SBRS hat seit Kurzem einen besonders starken Partner im Rücken: Der Bereich E-Mobilität der früheren Schaltbau-Gruppe ist nun Teil des Shell-Konzerns. Auch vor diesem Hintergrund hat das Geschäftsführer-Duo in Dinslaken, beide gehören schon lange zur SBRS, ambitionierte Ziele. Setzte man zuletzt mit rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern rund 54 Millionen Euro um, wird für 2025 das Mindestziel 150 Millionen Euro genannt. Bis dahin, so Dr. Stephan Nahmer und Andreas Stahl, soll das Team auf 130 Spezialistinnen und Spezialisten anwachsen. Geplant wird sowohl die Stärkung der bereits betriebenen Bus-Sparte als auch die Erweiterung der Marktaktivitäten um den Schwerlastverkehr.
Hersteller in den Startlöchern
„Dabei partizipieren die Lkws vom Technologievorsprung bei den Bussen“, erklärt Andreas Stahl. „Große Hersteller wie Volvo, Scania und DAF haben ihre seriellen Sattelzüge bereits auf der diesjährigen IAA präsentiert. Auch die deutschen Hersteller stehen in den Startlöchern und die ersten Speditionen hätten bereits mit dem Umstieg begonnen. Tausende Förderanträge – der Staat unterstützt diesen Wandel – seien rausgegangen. „In diesem Umfeld wollen und können wir uns positionieren“, sagt Dr. Stephan Nahmer.
Schon heute ist SBRS einer der führenden Innovationstreiber und Technologieanbieter für E-Ladeinfrastruktur für die Straße. Das Unternehmen hat auch innovative Lösungen für elektrisch betriebene Wasserfahrzeuge entwickelt und erfolgreich umgesetzt. Die Wurzeln von SBRS aber liegen auf der Schiene: Ursprünglich entwickelte und lieferte SBRS Komponenten für die Bahn. Die Tradition reicht über 150 Jahre zurück. Anfang 2017 wurde SBRS aus der damaligen Pintsch Bamag GmbH ausgegründet. Eine mögliche Zerschlagung des Bereiches konnte so verhindert werden. Die neue und eigenständige Gesellschaft musste vom ersten Tag an „selber laufen lernen“, wie Dr. Nahmer erzählt. Es entstand eine völlig neue Organisationsstruktur. Zunächst blieb der Bereich Rail, neben der Elektromobilität, weiterhin ein integraler Bestandteil des Tätigkeitsfeldes. So entwickelte das Unternehmen z.B. die Scheinwerfer für die neue Londoner U-Bahn. Diese Sparte liegt inzwischen bei einer anderen Gesellschaft.
Fokus auf Zukunftsmarkt
In der jetzigen SBRS GmbH unter dem Dach des Mineralölkonzerns geht es nur noch um E-Mobilität. „Dank des vorhandenen Know-hows in der Technologie für Batterieladung und der umfangreichen Erfahrungen im Projektmanagement lag es nahe, den Fokus auf diesen großen Zukunftsmarkt zu richten“, so Andreas Stahl, „zunächst vor allem auf leistungsfähige Ladesysteme für E-Busse“. Vertrieb, Projektmanagement und Service sind an der Hünxer Straße angesiedelt. Außerdem werden hier Ladegeräte entwickelt und als Prototypen sowie in Kleinserien gefertigt. „In der Hauptsache arbeiten wir aber mit verlängerter Werkbank, vorrangig in der Region“, so Andreas Stahl.
Binnen kürzester Zeit haben es die Dinslakener geschafft, sich im E-Bus-Bereich einen Namen zu machen. Diverse deutsche Städte setzen auf ihre Kompetenz in der Technologie und Dienstleistung. Dazu zählen u.a. Osnabrück, Duisburg, Münster, Düsseldorf, Köln, Sylt und Kiel. Aber auch auf den Inseln vor Venedig oder in Brüssel sorgt man dafür, dass der ÖPNV in weiten Teilen elektrisch rollen kann. Für die Lagunenstadt wurde eigens ein ganz spezieller Lademast entwickelt, an dem die Busse „auftanken“. Dafür gab es einen renommierten Designpreis: den „IF Design Award“.
Mehrfach ausgezeichnet
Auszeichnungen sind keine Seltenheit für das junge Unternehmen mit langer Geschichte. So ist SBRS Gewinner des German Innovation Award 2022. Der Award zeichnet Innovationsleistungen aus, die durch ihren Mehrwert neue Wege beschreiten – „Lösungen, die unser Leben besser machen und zu einer besseren Zukunft beitragen“, sagt Dr. Nahmer. Eine Jury aus unabhängigen, interdisziplinären Experten und Expertinnen aus Technologie, Digitalisierung, Wissenschaft, Vereinen und Institutionen hat das von SBRS entwickelte System „System Orange“ zum „Winner“ in der Kategorie „Excellence in Business to Business“ gekürt. Es steuert und überwacht große Netze von Ladestationen für E-Busse in Echtzeit. Die Lader werden mit einem Communicator ausgestattet, der ein Prozessbild an ein Backend überträgt. Das Backend visualisiert live Ladepunkt und Fahrzeug weltweit über ein Web-Interface. Ein Historienspeicher erlaubt die Analyse auch zurückliegender Ladevorgänge. Ein Last-Management verhindert die Überlastung der Infrastruktur und dient einem netzfreundlichen Laden. „System Orange ist bereits in über 30 deutschen Städten mit den unterschiedlichsten Fahrzeugherstellern im Betrieb“, erklärt Andreas Stahl.
