„Die Zukunft liegt in den Metropolen. Das Land dient bestenfalls noch als Schlafstätte und Naherholungsgebiet für gestresste Großstädter“, lautet eine gängige Meinung in Politik und Wirtschaft. Wie soll da eine, zum guten Teil ländlich geprägte Region wie der Niederrhein im Kampf um Investoren und Fachkräfte bestehen. Ist das nicht alles „vergebene Liebesmühe“? Nein, meinen die Entscheider der niederrheinischen Städte und Gemeinden. Sie sind überzeugt, dass unsere Region über ein großes Potenzial und sehr viel Lebensqualität verfügt, was bereits von vielen erkannt wird, aber trotzdem noch besser kommuniziert werden kann. Daher herrschte große Einigkeit, den Wiener Zukunftsforscher und Innovationsexperten Andreas Reiter zu beauftragen, eine prägnante Regionalmarke für den Niederrhein zu entwickeln, um dem Niederrhein so auch in der Außenwahrnehmung ein prägnantes Profil zu geben.
Am Markt mit einer Stimme auftreten
„Je stärker sich Menschen und Unternehmen mit ihrer Region identifizieren, je mehr sie eine gemeinsame Erzählung haben, desto effizienter werden (branchenübergreifende) Netzwerke. Eine Marke stärkt die regionale Resilienz, also die Robustheit einer Region“, erklärt Andreas Reiter, der bereits einige Städte und Regionen in ihrer Kommunikation beraten hat. In einem knapp ein Jahr dauernden Arbeitsprozess hat der Österreicher zusammen mit Vertretern der niederrheinischen Städte und Kreise sowie regionalen Tourismusexperten herausgearbeitet, was den Niederrhein eigentlich ausmacht und was daher nach innen und außen kommuniziert werden sollte. „Wir wollen in der Vielzahl der deutschen und europäischen Regionen besser wahrgenommen werden“, fasst Dr. Andreas Coenen, Landrat des Kreises Viersen, die Intention der regionalen Auftraggeber zusammen. „Die Marke Niederrhein schafft Identifikation nach innen und außen. Deshalb ist nicht nur das Ergebnis – das Markenlogo – wichtig, sondern auch der Prozess, in dem sich viele Akteure sehr intensiv mit den Stärken und dem Image des Niederrheins auseinandergesetzt haben.“
Dabei ist die touristische Marke auch für den Regionalexperten Reiter nur der erste, aber wichtige Schritt. „Die internationale Entwicklung hin zu einer integrierten Vermarktung ist eindeutig: Lebens- und Wirtschaftsraum, Tourismus und Standort verzahnen sich immer mehr und treten mit einer Marke, gleich einer Stimme, auf“, konstatiert er. „Alle Akteure gestalten gemeinsam diesen Raum, den Niederrhein. Mit der touristischen Marke ist jetzt der Anfang gesetzt, diese Marke kann als Hebel dienen, künftig die ganze Region attraktiv zu vermarkten und so Gäste, Talente und Investoren gleichermaßen anzuziehen.“
Ein Gefühl von Freiheit
Das Ergebnis der gemeinsamen Bemühungen, die „DNA des Niederrheins“ zu finden und für alle sichtbar zu machen, lautet: „Niederrhein. So gut. So weit.“ Das neue Logo prangt inzwischen bereits in leuchtend rot auf der Niederrhein-Tourismus-Homepage und auf diversen Druckwerken der regionalen Tourismusförderer. Auch bei der Internationalen Tourismus-Börse ITB im März fand der neue Auftritt der Region zwischen Kleve und Heinsberg großen Anklang. „Unser neuer Slogan drückt den großen Horizont und das Gefühl von Freiheit aus, das Besucher zwischen Rhein und Maas erleben können“, freut sich Martina Baumgärtner, Geschäftsführerin der Niederrhein Tourismus GmbH. Um dies deutlich zu machen und noch mehr Menschen als bisher nahezubringen, stellt sich die Region nun in drei „Faszinationsfeldern“ vor: „Kultur in der Natur“ bietet ausdrucksstarke Museumsangebote wie Schloss Moyland oder den Archäologischen Park in Xanten, „Stadt, Land, Fluss“ steht für die intakte Natur mit paradiesischen Fahrradrouten und vielfältigen Wanderwegen in abwechslungsreicher Landschaft und „Lebensfreude“ stellt das gemeinschaftliche Erleben in den Vordergrund vom Freizeitpark bis zur Kanutour, vom Kletterwald bis zu spannenden Veranstaltungen für verschiedenste Interessen.
