Dass sich alles verändert, ist eine Binsenweisheit, aber dennoch eine wichtige Erkenntnis. Denn die Cash Cow von heute kann schon morgen eine Hungerleiderin sein. Technologien, Vertriebswege und Betriebsstrukturen, die einem Unternehmen gute Einnahmen bescheren, sind vielleicht schon in naher Zukunft „Schnee von gestern“. „Stillstand ist Rückschritt“, soll der deutsche Top-Manager Rudolf von Bennigsen-Foerder gesagt und damit eine zeitlose Wahrheit ausgesprochen haben. Natürlich gibt es immer auch „windstille“ Zeiten. Die Gegenwart scheint aber nicht dazuzugehören.
Ein Blick von außen ist
meist sehr hilfreich
Veränderung ist Wachstum – quantitativ oder qualitativ – und das benötigt immer Verhaltensänderungen, was wiederum neue Sichtweisen voraussetzt. Für solch einen Perspektivwechsel ist ein Blick von außen meist sehr hilfreich. Nicht umsonst werden die Erschließung neuer Märkte und die Neuausrichtung eines Unternehmens neben Kosteneinsparungen als klassische Aufgaben von Business-Consulting angesehen. Daher haben sich manche Unternehmensberater auch explizit auf das Thema Wachstum und Veränderung spezialisiert oder verstehen Change-Management und Wachstumsberatung als wichtigen Teil ihres Angebots.
Das operative Tagesgeschäft verschlingt zu viele Ressourcen
Ein erfolgreiches Unternehmenswachstum fordert eine Reihe von Veränderungsschritten, die Unternehmen ganz auf sich allein gestellt oft nicht hinbekommen. Denn viele Betriebe leiden an lähmenden Routinen, die zu viel Dienst nach Vorschrift führen und Eigeninitiative sowie Kreativität ersticken. Das operative Tagesgeschäft verschlingt zu viele Ressourcen der Leitung, was zu Defiziten in der Strategieentwicklung und Umsetzung führt. So kann eine ernst gemeinte Neuausrichtung nicht angestrebt werden – und erst recht nicht gelingen. Oft hapert es in der Zusammenarbeit der verschiedenen Unternehmensteile und die Führungskultur ist zu schwach ausgeprägt. Solange die Zahlen stimmen, mag das zwar alles noch leidlich funktionieren, kommt es aber zu Krisenerscheinungen, wird die Unzufriedenheit im Team steigen. Das Unternehmen verliert an Attraktivität für neue Talente und leidet an Nachwuchsproblemen.
Unternehmen in einen fortlaufenden Entwicklungsprozess bringen
Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, ist es wichtig, Unternehmen in einen fortlaufenden Entwicklungsprozess zu bringen – und immer wieder von Neuem an Herausforderungen auszurichten. Dafür muss zunächst das im eigenen Haus vorhandene Potenzial erkannt und gehoben werden. So schafft man es auch, die Motivation sowie das Engagement der eigenen Teammitglieder zu steigern und eine positive Unternehmenskultur zu entwickeln, Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden und es dazu attraktiv für neue Bewerber zu machen. Was mittelfristig zu mehr Umsatz und Gewinn führen kann. So werden Stillstand und Rückschritt vermieden.
Vor- und Nachteile des Wachstums
Ein wesentliches Argument für Wachstum ist, dass Unternehmen nur so dauerhaft profitabel sind, weil man eben nur durch Wachsen in den Genuss der „Economies of Scale“ kommt. Dazu gewinnt man durch die Ausweitung der eigenen Aktivitäten Marktanteile und so eine – im Vergleich zu Mitbewerbern – starke Marktposition. Außerdem bedeuten mehr Umsatz und Gewinn mehr Ressourcen für Innovationen und die Weiterentwicklung des eigenen Unternehmens. Auf der anderen Seite darf man gegenüber Wachstum um jeden Preis mit Recht skeptisch sein. Denn es haben sich auch immer wieder Unternehmen bei der Ausweitung ihrer Aktivitäten „überfressen“. Wenn das Wachstum nur stattfindet, weil die Presse, Kapitalgeber oder die Börse es für richtig halten, oder das Ego der Firmeninhaber der entscheidende Grund ist, sollte man seine Wachstumsstrategie ernsthaft überdenken. Dann bleibt man vielleicht besser ein kleiner und flexibler „Nischenplayer“.
Beratung für eine
erfolgreiche Entwicklung
Hat man sich für eine Wachstumsstrategie entschieden, stellt sich die Frage, ob für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Geschäftsmodells eine Unternehmensberatung notwendig ist. Auch hier gehen die Meinungen auseinander, wobei das Hauptargument für die Zuziehung von Consultants der neutrale Blick von außen ist. Als Externe sind sie eben nicht betriebsblind und haben auch keine (eventuell hinderliche) emotionale Bindung an das Unternehmen. Sie können die Ist- und Soll-Situation differenziert betrachten und Tipps geben, auf die ein Interner so möglicherweise nicht gekommen wäre. Dabei sollte das Management allerdings nicht den Fehler machen, die Berater erst dann zu engagieren, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist und unpopuläre Notmaßnahmen getroffen werden müssen. Im Gegenteil kann es unter Umständen sogar sinnvoll sein, bereits sehr früh in der Unternehmensentwicklung fremde Expertise anzuzapfen, um eventuell teure Anfängerfehler zu vermeiden.
Auch ohne Berater stark werden?
Es gibt aber auch Stimmen, die den Nutzen von Unternehmensberatungen vehement bezweifeln: So erklärt der „New Work Coach“ Markus Väth, dass Berater meist keinesfalls die neutralen Experten seien, als die sie sich darstellten, sondern vielmehr in ihrer eigenen „Beratungsideologie“ steckten und entsprechend schematische – und für das jeweilige Unternehmen gar nicht passende – Vorschläge machten. Daher ermutigt er Unternehmen, ohne Berater stark zu werden. Da heute fast jedes Wissen nur ein paar Klicks entfernt sei, gebe es keine Grund mehr, teure und ineffektive Experten zu engagieren. Die benötigt man laut Väth überhaupt nicht, wenn man sein Umsetzungsproblem in den Griff bekommt, das auch kein Berater aus der Welt schaffen kann. Als Kernfunktionen jedes Unternehmens sieht er Management, Führung und Teamwork. Das heißt für ihn vor allem: quer zu eingefahrenen Wegen denken, als Chef zum „Diener“ seines Teams werden und Teamwork sowie Kooperation fördern.
Umsetzen muss man selbst!
Wer sich die, für ein erfolgreiches Wachstum nötige, Entwicklungsarbeit als Unternehmen selbst zutraut, kann möglicherweise auf Berater verzichten. Es spricht allerdings einiges dafür, sich trotzdem einen Sparringspartner ins Unternehmen zu holen. Dabei kommt es dann allerdings darauf an, eine „gute“ Unternehmensberatung zu engagieren – die eben keine schematischen Vorschläge macht, sondern willens und in der Lage ist, auf die individuelle Situation ihres Kunden einzugehen. Umsetzen muss man die Veränderung dann am Schluss selbst. Das kann einem kein Berater dieser Welt abnehmen.
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