Fitness boomt nach wie vor: Mehr als neun Millionen Bundesbürger trainieren mittlerweile in über 8.000 Fitnessstudios in Deutschland. Allein von 2013 auf 2014 stieg die Mitgliederzahl um 6,1 Prozent. Das ergibt die aktuellste der jährlich erscheinenden Studien, die der Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen – DSSV e.V. zusammen mit Deloitte und der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement herausgibt.
Gleichzeitig ist das Fitnessangebot so vielseitig wie noch nie. Im Kampf um Marktanteile spüren die Anbieter frühzeitig Trends auf und besetzen Nischen. Kleinere Special-Interest-Studios locken mit EMS oder Zirkeltraining, gesundheitsorientierte Anbieter konzentrieren sich auf Best Ager und große Ketten bieten kostengünstig möglichst viel an. Ein Megatrend, der sich in den nächsten Jahren über alle Studios hinweg weiter ausdifferenzieren wird, ist die Digitalisierung: „In der Fitnessbranche zeigt sich diese unter anderem in Form von vollelektronischen Geräten, Cyberkursen, mit Fitness-Studios vernetzten Activity-Trackern und Fitness-Apps“, erklärt Dustin Tusch, Pressesprecher des DSSV. Der Körper wird so zum Versuchsobjekt, der auf eigene Faust nach sämtlichen Parametern gemessen und getuned wird. Ebenfalls stark angesagt ist die persönliche Betreuung, entweder 1:1 oder in Kleinstgruppen mit einem Personal Trainer. Ganzheitliche Konzepte wie das bereits etablierte Functional Training, bei dem möglichst viele Muskeln gleichzeitig trainiert werden, werden weiter im Trend liegen – denn Zeit ist Geld. „Zudem erwarten Kunden eine qualitativ hochwertige Betreuung und Beratung und zwar nicht nur im Premiumstudio“, so Tusch. Eine immer größere Rolle im deutschen Fitnessmarkt spielen die Themen Prävention und Gesundheitsförderung. Ein gutes Barometer dafür ist die internationale Fitness-Leitmesse FIBO: Rund 100 der insgesamt 700 Aussteller waren dieses Jahr im Bereich FIBOmed gelistet. Das bedeutet, dass diese Anbieter Dienstleistungen erbringen, die auch für Arztpraxen, Rehakliniken oder Physiotherapeuten gedacht sind. Ebenso der Anteil der Fachbesucher, die aus diesen Bereichen kommen, ist in den letzten Jahren gestiegen. Damit macht die Branche einen deutlichen Schritt Richtung Gesundheitsmarkt.
Gut für den Körper
Woher dieser Hype kommt? Der erste Grund ist der offensichtlichste: Regelmäßiges Fitnesstraining formt den Körper, macht ihn leistungsfähiger und wirkt sich positiv auf Gesundheit und Wohlbefinden aus. Krafttraining beispielsweise stellt eine effektive Maßnahme dar, um den altersbedingten Rückgang an Muskelmasse zu kompensieren. „Die mit einem Krafttraining verbundenen Kraftsteigerungen erhalten bei älteren Menschen die Mobilität und somit die Fähigkeit, sich im Alltag selbst zu versorgen. Zudem nimmt Krafttraining einen hohen Stellenwert bei der Prävention von Rückenbeschwerden ein“, erklärt Dustin Tusch. Der wichtigste und zentrale Effekt eines regelmäßigen Ausdauertrainings ist dessen kardioprotektive Wirkung. „Ausdauertrainierte Personen haben im Vergleich zu Inaktiven ein vermindertes Risiko, vorzeitig zu sterben. Insbesondere das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko wird durch Ausdauertraining deutlich gesenkt“, so Tusch. Und wer nicht ins Fitnessstudio möchte, macht bereits eine Menge für sich, wenn er mindestens fünf Mal die Woche 30 Minuten aktiv ist. Das kann bereits ein einfacher Spaziergang in der Mittagspause sein. Über dieses empfohlene Maß an körperlicher Aktivität herrscht in Expertenkreisen seit mehreren Jahren weitgehend Einigkeit.
Gut für Geist und Seele
Fitness ist aber nicht nur gut für den Körper, sondern auch für Geist und Seele. Neuesten Studien zufolge sind die Muskulatur und das Gehirn stärker miteinander verbunden, als das bisher bekannt war. Ein Forscherteam der Universität Göteborg hat etwa kürzlich herausgefunden, dass beim Ausdauersport ein bestimmtes Protein gebildet wird, das nicht nur die körperliche Fitness verbessert, sondern auch die Neubildung von Nervenzellen im Gehirn. Heißt: Wer beispielsweise regelmäßig joggt oder Rad fährt, beansprucht automatisch auch seine grauen Zellen stärker. Es wird also nicht nur körperlichen Beschwerden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleibigkeit oder Diabetes mellitus Typ 2 vorgebeugt, sondern zum Beispiel auch psychischen Problemen wie Depressionen und Ängsten. „Training im Fitnessstudio kann weiterhin dem kognitiven Abbau im Alter vorbeugen und die Entwicklung einer Demenz hinauszögern. So scheint körperliche Aktivität mit einer Verzögerung altersbedingter Dysfunktionen im Zusammenhang zu stehen und zu einer Verminderung der kognitiven Nachteile wie Gedächtnislücken und Aufmerksamkeitsschwäche bei Alzheimer-Erkrankten zu führen“, erklärt Dustin Tusch. Und auch ein fitter Körper hat natürlich einen psychischen Effekt: Das subjektive Körperbild des Trainierenden verbessert sich, was wiederum Einfluss auf die eigene Wirkung, das Selbstbewusstsein und die allgemeine Zufriedenheit hat.
Durch fitte Mitarbeiter sparen
Fitte Mitarbeiter können also nur im Interesse eines Unternehmers sein. „Für die Unternehmen kennzeichnet sich der Nutzen eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements primär in Form von geringeren Krankenständen und dem Erhalt der Arbeitsfähigkeit bis zur Rente. Studien konnten aufzeigen, dass Maßnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements und Prävention einen wichtigen Beitrag zur Gesunderhaltung von Beschäftigten leisten“, erklärt Tusch. Das wirkt sich natürlich auch ökonomisch aus – durch Einsparungen aufgrund ausbleibender Fehlzeiten. In Zeiten des demografischen Wandels und Fachkräftemangels ist es zudem wichtiger denn je, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren. Ein durchdachtes Betriebliches Gesundheitsmanagement, Fitnessangebote oder gar ein Personal Training können da ein probates Mittel sein – für beide Seiten. Thomas Corrinth I redaktion@niederrhein-manager.de
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