REGIO MANAGER: Herr Zarouali, die Energiekrise beschäftigt die Menschen seit mehr als einem Jahr und stellt die Branche vor große Herausforderungen. Wie gehen Sie damit um?
Smail Zarouali: Richtig, aus energiewirtschaftlicher Sicht, aber auch gesellschaftlich, ist die Situation nicht einfach, um es mal diplomatisch zu formulieren. Zu Anfang des letzten Jahres, als wir noch mit den Auswirkungen der Coronakrise beschäftigt waren, hatten sicherlich viele gehofft, dass wir bald in ruhigere Fahrwasser kommen. Das war mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und den daraus resultierenden massiven Folgen für den Energiemarkt jedoch hinfällig. Natürlich sind die Sorgen der Menschen hierzulande kein Vergleich mit der humanitären Katastrophe, die die Menschen in der Ukraine erleben, aber als Dienstleister hätte ich ihnen dennoch einiges gerne erspart. Trotzdem bin ich stolz, dass wir auch in der größten Energiekrise der letzten Jahrzehnte zu jedem Zeitpunkt für unsere Kundinnen und Kunden da waren.
RM: Wie genau zeigt sich das?
SZ: Das fängt bereits bei der Beschaffungsstrategie an. Als verantwortungsbewusstes Stadtwerk beschaffen wir die benötigten Strommengen möglichst frühzeitig und beteiligen uns bewusst nicht an Spekulationen an den sogenannten Spotmärkten. Wir bieten dafür Zuverlässigkeit, Sicherheit, Planbarkeit und Beständigkeit in volatilen Märkten. Werte, die augenblicklich gefragter sind denn je – und es auch morgen noch sein werden. Viele der Billiganbieter haben sich durch die massiv steigenden Preise und ihre kurzfristigen Beschaffungsstrategien verspekuliert, mussten hohe Verluste hinnehmen, haben den Vertrieb eingestellt und sind zu einem nicht unerheblichen Teil sogar ganz vom Markt verschwunden. Viele von deren Kundinnen und Kunden konnten wir auffangen – und waren natürlich auch weiter für unsere Stammkunden da. Das muss sowohl als Grundversorger in Krefeld, als auch im deutschlandweiten Energievertrieb, unser Anspruch sein. Wir haben bundesweit inzwischen knapp 800.000 Energiekunden. Wer Kunde der SWK ENERGIE ist, soll sich zu 100 Prozent auf uns verlassen können.
RM: Als wie herausfordernd haben Sie die diversen Anpassungen seitens der Regierung und des Gesetzgebers empfunden?
SZ: Als sehr herausfordernd! Hier muss ich die Leistung unserer Mitarbeitenden ausdrücklich loben: Mit welcher Gewissenhaftigkeit und Geschwindigkeit sie die Maßnahmen der Bundesregierung umgesetzt haben – das Entlastungspaket oder die Energiepreisbremse etwa – und zwar on top zum eigentlichen Tagesgeschäft, nötigt mir größten Respekt ab. Sehen zu können, mit welcher Motivation und Leidenschaft täglich an der Umsetzung im besten Kundeninteresse gearbeitet und unsere Unternehmensphilosophie gelebt wurden, hat mich ehrlich begeistert.
RM: Aber sollte das nicht auch selbstverständlich sein? Es ist schließlich Ihr Auftrag.
SZ: Mehr noch, es ist unser Selbstverständnis. Als kommunales Stadtwerk mit fast 170 Jahren Tradition wollen wir erreichbar und nahbar sein. Aber ich bin der Überzeugung, dass wir in dieser Hinsicht abgeliefert haben. Und das wurde uns größtenteils auch so gespiegelt. Nicht nur in Krefeld, denn wir sind ja deutschlandweit tätig, als eines der größten überregional agierenden Stadtwerke – das zu 100 Prozent in kommunaler Hand ist, wohlgemerkt. Das gelingt nur, wenn man als Unternehmen eine hohe Agilität mitbringt.
RM: Was genau zeichnet einen agilen, modernen Energiedienstleister aus?
SZ: Wir wollen Antworten auf die Fragen liefern, die sich die Menschen stellen. Wenn sie sich fragen, wie sie die Energiewende voranbringen können, wollen wir Teil ihrer Antwort sein. Darum hinterfragen wir uns auch stets kritisch, ob wir all diese Antworten schon parat haben. Kleiner Spoiler: Haben wir nicht. Das von sich zu behaupten, wäre vermessen, aber wir arbeiten unentwegt daran.
RM: Können Sie konkreter werden?
SZ: Wir wollen unsere Kunden und Kundinnen partnerschaftlich begleiten, wenn sie sich beispielsweise für ein Elektroauto entscheiden. Wir diskutieren aktuell Wege, wie wir noch mehr Kunden für unsere klimafreundlichen Produkte begeistern können, etwa für unseren SWK Heimatstrom. Auch wir haben selbstverständlich den Weltklimareport gelesen und wollen unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden.
RM: Welche Antworten haben Sie heute schon?
SZ: Den Heimatstrom mit regionaler Erzeugerzertifizierung habe ich neben unserem deutschlandweiten Ökostromprodukt bereits erwähnt. Unsere zertifizierte Fernwärmeerzeugung mit einem überragenden Primärenergiefaktor von 0,23, bei der wir durch effiziente Müllverbrennung Strom und Wärme für unsere Kunden produzieren, sowie unsere hochmoderne Biogasanlage sind nur ein paar der weiteren Antworten, die wir schon liefern. Aber darauf ruhen wir uns nicht aus. Zum Beispiel sind wir gerade dabei, außerhalb Krefelds PV-Anlagen mit Batteriespeicher oder auch Wärmepumpen anzubieten und so zur Energiewende beizutragen.
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