Originelle
Zeitungsannoncen, gerappte Stellenanzeigen oder Guerilla-Recruiting:
Unternehmer lassen sich in Zeiten des Fachkräftemangels einiges
einfallen, um talentierten Nachwuchs auf sich aufmerksam zu machen. Bei
der Suche nach qualifiziertem Personal kommt es aber nicht nur auf das
Wie, sondern vor allem auf das Wann an: „Haben z.B. Hochschulabsolventen
ihren Abschluss in der Tasche, ist es oftmals schon zu spät“, sagt
Brigitte Jansen, Vorstand der wir4-Wirtschaftsförderung. „Nur wer sich
früh um den Nachwuchs bemüht, wird offene Stellen mit seinen
Wunschkandidaten besetzen können.“ Aus diesem Grund hat es sich das
wir4-Team zur Aufgabe gemacht, Unternehmen und Studenten
zusammenzubringen. „Wir sehen uns als eine Art Botschafter und
versuchen, Wirtschaft mit Wissenschaft zu verknüpfen, um den Weg für
einen intensiven Austausch zu ebnen.“ Eine zentrale Rolle spielt dabei
der „Förderverein Campus Camp-Lintfort (CCL) für die Hochschule
Rhein-Waal“, dessen Geschäfte bei der wir4-Wirtschaftsförderung geführt
werden. „Ziel ist es einerseits, Mittel bereitzustellen, um Lehr-,
Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen der Hochschule Rhein-Waal
speziell am Standort Kamp-Lintfort zu verbessern“, erklärt Jansen, die
auch Geschäftsführerin des Vereins ist. Andererseits gehe es darum, die
Zusammenarbeit mit Unternehmen der wir4-Region zu unterstützen.
Schließlich sei die Hochschule Nachwuchsschmiede und Ideengeber für die
regionale Wirtschaft. „Der Förderverein CCL setzt sich für die
Netzwerkbildung ein“, bringt es Andreas Kaudelka, Vorstandsvorsitzender
des Fördervereins, auf den Punkt. So würden beispielsweise Plätze für
Betriebspraktika oder Praxissemester vermittelt, die Unternehmern die
Chance geben, Nachwuchskräfte kennenzulernen. Auch bei der Vermittlung
von Semester-, Bachelor- oder Masterarbeitsthemen unterstützt der
Förderverein CCL sowohl Hochschule als auch Unternehmen. Zudem
informiert er über das duale Studium oder Deutschlandstipendien.
„Letztendlich wollen wir möglichst viele Absolventen dauerhaft in der
Region halten“, so Kaudelka. Regelmäßig stehen auch Unternehmensbesuche
und verschiedene Veranstaltungen wie Tagungen, Job-Speeddatings oder die
jährlich stattfindende Ausbildungsmesse „connect me“ auf dem Programm.
„Außerdem ist es wichtig, Kinder und Jugendliche für
naturwissenschaftliche Studiengänge zu begeistern, damit dem hiesigen
Arbeitsmarkt auch in den nächsten Jahren qualifizierte Nachwuchskräfte
zur Verfügung stehen“, sagt der Kamp-Lintforter, der Geschäftsführer der
Stadtwerke Kamp-Lintfort GmbH ist; das Unternehmen ist seit der
Gründung des Fördervereins im September 2009 Mitglied. „Schließlich geht
es darum, über die Aktivitäten der Hochschule zu informieren, um ihren
Wert für die Region zu verdeutlichen und den Standort als Studienort
attraktiv zu gestalten.“ Somit agiere der Förderverein CCL als
Multiplikator. „Wir sind sehr froh, dass wir die Geschäftsstelle bei der
wir4 ansiedeln konnten: Die vielfältigen organisatorischen Aufgaben
werden dort mit großem Engagement gemeistert.“
Zukunft durch Innovation
Das zdi-Zentrum Kamp-Lintfort begeistert Kinder und Jugendliche für MINT-Berufe
In
Zeiten des demografischen Wandels setzen sich immer mehr Unternehmen
mit der Frage auseinander, wie der Fachkräftebedarf in Zukunft gedeckt
werden kann. Die Notwendigkeit zum Handeln hat wir4 schon frühzeitig
erkannt und 2010 die Gründung des zdi-Zentrums Kamp-Lintfort an der
Hochschule Rhein-Waal angeregt und unterstützt. „zdi steht für Zukunft
durch Innovation: Es handelt sich dabei um eine Initiative des Landes
Nordrhein-Westfalen, die das Ziel hat, Kinder und Jugendliche mit
Maßnahmen entlang der gesamten Bildungskette für MINT-Berufe zu
begeistern“, erklärt Projektkoordinator Dr. Martin Kreymann. Vor dem
Hintergrund des Fachkräftemangels wolle man möglichst früh ansetzen, um
das Interesse an Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik
zu wecken. Das zdi-Zentrum Kamp-Lintfort, das die Initiative im Kreis
Wesel koordiniert, konnte bereits zahlreiche Projekte umsetzen, mit
denen junge Talente gefördert werden. Dazu zählt u.a. das „Haus der
kleinen Forscher“: „Hier erfahren Kita-Erzieher und Grundschullehrer im
Kreis Wesel im Rahmen von Workshops oder Fortbildungen, wie sie mit
spannenden Fragestellungen und Experimenten bereits bei Drei- bis
Zehnjährigen die Neugier für naturwissenschaftliche und technische
Phänomene wecken.“ Für Kinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren
hält die Kinder-Uni der Hochschule ein buntes Programm mit Vorlesungen
sowie Aktionen zum Mitmachen und Experimentieren bereit. Insbesondere an
Mädchen richtet sich der zdi-Roboterwettbewerb.
