Mobilität & Logistik

Manager im Werkstattkittel

In dynamisch wachsenden Unternehmen wächst eine Kostenposition oft unkontrolliert mit – die Dienstwagen-Flotte. Höchste Zeit, ein Fuhrparkmanagement einzuführen.

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von Regiomanager 01.03.2017
(Foto: © Sven Krautwald – stock.adobe.com)

Auf
unseren Straßen wird es immer voller. Das Kraftfahrt-Bundesamt zählte
für 2016 einen Bestand von fast 55 Millionen angemeldeten
Kraftfahrzeugen. Damit waren im letzten Jahr in Deutschland so viele
Motorräder, Omnibusse, Personenkraftwagen, Zugmaschinen und
Lastkraftwagen angemeldet wie nie zuvor. Davon betrug allein die Zahl
der PKWs 45 Millionen und die Zahl der LKWs rund 2,8 Millionen. Die Zahl
der Fahrzeug-Neuzulassungen spiegelt diese Entwicklung wider. Mehr als
3,7 Millionen Neufahrzeuge wurden 2015 für den Straßenverkehr
zugelassen, darunter 3,2 Millionen PKWs und 274.800 LKWs. Der
Individualverzehr verzeichnet damit einen kontinuierlichen Anstieg, und
mit ihm nimmt auch der Anteil an Firmenfahrzeugen immer mehr zu, die in
Fuhrparks oder Fahrzeugflotten organisiert sind. Mit einem Rekord von
rund 828.000 PKW-Neuzulassungen lag der Flottenmarkt im Jahr 2016 bei
rund einem Viertel aller PKW-Neuzulassungen (aus 2015) und stellt damit
eines der wichtigsten Segmente im deutschen Automobilmarkt dar, wobei
auch die Vorzeichen für die künftige Entwicklung gut sind: „Generell ist
für die nächsten Jahre weiterhin mit einer positiven Entwicklung des
relevanten Flottenmarkts zu rechnen, da in 2017 bereits die meisten
Fahrzeuge aus 2014 getauscht werden müssen (…)“, bewertet der
Datenanalyst Dataforce aus Frankfurt/Main die aktuelle Situation.

Kein einheitliches Berufsbild

Fundierte
Zahlen und Fakten zum Fuhrparkmanagement sind für Hersteller, Händler
und Dienstleister, aber auch für die wachsende Berufssparte der
Fuhrparkleiter eine wichtige Handlungsbasis geworden. Neben der
kontinuierlichen Entwicklung der Zulassungszahlen fragt Dataforce daher
in regelmäßigen Studien auch bei Fuhrparkmanagern nach, ob und wie sich
die Aufgaben und Strukturen für sie verändern. Aber welche Aufgaben
haben sie genau, und wer managt die stetig wachsende Zahl an Fuhrparks
in Deutschland eigentlich? Axel Schäfer ist Geschäftsführer des
Bundesverbandes Fuhrparkmanagement e. V. mit Sitz in Mannheim, und er
weiß aus langjähriger Erfahrung: „Für den Fuhrparkmanager gibt es kein
einheitliches und klar definiertes Berufsbild. Er ist Manager im
Werkstattkittel und KfZ-Fachmann im Anzug zugleich.“ In seinem
„Praxishandbuch Fuhrpark-Management“ (erschienen im Juni 2010) legte
Schäfer die grundlegende Definition für den kaum definierbaren Job fest:
„Fuhrparkmanagement bedeutet, die Mobilitätsanforderungen eines
Unternehmens unter Berücksichtigung der eigenen Unternehmensziele
strategisch zu planen und flexibel zu steuern.“ Eine allumfassende
Aufgabe, in die ein Fuhrparkleiter in vielen Fällen erst einmal
hineinwachsen muss. Axel Schäfer: „Ein kompetenter Fuhrparkmanager ist
Allrounder und Spezialist zugleich. Seine Aufgaben machen es notwendig,
dass er nahe an der Basis arbeitet und sich aber auch gekonnt in Etagen
des mittlerene Managements bewegen kann.“ Er hat vielfältige
Managementaufgaben zu erledigen, wenn er in kaufmännischen und
Finanzierungs-Fragen ebenso auf der Höhe sein will wie in technischen,
rechtlichen und organisatorischen Belangen. „Eine Gratwanderung
ohnegleichen“, sagt Axel Schäfer, denn der Fuhrpark muss tagtäglich
nicht nur problemlos laufen, sondern dabei auch wirtschaftlich hoch
effizient sein, sonst wird die oft millionenschwere Fahrzeugflotte
schnell zum Faß ohne Boden.

