Wachsen, Arbeitsplätze schaffen, investieren: Das wünscht sich wohl jeder Unternehmer für seine Firma. Für die Springtec Group ist genau dies Realität. „Wir sind gut durch die Krise gekommen“, sagt Knut Schuster, Geschäftsführer der Schrimpf & Schöneberg GmbH & Co. KG mit Sitz in Hagen. Bereits 2007 hatte sich das Unternehmen mit der C.W. Hanebeck Söhne GmbH, Iserlohn, und der Friedhelm Nüsken GmbH, Halver, zur Springtec Group zusammengeschlossen. Seit 2010 gehört die Löw GmbH in Mauer bei Heidelberg als viertes Mitglied dazu. „In den Krisenjahren 2009 und 2010 haben wir auf Kurzarbeit gesetzt und niemanden entlassen“, berichtet Schuster. So konnte Springtec die Produktion schnell wieder hochfahren, als die Konjunktur anzog, wenig später sogar neue Arbeitsplätze schaffen. Heute beschäftigt die Springtec Schrimpf & Schöneberg 100 Mitarbeiter und schreibt einen Umsatz von zehn Millionen Euro.
„Wir produzieren technische Federn sowie Stanz- und Biegeteile in erster Linie für die Automobilindustrie“, sagt Schuster. Zudem ist Springtec darum bemüht, sich ständig weitere Branchen wie die Medizintechnik zu erschließen. Das gelingt so gut, dass das Unternehmen gerade erst erweitert hat. „Wir haben unsere
Produktion um eine 2.500 Quadratmeter große Fertigungshalle in Iserlohn ergänzt“, berichtet Schuster. Finanziert hat Springtec die Investition größtenteils aus dem Cashflow. „Für einen kleinen Teil haben wir einen klassischen Bankkredit aufgenommen“, sagt der Geschäftsführer. Die neuen Maschinen werden geleast. „Zudem finanzieren wir unser Wachstum auch durch Factoring“, sagt Schuster. Das historisch niedrige Zinsniveau sieht er als echte Chance für Unternehmen, die über ein gutes Rating verfügen und wachsen möchten. „Man sollte das auf jeden Fall mitnehmen“, sagt Schuster. „Investieren muss man jetzt.“
Mit dieser Ansicht ist der Springtec-Geschäftsführer nicht allein. Viele Mittelständler möchten die Zeit des billigen Geldes nutzen, um in Forschung, Entwicklung, Wachstum und Expansionen zu investieren. Doch anders als die Springtec verfügt längst nicht jede Firma über eine stabile Eigenkapitalquote. Und einen günstigen Kredit bekommt nur, wer ein gutes Rating vorweisen kann. Die landläufige Meinung, Mittelständler scheuten Investitionen, teilen viele Experten nicht. Vielmehr gebe es eine Art „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ der Kreditvergabe: Auf der einen Seite bekommen viele Mittelständler mit Fremdkapitalbedarf aus regulatorischen Gründen keinen Bankkredit. Hintergrund sind die strengen Eigenkapital- und Liquiditätsvorschrift von Basel III, welche die Vergabe von Finanzierungen an Unternehmen dämpfen, deren Rating nicht erstklassig ist.
Wer Geld braucht, geht oft leer aus
Auf der anderen Seite stehen Firmen mit einer starken Eigenkapitalquote und einer ausgezeichneten Bonität, die ohne Weiteres einen Bankkredit bekommen würden, diesen aber oft gar nicht benötigen. Solche Unternehmen haben meist ausreichend Liquidität zur Verfügung und finanzieren sich ohne Banken. Stattdessen gehen sie immer mehr dazu über, sich untereinander Darlehen zu gewähren. Während dieses Modell lange Zeit in erster Linie nur innerhalb von Firmengruppen üblich war, leihen sich inzwischen auch viele Mittelständler gegenseitig Geld, die rechtlich vollkommen unabhängig voneinander sind. Manche gründen sogar eigene Banken. So zum Beispiel die Einkaufsbüro Deutscher Eisenhändler GmbH, Wuppertal, mit der ETRIS Bank.
Eine aktuelle Analyse der Deutschen Bundesbank bestätigt dies. Die Studie mit dem Titel „Ertragslage und Finanzierungsverhältnisse deutscher Unternehmen im Jahr 2014”, für die die Bundesbank 23.000 Jahresabschlüsse untersucht hat, zeigt, dass Firmen sich zunehmend unabhängig von Kreditinstituten finanzieren. Hauptquelle des Mittelaufkommens bleibt dabei mit 194,5 Milliarden Euro die Innenfinanzierung.
Was Unternehmen wie die Springtec-Group als gute Alternative zum Bankkredit und der Finanzierung aus dem Cashflow sehen, ist für Firmen mit weniger gutem Rating oft schlicht der einzige Weg: die Optimierung der Innenfinanzierung. Hier bieten sich Instrumente wie Leasing und Factoring an. „Als Unternehmen mit schwachem Rating bekommen wir selbst bei unserer Hausbank derzeit Kredite nur zu Zinsen von etwa sechs Prozent“, berichtet ein Firmenchef aus Hamm, der nicht genannt werden möchte. Bei Leasinganbietern seien die Konditionen günstiger. Das Schöne daran: Wer etwa Maschinen least statt kauft, hat anders als bei der Eigenkapital-Finanzierung in der Bilanz keinen Kaufaufwand. Die Finanzierungskosten können wie bei einem Kredit steuerlich geltend gemacht werden. Je nach Umsatzgröße, Forderungsvolumen und Kundenbonität liegen die Kosten für Factoring aktuell zwischen zwei und sechs Prozent der finanzierten Summe. Allerdings ist Factoring nur für unbestrittene Forderungen von Kunden mit guter Bonität geeignet. Auch für Unternehmen der Baubranche oder Hersteller von Spezialmaschinen kommt diese Art der Innenfinanzierung nicht in Frage.Eine weitere Möglichkeit, Liquiditätsreserven im Unternehmen zu heben, sind Sale-and-Lease-Back-Modelle. Die Funktionsweise ist einfach: Der Wert steuerlich bereits abgeschriebener Maschinen beträgt in der Bilanz eines Unternehmens meist nur noch wenige Euro. Für den Verkauf genutzter Maschinen lässt sich am Zweitmarkt allerdings oft noch ein guter Preis erzielen. Den berechnet ein Finanzierungspartner bei einem Sale-and-Lease-Back-Modell und überweist den Betrag auf das Konto des Unternehmens. Danach least das Unternehmen die verkauften Maschinen zurück. Pluspunkt: Werden stille Reserven gehoben, verbessert der Kapitalzufluss die Eigenkapitalquote. Und das wiederum erleichtert eventuell auch den Zugang zu Krediten – für Wachstum und Investi-
tionen. Andrea Martens I redaktion@regiomanager.de
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