Im Oktober wurde die SBRS GmbH Preisträger im Unternehmenswettbewerb „NRW – Wirtschaft im Wandel“. Damit gehört sie zu einem von neun herausragenden Unternehmen, die den Strukturwandel des Bundeslandes hin zu einem zukunftsstarken Wirtschaftsstandort in vorbildlicher Weise symbolisieren. Besonders gefreut hat sich das Team auch über die Nominierung zum Deutschen Umweltpreis im vergangenen Jahr. „Das war eine Art Ritterschlag für unsere Bemühungen in Sachen Nachhaltigkeit“, sagt Geschäftsführer Dr. Stephan Nahmer. Seit 1993 verleiht die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) diesen Preis an herausragende Pioniere des Umweltschutzes. SBRS wurde vom Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) vorgeschlagen und von der DBU in das Auswahlverfahren aufgenommen. „Als Projektgesellschaft stehen wir für Energie-Effizienz, positive Umwelteffekte und Nachhaltigkeit“, betont die Geschäftsleitung. „Und dies ist uns eine Herzensangelegenheit“, fügen beide im Gleichklang hinzu. Das Unternehmen selbst ist klimaneutral, was entsprechende Zertifikate belegen. Und alle Projekte der SBRS GmbH tragen zu einer Reduzierung der CO2-Emissionen bei. Stand November 2022 konnten mithilfe der Ladestationen von SBRS bereits mehr als 15.000 Tonnen CO2 vermieden werden.
Stichwort Opportunity-Laden
Und diese Zahl wird sich in den kommenden Jahren rasant erhöhen. „Obwohl es noch immer Unkenrufe gibt, die keine Zukunft für elektrisch betriebene ÖPNV-Flotten und Speditions-Fuhrparks sehen, beweist die Realität schon heute das Gegenteil“, meint Andreas Stahl. In Osnabrück beispielsweise seien schon 80 Prozent der Busse batterieelektrisch unterwegs. In Münster und anderen Städten laufe es absehbar auf einen „Vollausbau“ hinaus. Möglich ist das durch das „Depotladen“ – also über Nacht – und das sogenannte Gelegenheitsladen „Opportunity-Laden“. Dabei wird eine Infrastruktur außerhalb der Depots aufgebaut, an denen die Busse bei Bedarf halten und „auftanken“ können – entweder per Stecker oder über einen Dachstromabnehmer. „Berlin wird vermutlich bald von reiner Depotladung auf ein ergänzendes Opportunity-Laden umsteigen“, nennt Stahl ein prominentes Beispiel. Meist kommt in den Kommunen ein Mix zum Einsatz. SBRS ist auf beide Fälle spezialisiert, also auf die Depot- und Streckenladung, sowohl einzeln als auch in Kombination.
„Wir finden für jeden Kunden die jeweils optimale Lösung. Der SBRS geht es nicht um kurzfristiges Geschäft. Andreas und ich sind im Bahngeschäft groß geworden. Dabei geht es um eine Lebensdauer von 30 Jahren, für die auch einige Lösungen bei uns für die Elektromobilität ausgelegt sind“, verspricht Dr. Stephan Nahmer. „Wir kümmern uns auch nach der Installation darum, dass die Ladepunkte dauerhaft funktionieren. Dafür haben wir u.a. eine Betriebsleitzentrale bei uns eingerichtet.
Dank Wasserkühlung (statt Luftkühlung) sind Anlagen auch ihm Wohngebiet „kein Problem“, heißt es bei SBRS. Das Aufladen findet mit dieser Technik vergleichsweise leise statt. Auf Wunsch stemmen die Fachleute aus Dinslaken das gesamte Projekt von der Planung über die Installierung bis zur Übergabe. Die Wartung gehört ebenfalls zum Portfolio: Für Kiel besteht ein Zwölf-Jahres-Vertrag, dafür betreibt man eine Außenstelle in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt.
Erhöhung der Reichweite
Im Vergleich zum ÖPNV liegt die E-Mobilität im Lkw-Verkehr noch weit zurück. Doch das soll sich, wenn es nach SBRS geht, schon bald ändern. Die ersten Projekte, u.a. mit MAN und einer großen Spedition, sind vielversprechend. Natürlich geht es bei der Frage nach einer breiten Akzeptanz von E-Brummis nicht zuletzt um die Reichweite. Hier sei das „Megawatt-Laden“ das vielleicht wichtigste Stichwort, erklärt Dr. Nahmer. Damit, und mit einer neuen Batterietechnik, schafften die Lkws 500 bis 600 Kilometer. „Heutiger Standard sind 300 bis 400 Kilometer.“ Zudem würde sich mit der neuen Technologie die Ladezeit signifikant verkürzen. „Die ohnehin nötige Lenkpause der Fahrer reicht, um für die nächste Etappe gerüstet zu sein“, sagt Andreas Stahl.
SBRS kümmere sich auch hier nicht nur um die eigentliche Ladeinfrastruktur, sondern wie immer um die beste Lösung für ihren Kunden. „Von der Integration von Photovoltaikanlagen über die Einbindung von Batteriespeicher bis hin zum Geschäftsmodell ,Charging as a Service’ ist mit dem neuen starken Gesellschafter, der Shell, mit der SBRS alles möglich.“
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