Als die Nachfrage nach Desinfektionsmitteln und somit auch nach Desinfektionsmittelspendern zu Beginn der Corona-Krise schlagartig stieg, bedeutete das für Gelzenleuchter natürlich einen sofortigen Auftragsschub, den zu bedienen allerdings mit einer erheblichen Herausforderung verbunden war. Denn die Caritas-Werkstätten in Rheinberg, die die Gelzenleuchter-Produkte bisher montiert hatten, stellten ihren Betrieb komplett ein. So konnte die Produktion leider nicht wie gewohnt gefahren werden, gerade als die Produkte am dringendsten gebraucht wurden. Und selbst als die Caritas später wieder arbeitete, konnte sie dies nur mit einer kleinen Mannschaft tun und erreichten so noch nicht einmal die Vor-Corona-Produktionszahlen.
In viereinhalb Wochen eine neue Halle errichtet
„Also musste schnell improvisiert werden“, erinnert sich Geschäftsführer Andreas Gelzenleuchter. „Zunächst haben wir Familienmitglieder, Freunde und Bekannte von Mitarbeitern gefragt, ob sie einspringen können, dann hatten wir Schüler und Studenten und später, als das erlaubt wurde, Kurzarbeiter aus anderen Unternehmen im Einsatz“, so der Unternehmer. „Das Wichtigste war allerdings unser hoch motiviertes Kernteam. Ohne unsere Mitarbeiter hätten wir die Situation kaum so gut bewältigen können. Viele sind bereits viele Jahre bei uns im Unternehmen und ich bin wirklich sehr froh, dass wir eine so geringe Fluktuation haben“, erklärt Andreas Gelzenleuchter stolz. „Nachdem die Caritas ausgefallen war, sind wir mit unseren Mitarbeitern zuerst nach Rheinberg gefahren und haben da produziert“, fährt er fort. „Dann haben wir uns entschieden, hier vor Ort Kapazitäten zu schaffen, in dem wir innerhalb von viereinhalb Wochen eine neue Halle errichtet haben, eine weitere Halle auf dem Straelener Firmengelände ist in Planung. Inzwischen hat das Unternehmen 8.000 Quadratmeter Produktionsfläche“, stellt er fest.
20-mal mehr Desinfektionsprodukte
Im Frühjahr wurde der Betrieb des Straelener Unternehmens auf täglich zwei Schichten ausgeweitet – wo es vorher nur eine Schicht gab. Die Arbeitsbelastung von Maschinen und Mitarbeitern musste kurzfristig so hochgefahren werden, dass die Zahl der gefertigten Desinfektionsprodukte das 20- bis 30-Fache der vorherigen Produktion erreichte. Parallel wurde die Mitarbeiterzahl zeitweise von 60 auf 130 ausgeweitet. Aktuell arbeiten 105 Beschäftigte bei Gelzenleuchter und die Produktion liegt immer noch bei 200 Prozent vom Vorjahr. „Ich gehe davon aus, dass die Nachfrage noch einmal ansteigt, wenn nach Ende des zweiten Lockdowns wieder Läden und Lokale ausgestattet werden müssen“, schätzt der Geschäftsführer.
Produziert am Niederrhein
Produkte der Gelzenleuchter GmbH kommen nicht aus Massenproduktion in Fernost, sondern werden am Niederrhein hergestellt. Die Produktgehäuse werden meistens aus Edelstahl oder Aluminium gefertigt, manchmal auch aus Kunststoff. Das Material für die Produktion stammt zum größten Teil aus Deutschland und Europa. So die aktuell 500 bis 1.000 Tonnen Edelstahl pro Jahr aus den Niederlanden. Lackiert wird extern bei dem Gelderner Unternehmen PulverDesign Schmetter. Kunststoffteile liefert der in Goch produzierende Hersteller Polyboss. „Das hat auch den Vorteil, dass die Produkte bei Bedarf mit eigenen Fahrzeugen beim Lieferanten abgeholt werden können. Da unsere Lieferanten meist etwas für uns auf Lager haben, können wir bei unerwartetem Mehrbedarf auch kurzfristig Material nachbekommen“, so Andreas Gelzenleuchter. „Allerdings mussten wir im Frühjahr feststellen, dass bisher problemlos verfügbare Artikel schwer zu beschaffen waren, wie das Acrylglas für die Desinfektionsspender – da plötzlich jeder Laden und jede Tankstelle Acrylglas benötigte“, fährt er fort. „Die wenigen Bauteile aus Fernost, die wir einsetzen, haben wir im Laufe des Jahres gegen Produkte aus Europa ausgetauscht, da die Lieferbeziehungen unsicher wurden. Zuverlässige Lieferantenbeziehungen sind sehr wichtig“, ist der Unternehmer überzeugt.
Viele Produkte zusammen mit Kunden entwickelt
Neben den Desinfektionsbehältern stellt Gelzenleuchter verschiedenste Produkte für den gewerblichen Waschraum her – vom Seifen- und Handtuchspender bis zu Abfallbehältern und WC-Bürsten-Halterungen. Es werden aber auch spezielle Produkte – so z.B. für den OP-Bereich – hergestellt.
