[BILD1]ENERGIEWIRTSCHAFT
Schieferölproduktion schwächt Marktmacht der OPEC
Die Schieferölproduktion in den USA schränkt die Marktmacht der in der OPEC organisierten Ölförderländer zunehmend ein. Zu diesem Schluss kommt eine Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Weil die unkonventionelle Ölförderung über das sogenannte Fracking flexibler sei als die konventionelle Ölförderung und zudem immer effizienter werde, könnten die OPEC-Staaten nicht mehr so leicht wie früher den Marktpreis durch Fördermengenanpassung strategisch beeinflussen. In der Konsequenz könnten die Rohölpreise längere Zeit niedrig bleiben, sofern es nicht unerwartet größere Produktionsausfälle gibt. Selbst wenn die globale Nachfrage nach Öl demnächst wieder steige oder die Produktion vorübergehend eingeschränkt würde, wäre angesichts der gut gefüllten Öllager und der flexiblen Schieferölproduktion in den USA nicht mit hohen Preisen wie zu Beginn dieses Jahrzehnts zu rechnen. Der Wettbewerb nimmt also zu. Außerdem schränken politische Spannungen und Machtkämpfe die Handlungsfähigkeit der OPEC weiter ein. Auf Produktionsdrosselungen konnte sich die Organisation bisher jedenfalls nicht einigen. Denkbar wäre, dass die OPEC-Länder mit der Ölflut die unliebsamen US-Konkurrenten aus dem Markt drängen wollten. Sollte das die Strategie sein, wäre sie nicht sehr Erfolg versprechend. Denn die Schieferölproduzenten dürften auch künftig auf dem Ölmarkt präsent sein und die OPEC unter Druck setzen können.
MANAGEMENT
Aus der Vergangenheit lernen
Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) rät dazu, in der Zuwanderungspolitik Erfahrungen aus dem 19. Jahrhundert zu nutzen: Damals zog es Millionen Deutsche in die USA, die sich ohne soziales Sicherungssystem gut integrierten. Die Studie weist darauf hin, dass es sinnvoll wäre, das deutsche Zuwanderungsrecht weiter zu liberalisieren, um die dringend benötigten Fachkräfte zu gewinnen. Um gleichzeitig zu verhindern, dass die hiesige soziale Sicherung für viele Migranten zum entscheidenden Faktor für die Zuwanderung und den Verbleib im Land wird, sollte die Politik den Zugang zu Asylbewerberleistungen möglichst restriktiv handhaben. Im Gegenzug sollte es für Flüchtlinge – wie jüngst mit Blick auf die Westbalkanländer geschehen – zusätzliche Zugangswege nach Deutschland als Erwerbsmigranten geben. Basis der IW-Studie ist die Migrationsgeschichte der Deutschen selbst: Im 19. Jahrhundert zog es in manchen Jahren über 200.000 Deutsche in die USA. Auffällig sei dabei die Bedeutung der Zuwanderer für die wirtschaftliche Entwicklung der USA. Vier Faktoren seien damals für den Aufbruch ins Ausland ausschlaggebend gewesen: Kosten der Migration per Schiffsüberfahrt, Lohn in der Fremde, Altersstruktur dies- und jenseits des Atlantiks und die Zahl der bereits im Zielland lebenden Migranten, weil diese nützliche Hinweise in die Heimat weitergeben konnten. Damals wie heute stand beziehungsweise steht im Verhältnis zur Zahl der Arbeitskräfte viel Kapital zur Verfügung – damals, weil in den USA immer weitere Gebiete erschlossen wurden, heute wegen des demografischen Wandels und der daraus resultierenden Fachkräfteengpässe. Der wichtigste Unterschied liege indes darin, dass es in den USA keine staatlichen Sozialleistungen gab. Entsprechend müsse Deutschland eine zweigleisige Strategie verfolgen: zum einen den unmittelbaren Bezug von Sozialleistungen so weit wie möglich beschränken, zum anderen den Zugang für all diejenigen weiter erleichtern, die hier arbeiten wollen.
[BILD2]RECHT & FINANZEN
Schwache private Investitionen untermauern Handlungsbedarf
Die Unternehmen in Deutschland investieren nach wie vor nur sehr verhalten in ihre Produktionsanlagen: Wie aktuelle Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zeigen, dürften die privaten Investitionen hierzulande im vergangenen Jahr lediglich wieder das Niveau von vor der Finanz- und Wirtschaftskrise erreicht haben – obwohl die Wirtschaftsleistung seitdem deutlich stärker gestiegen ist. In den USA beispielsweise liegt das Investitionsniveau heute hingegen um etwa 14 Prozent höher als im Jahr 2007. Selbst in der deutschen Industrie lagen die Bruttoinvestitionen nicht einmal so hoch wie die Abschreibungen auf den vorhandenen Kapitalstock. Das DIW Berlin sieht erheblichen Handlungsbedarf: In erster Linie seien die fehlenden oder schlechten Rahmenbedingungen dafür verantwortlich, dass Unternehmen nicht genug investieren. Da spielten Faktoren wie die öffentliche Infrastruktur, fehlende Fachkräfte oder regulatorische Unsicherheiten eine Rolle. Die Expertenkommission zur Stärkung von Investitionen in Deutschland hat im April 2015 Vorschläge gemacht, wie Unternehmen ermuntert werden könnten, mehr zu investieren. Im Mittelpunkt standen dabei der Ausbau der digitalen Netze, die Energieinfrastruktur sowie die Förderung von Innovationen und Start-up-Unternehmen. Zwar habe die Politik einige der Vorschläge umgesetzt, allerdings sei bei Weitem noch nicht genug geschehen. Nachholbedarf sehen die DIW-Ökonomen im flächendeckenden Breitbandausbau, in schnellerer Umsetzung geplanter Innovationsförderungen und bei aufkommensneutralen steuerlichen Anreizen. So könnte die Politik beispielsweise über verkürzte Abschreibungsfristen dafür sorgen, dass sich das wirtschaftliche Risiko für investierende Unternehmen reduziert.
Stefan Mülders | redaktion@niederrhein-manager.de
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