behindert? Wenn die Bürostühle eben nicht ergonomisch sind, das Mensaessen zu wünschen übrig lässt oder es keine Möglichkeit gibt, sein Fahrrad vernünftig abzustellen? Hier beschreibt der Leitfaden des GKV-Spitzenverbandes ganz konkrete Maßnahmen. Bewegungsförderliche Umgebung am Arbeitsplatz heißt demnach zum Beispiel: Bewegungsräume, Fahrradstellplätze, Umkleiden, Betriebssportangebote oder Aktionen wie „Treppe statt Aufzug“. Bei gesundheitsgerechter Verpflegung im Arbeitsalltag schlägt der Leitfaden vor, dass die Mensa auf den Prüfstand gestellt wird, ein attraktiver Essensort und angemessene Pausenzeiten geschaffen werden oder etwa ein Alkoholverbot gilt. Verhältnisbezogene Suchtprävention wiederum kann exemplarisch heißen: Der Betrieb schult Führungskräfte für den Umgang mit suchtauffälligen Mitarbeitern oder bietet Workshops mit Auszubildenden zur Suchtprävention an.

Überbetriebliche Vernetzung durch Betriebsnachbarschaften

Maßnahmen gibt es sehr viele, allerdings kommen die kaum bei den kleinen und mittelständischen Betrieben an. Das hat auch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales erkannt und lässt neue Wege erforschen, um gerade diese Unternehmen zu unterstützen. Hier fehlen schlichtweg Zeit, Geld, Räumlichkeiten. Was aber, wenn sich diese Kleinen zusammenschließen und gemeinsame Wege zu mehr Gesundheit am Arbeitsplatz finden? Dass das Prinzip der „überbetrieblichen Vernetzung“ – das auch der GKV-Leitfaden vorgibt – funktionieren kann, kristallisiert sich gerade im oberbergischen Waldbröl heraus. 11 Betriebe, davon 8 mit weniger als 50 Mitarbeitern, haben sich in dem 20.000-Einwohner-Städtchen Ende 2014 in „Betriebsnachbarschaften“ zusammengeschlossen. Das über drei Jahre laufende Projekt GeMit „Gesunder Mittelstand Deutschland“ wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Rahmen der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) gefördert. „Diese Nachbarschaften funktionieren ganz einfach: Im Verbund profitieren die Betriebe von einer Vielzahl an Maßnahmen, die sie alleine nicht umsetzen könnten“, erklärt Projektleiterin Dr. Birgit Schauerte vom Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung, einer Tochter der AOK Rheinland/Hamburg. Damit das Projekt in den Betrieben auch von „oben“ unterstützt wird, hat Schauerte mit ihrem Team zunächst die Geschäftsführer ins Boot geholt und mit dem INQA Check „Gesundheit“ die Handlungsfelder eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements aufgezeigt. Die Mitarbeiter konnten durch eine kurze Mitarbeiterbefragung ihre Arbeitsbedingungen bewerten und Wünsche zu Gesundheitsangeboten äußern. Fast 300 der 400 potenziellen Mitarbeiter nahmen an der Umfrage und an Einführungsvorträgen teil, bisher immerhin 120 an Präventionskursen. Diese reichen von Bewegungsprogrammen (z. B. Nordic-Walking) über gesunde Ernährung und Entspannung (Stressmanagementseminare, Entspannungskurse etc.) bis hin zu Raucherentwöhnungskursen. „Für den Schrittzählerwettbewerb, den wir in Kürze starten, haben wir sogar über 290 Anmeldungen“, freut sich Doktor Schauerte. „Wir haben festgestellt, dass es Sinn macht, wenn in einer solchen Betriebsnachbarschaft zumindest 2 größere Unternehmen bis 150 Mitarbeiter dabei sind, die zum Beispiel Räumlichkeiten zur Verfügung stellen können. Auch ist es wichtig, dass die teilnehmenden Unternehmen wie hier in Waldbröl nah beieinander liegen, damit Kurse und Veranstaltungen auch wirklich gut besucht werden können“. Ende 2017 läuft das Projekt in Waldbröl aus. Und es sieht gut aus, dass die Betriebe auch danach gemeinsam etwas für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter tun. Thomas Corrinth I redaktion@regiomanager.de

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