Experten erzielen Einsparungen

Mit
der Studie „Fuhrparkmanagement in deutschen Unternehmen 2015“
analysierte Dataforce im vergangenen Jahr sehr genau, wie das
Fuhrparkmanagement in der deutschen Wirtschaft gehandhabt wird. Hierzu
wurden die Verantwortlichen in mehr als 50.000 Unternehmen befragt.
Dabei zeigte sich jedoch, dass sich in nur 30 Prozent aller
teilnehmenden Unternehmen der Fuhrparkmanager mit mehr als 50 Prozent
seiner Arbeitszeit auf diesen Job konzentrieren kann. Die Quote steigert
sich allerdings schnell auf 100 Prozent, sobald man die Firmen
betrachtet, in deren Dienstwagenflotte mehr als 100 Fahrzeuge fahren.
Hier ist der hauptamtliche Fuhrparkverwalter ein Muss. Bei Unternehmen
mit kleineren Fahrzeugflotten ist das Fahrzeugmanagement hingegen oft
noch die alleinige Aufgabe der Geschäftsleitung, aber auch hier wächst
die Erkenntnis, dass sich durch einen Experten für diesen Job deutliche
Einsparungen erzielen lassen. Hierfür werden dann vielfach spezielle
Qualifizierungen durch Weiterbildungsangebote in Anspruch genommen. Um
das Berufsbild des Fuhrparkmanagers künftig klarer zu struktrieren und
einheitliche Branchenstandards zu etablieren, bietet zum Beispiel die
DEKRA Akademie in enger Kooperation mit dem Bundesverband
Fuhrparkmanagement e. V. den Ausbildungsgang „Zertifizierter
Fuhrparkmanager/in“ an, was eine deutliche Professionalisierung und
Qualifizierung im Fuhrparkmanagment zur Folge hat. Grundlage für die
Prüfung ist eine einheitliche, vom Fuhrparkverband als Branchenstandard
geschaffene Prüfungsordnung. Eine konkrete „Abteilung Fuhrpark“ gab es
2015 insgesamt nur in 11 Prozent der von Dataforce befragten
Unternehmen. Bei Unternehmen, die zwischen 50 und 99 Fahrzeugen in ihrem
Fuhrpark haben, liegt dieser Anteil jedoch mit 26,3 Prozent deutlich
höher. Die Autoren der Dataforce-Studie schlußfolgern: „In dieser
Größenklasse liegt der Anteil der Unternehmen aus dem verarbeitenden
Gewerbe und aus dem Bereich Dienstleistungen höher als im Mittel der
Stichprobe. Ein entsprechend großer Anteil an Servicefahrzeugen mit
hoher Laufleistung und entsprechend großem Autausch- und
Organisationsbedarf lässt darauf schließen, dass hier das
Fuhrparkmanagement so wichtig ist, dass es häufiger einer separaten
Abteilung bedarf.“

Vielfältige Aufgaben und Themen

Auch
wenn die Konfiguration eines neu anzuschaffenden Dienstwagens
überwiegend vom jeweiligen Fahrer selbst vorgenommen wird, sind
Flottenmanager an vielen Entscheidungen doch in zunehmendem Masse
beteiligt. Als Spezialisten spielen sie im Unternehmen eine wichtige
Rolle und werden vor finalen Entscheidungen zunehmend zu Rate gezogen.
Umso wichtiger ist es in dieser Position, bei den aktuell in der Branche
diskutierten Themen „auf Ballhöhe“ zu bleiben. Für die Mitglieder im
Bundesverband Fuhrparkmanagement e. V. ist die fachliche Diskussion über
alle betriebswirtschaftlichen, rechtlichen und technischen Fragen daher
eine wichtige Orientierungshilfe in diesem dynamischen Umfeld. Ganz
oben sind dabei auf der Themenliste die vielfältigen Aspekte, die sich
aus der zunehmenden Digitalisierung rund um die Auto-Mobilität ergeben.
Wem gehören die hier ermittelten Daten, und wer kann bzw. soll sie für
welche Zwecke nutzen? Datenschutzaspekte spielen hierbei ebenso eine
Rolle wie zukünftige Regelungen zum Bereich „autonomes Fahren“! Bei
verschiedenen Versicherungsanbietern werden bereits Tarifmodelle auf
Basis von Telematikdaten vorbereitet, wobei hierzu noch nicht
einzuschätzen ist, was das letztlich für die Fuhrparks zu bedeuten hat,
so Axel Schäfer. Hier ergeben sich erneut vielfältige rechtliche und
vertragliche Fragen, die in den Verbandsforen sowie bei den jährlichen
Tagungen und Konferenzen diskutiert und bewertet werden.

Emrich Welsing I redaktion@niederrhein-manager.de

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