Selbstbewusstsein ist wichtig
Die Aktivitäten der niederrheinischen Tourismusförderer zielen allerdings nicht nur auf Besucher, sondern genauso auf die Einwohner der Region und die hier ansässigen Unternehmen. Denn die neue „Marke Niederrhein“ soll eben auch dazu beitragen, das Selbstbewusstsein der Niederrheiner zu stärken. Nicht nur Andreas Reiter ist überzeugt, dass „eine Marke der gute Ruf ist, der einem Unternehmen oder Standort vorauseilt“. Auch Dr. Thomas Jablonski, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Viersen, ist von der Wirksamkeit der neuen Regionalmarke überzeugt. „Der Niederrhein bietet eine tolle Landschaft. Hier leben zupackende und kreative Menschen, die ein optimistisches Lebensgefühl verbreiten und Spitzenleistungen erzielen. Das sind wichtige Faktoren im Wettbewerb der Region um Talente, Besucher und Investoren“, so Dr. Jablonski. „Denn Lebensqualität ist ein entscheidender Standortfaktor. Mit dem neuen Slogan ,So gut. So weit.‘ schaffen wir eine regionale Identität, die für ein positives Image des Standorts sorgt. Unter der neuen Dachmarke können sich Unternehmen noch stärker mit der Region identifizieren, Netzwerke bilden und damit die Chancen und Bedeutung ihrer Betriebe erhöhen.“
Nah am Puls der Wirtschaftszentren
Der Kreis Viersen ist eine von vier Gebietseinheiten (die anderen drei sind die Kreise Heinsberg, Kleve und Wesel), die die Trägerschaft für die Niederrhein Tourismus GmbH übernommen haben. Dabei ist Viersen zugleich der Sitz der regionalen Tourismusförderung. Aufgrund seiner zentralen Lage und der besonderen Nähe zu den angrenzenden Ballungsräumen ist der Kreis ein wichtiger Teil des Niederrheins. Der Raum zwischen Kempen, Willich und Brüggen ist ebenso durch grüne Erholungslandschaften geprägt wie durch ein reges Wirtschaftsleben und eine gute überregionale Verkehrsanbindung. Unmittelbar an den Kreisgrenzen liegen die Großstädte Krefeld und Mönchengladbach sowie die Landeshauptstadt Düsseldorf, während der Kreis im Westen an die niederländische Provinz Limburg mit ihren Regionalzentren Venlo und Roermond grenzt. Im Kreis Viersen hat das „Land“ seine erholsamen Qualitäten erhalten und ist zugleich sehr nah am Puls der westdeutschen Wirtschaftszentren. Da wundert es nicht, dass das in Kempen beheimatete Technologie- und Gründerzentrum Niederrhein regelmäßig Veranstaltungen zu Themen wie künstliche Intelligenz, Kreislaufwirtschaft oder digitale Arbeitswelt veranstaltet.
Mehr als ein Versprechen
Der Niederrhein ist längst nicht mehr „Provinz fernab des modernen Lebens“, wenn er es denn jemals gewesen ist. Auch Deutschlands westlichste Region profitiert zunehmend von der Gegenbewegung zur Hyper-Urbanisierung. Denn in den Metropolen konzentrieren sich nicht nur Innovationen, Arbeitsplätze und Kultur, sondern auch Lärm, Verkehr und hohe Lebenshaltungskosten. Um wie viel entspannter lebt es sich da in einer zugleich lebendigen und naturnahen Region direkt vor der Haustür. Dies aufs Neue deutlich zu machen, ist auch eine Aufgabe der neuen Regionalmarke: Niederrhein. So gut. So weit. Das ist mehr als ein Versprechen.
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