Dabei wird vieles zusammen mit den Kunden, meist Großhändler im Sanitärbereich, entwickelt. Ein gutes Beispiel für einen solchen Kooperationspartner ist die Air-Wolf GmbH, für die u.a. Seifen-, Desinfektions- und Handtuchspender fabriziert wurden. Ein weiterer Großkunde ist das Unternehmen Kimberly-Clark. Zum Teil entstehen so komplette Serien, die dann von den Kunden vertrieben werden. Die möglichen Stückzahlen reichen von eins bis Ende offen. Der größte Teil, etwa 70 bis 75 Prozent, besteht aus individueller Fertigung – teilweise mit Kunden-Logo auf den Produkten. Standardmodelle mit Gelzenleuchter-Logo werden vorwiegend für kleinere Kunden wir Apotheken oder niedergelassene Ärzte hergestellt.
Sonderprojekte und hohe Qualität
Manchmal gibt es auch Sonderprojekte wie die Ausstattung des Flughafens München mit Abfallbehältern, aus denen nichts herausgeholt werden kann, um das Stehlen von Pfandflaschen durch Flaschensammler zu verhindern. „Hier haben wir alle Terminals mit unseren Behältern ausgestattet“, erinnert sich der Gelzenleuchter-Geschäftsführer. „Die Müllbehälter mussten sogar einen speziellen Sprengtest bestehen, mit dem sichergestellt werden sollte, dass durch die Zündung einer Bombe im Behälter keine Teile aus dem Inhalt herumfliegen.“ Dabei legt Gelzenleuchter besonderen Wert auf hohe Qualität. „Unsere Produkte halten in der Regel 25 bis 30 Jahre“, so der Geschäftsführer. „Das merken wir allein daran, dass selten Ersatzteile nachgefragt werden, auch nicht für die Produkte, die in der Anfangszeit des Unternehmens um das Jahr 2000 herum verkauft wurden, obwohl diese Ersatzteile immer noch verfügbar sind. Wenn Probleme auftreten, dann oft durch mangelnde Pflege“, weiß er.
Seit über 20 Jahren am Markt
Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1997 von Bernd Gelzenleuchter, dem Vater des jetzigen Geschäftsführers, zusammen mit seinem Geschäftspartner Gerd Ritter. Deswegen hieß das Unternehmen auch zeitweise „Gelzenritter“ und die Website immer noch „gelzenritter.de“. Inzwischen gehören Vater und Sohn Gelzenleuchter alle Firmenanteile der GmbH und Andreas Gelzenleuchter ist jetzt alleiniger Geschäftsführer. Vor seiner Tätigkeit für das Familienunternehmen hat der eine Ausbildung als Energieanlagenelektroniker absolviert und anschließend BWL studiert. Zwischendurch war Andreas Gelzenleuchter als IT-Spezialist bei einer Bank angestellt und arbeitete als Servicetechniker beim Maschinenbauunternehmen Trumpf. „In unserem Betrieb bin ich jetzt seit 13 Jahren Vollzeit tätig. Ich habe aber vorher bereits die EDV betreut und als Schüler und Student immer wieder hier gejobbt. Mein Vater hat nie irgendeinen Druck auf mich ausgeübt, in die Firma zu kommen. Ich habe mich vollständig allein dazu entschieden“, so der heutige Geschäftsführer.
Wenn ein Mitarbeiter ausfällt, übernimmt der Chef
Als ehemaliger Servicetechniker kann Andreas Gelzenleuchter die Trumpf-Maschinen weitgehend selbst warten und reparieren. Das ist vor allem ein großer Vorteil, wenn eine Anlage ausfällt, aber kurzfristig wieder zum Laufen gebracht werden muss. „Wir haben keine Maschinen im Betrieb, die ich nicht selbst bedienen und programmieren kann“, betont der gelernte Anlagenelektroniker. „Wenn ein Mitarbeiter ausfällt, übernehme ich das eben, und die Produktion läuft weiter. Auch wenn das dann bedeutet, dass ich mal 15 oder 16 Stunden im Betrieb bin. Und wenn ich etwas selbst reparieren kann, mache ich das gerne. Das ist nämlich ein schöner Ausgleich zur Büroarbeit“, erklärt er lächelnd. „Ab und zu macht es auch mal Spaß, im Öl zu baden.“
Produktionskapazität wird weiter ausgebaut
Nicht nur aufgrund der besonderen Beziehung zum ehemaligen Arbeitgeber ist das Straelener Unternehmen mit mehreren modernen Trumpf-Werkzeugmaschinen ausgestattet. Hier werden die gelieferten Bleche geschnitten und geformt. Für Schweißarbeiten hat Gelzenleuchter vor eineinhalb Jahren einen „TruLaser“-Schweißroboter angeschafft. „Der arbeitet präziser und schneller, als es jeder Mensch könnte“, freut sich der Geschäftsführer. „Die Schweißnähte sind so perfekt, dass wir kaum nacharbeiten müssen.“ Die gefertigten Gehäuse werden anschließend in der neuen Montagehalle zusammengesetzt und verpackt. In Spitzenwochen haben wir hier schon über 30.000 Desinfektionsspender montiert“, so Andreas Gelzenleuchter. „Und wenn wir die neue Halle gebaut haben, steigt unsere Produktionskapazität noch einmal deutlich. Ich bin wirklich stolz, was wir in so kurzer Zeit geschafft haben.“
Gelzenleuchter
Zeppelinstr. 2
47638 Straelen
02834 7000075
Ein Porträt des Unternehmens und weitere Informationen zu Gelzenleuchter finden Sie HIER
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