und Studienwahl-Orientierung laden wir zudem regelmäßig Schüler zu uns
ein oder besuchen mit ihnen Unternehmen in der Region.“ wir4 unterstützt
das zdi-Zentrum tatkräftig dabei, Betriebe aus der Region für die
Initiative zu gewinnen. Mittels umfassender Unternehmensbefragungen
konnte die Wirtschaftsförderung wir4 auch mehr über die Bedarfe der
Firmen im Bereich Ausbildung und den Bedarf von
naturwissenschaftlich-technischen Fachkräften erfahren; gleichzeitig
gelang es anhand der Ergebnisse, Beteiligungsmöglichkeiten an
zdi-Aktivitäten abzuleiten und weitere Unternehmen für eine
Zusammenarbeit zu begeistern. „Bildung ist ein wesentlicher Hebel für
die Regionalentwicklung am Niederrhein“, sagt Dr. Martin Kreymann. „So
gelingt es letztendlich, Talente in der Region zu halten und ein Umfeld
zu schaffen, das potenzielle Arbeitnehmer aus anderen Gebieten anzieht.“
Hightech-Werkstatt für jedermann
Im FabLab stehen moderne Fertigungsverfahren zur Verfügung
Zu
den wichtigsten Projekten des zdi-Zentrums zählt das FabLab, eine
offene Hightech-Werkstatt für jedermann. „Wer eine Idee für ein Produkt
hat, bekommt hier die Möglichkeit, es herzustellen“, verrät
FabLab-Direktor Prof. Dr. Karsten Nebe. „Dafür stehen moderne
Fertigungsverfahren wie 3D-Druck, Laser-Cutter oder CNC-Fräsen zur
Verfügung.“ Das Spektrum der hergestellten Objekte reiche von
Ersatzteilen für alte Waschmaschinen bis zum motorisierten Skateboard.
„Den Ideen sind keine Grenzen gesetzt.“ Ziel sei es einerseits, der
Maker-Community die Möglichkeit zum „Basteln“ zu geben und zum Forschen
anzuregen. „Zudem möchten wir Anlaufstelle für Unternehmen sein und
Wissen über moderne Fertigungsverfahren in den Mittelstand bringen.“
Immer mehr Firmen aus der Region interessieren sich bereits für die
Möglichkeiten des FabLabs, um innovative Ideen zu realisieren. In
Zukunft seien auch Fortbildungsangebote und Workshops geplant: „Bei uns
können dann Mitarbeiter von interessierten Unternehmen die Verfahren
kennenlernen und erproben.“ Um junge Menschen für Technik zu begeistern,
wurden auch Kooperationen mit Schulen etabliert:
Schüler beispielsweise ihren eigenen 3D-Drucker oder 3D-Scanner, den sie
anschließend mit in die Schulen nehmen dürfen. Das FabLab Kamp-Lintfort
besteht zwar erst seit knapp einem Jahr, hat sich aber zu einem der
größten und am besten ausgestatteten FabLabs weltweit entwickelt.
Aktuell arbeitet die Hochschule Rhein-Waal übrigens daran, in
Kooperation mit der RWTH Aachen und der Hochschule Ruhr West zum
3D-Kompetenzzentrum Niederrhein zu avancieren. Die Bewilligung des
Antrages über insgesamt knapp vier Millionen Euro steht kurz bevor.
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