Anlässlich seiner Auszeichnung zum „Business Angel des Jahres 2020“ hatte der Angel Investor Nikolaus D. Bayer dem Verband Business Angels Netzwerk Deutschland (BAND) ein längeres Interview gegeben. Darin beantwortete er auch die Frage nach seiner üblichen Strategie, z.B. ob er lieber allein oder im Syndikat investiert. „Es gibt Leute, mit denen ich wiederholt investiert habe, aber es gibt bisher niemanden, mit dem ich mehr als zwei Beteiligungen halte“, so seine Antwort. Nach einer gewissen Zeit wisse man einfach, wen aus seinem persönlichen Netzwerk man für welches Projekt kontaktieren kann. Grundsätzlich sei er alles andere als ein „einsamer Wolf“. Bayer findet es wichtig, sich auszutauschen und zu ergänzen. Er selbst stürze sich beispielweise gerne auf Vertriebsthemen und freue sich sehr, wenn jemand dabei ist, der einen Finanzfokus hat und sich dessen annimmt. „Wenn ich ein ,Einzelkämpfer’ wäre, könnte ich die Bandbreite der Themen, die aufkommen, gar nicht abdecken.“
Daran lässt sich schon erkennen, dass es „den einen, typischen Business Angel“ nicht gibt, wie Christian Müller, Projektmanager bei BAND, erklärt. Auch die Art der Zusammenarbeit zwischen den Investoren und dem Unternehmen lasse sich nicht verallgemeinern. „Wir sprechen ja auch nicht von einem geschützten Beruf. Jeder Fall ist auf seine Weise einzigartig.“ Um dennoch eine rechtliche Basis zu schaffen, hat das German Standards Setting Institute (GESSI), ein Joint Venture von BAND und dem Startup-Verband, mit seinen Standardverträgen konkrete Hilfe für Business Angels und Start-ups in der Gründungs- und Wachstumsphase geschaffen. Zuletzt wurden von GESSI Standardverträge zu virtuellen Mitarbeiterkapitalbeteiligungen, den sogenannten Virtual Stock Options (VSOP), präsentiert.
Auch M&A ermöglicht Wachstum
Eine Sache ist ohnehin immer gleich: der Wille, gemeinsam zu wachsen. Dafür bringen die „Engel“ Geld mit. Über die Summen gibt es kaum statistische Erhebungen. „Dafür bekommen die Unterstützer in der Regel einen niedrigen zweistelligen Prozentsatz der Anteile. Darüber hinaus stecken sie auch ihr Know-how in die junge Firma. Christian Müller spricht daher auch von der „Zweiflügeligkeit“. Wobei … nach seiner Aussage verfügt diese besondere Investoren-Gattung sogar über drei Flügel: „Die Kontakte bzw. das gesamte Netzwerk, das die Business Angels mit ins junge Unternehmen bringen, ist nicht zu unterschätzen.“
Die Business Angels sind – nicht zuletzt durch entsprechende TV-Präsenz – sicherlich die populärste Form der Unternehmensbeteiligung. Weitere sind Venture Capital (VC) und Private Equity (PE). M&A (Zusammenschluss und Kauf von Unternehmen) ist zwar keine Beteiligung, ermöglicht aber ebenfalls das (gemeinsame) Wachstum. Durch Zukäufe kann es geradezu sprunghaft nach oben gehen.
VC und PE erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. So legte etwa das Private Equity-Geschäftsklima laut Barometer des Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK), von KfW und der Deutschen Börse zum Jahresende zu: Die Bewertung der aktuellen Geschäftslage gewinnt dabei zum siebten Mal in Folge hinzu und auch die Geschäftserwartungen fallen wieder optimistischer aus. Das VC-Geschäftsklima blieb zum Jahresende unverändert – verharrte damit aber auf einem historischen Höchstwert.
Mit Beteiligungskapital finanzierte Unternehmen entwickeln sich nach dem Investoreneinstieg insgesamt positiv. So lautet das Ergebnis der Studie „Beteiligungskapital im Mittelstand – Analyse der Entwicklung beteiligungsfinanzierter Unternehmen“ von BVK und dem Institut für Mittelstandsforschung (IfM). Demzufolge übertreffen diese Unternehmen bei zentralen Kennzahlen die Vergleichsunternehmen, die nicht mit Beteiligungskapital finanziert wurden. „Durch Verwendung neutraler Jahresabschlussinformationen sowie Auswahl von Unternehmen unterschiedlicher Größenklasse und verschiedener Branchen ist es uns gelungen, ein ausgewogenes Bild von der Wirkung von Beteiligungskapital auf die mittelständischen Unternehmen zu ermitteln“, erklärt Studienleiter Dr. Jonas Löher vom IfM Bonn.
Umsatzplus von rund 20 Prozent
Die mit Beteiligungskapital finanzierten Unternehmen verzeichnen laut Studie ein deutliches Wachstum des Umsatzes und der Anzahl der Beschäftigten. In jedem dritten beteiligungskapitalfinanzierten Unternehmen wurde die Beschäftigtenzahl im Analysezeitraum von drei Jahren nach Einstieg des Investors um 25 Prozent oder mehr erhöht. „Beteiligungskapital schafft und sichert zukunftsfeste Arbeitsplätze. Unternehmen weisen nach Investoreneinstieg zudem erhöhte Investitionstätigkeiten auf. Dadurch werden Innovationen und technologischer Fortschritt vorangetrieben“, so BVK-Vorstandssprecher Frank Hüther. Der Umsatz wuchs über den gesamten Betrachtungszeitraum durchschnittlich um fast 21 Prozent und damit ebenfalls stärker als in der Vergleichsgruppe (13 Prozent). Gut jedes dritte Portfoliounternehmen steigerte den Umsatz um 25 Prozent und mehr.
„Beteiligungskapital ist eine wichtige Säule der Unternehmensfinanzierung in Deutschland“, betont Hüther. Im Jahr 2020 wurden insgesamt 14,8 Milliarden Euro in mehr als 1.000 deutsche Unternehmen unterschiedlichster Größe und Alters investiert. Der Großteil erfolgt in kleine und mittlere Unternehmen. So weisen neun von zehn der im Jahresverlauf finanzierten Unternehmen weniger als 500 Mitarbeiter auf. „Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft. Die Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen in der Zukunft. Hier bedarf es verlässlicher Finanzierungspartner. Die Studie unterstreicht, dass Beteiligungskapitalgesellschaften einen wichtigen Beitrag für Wachstum und Stabilität leisten“, sagt Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BVK.
Daniel Boss | redaktion@regiomanager.de
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