Recht & Finanzen

Vermögensverwalter: Ingenieure fürs Vermögen

Die Dienstleistungen von Vermögensverwaltern waren lange Zeit nur sehr reichen Anlegern vorbehalten. Das hat sich in den letzten Jahren geändert.

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von Regiomanager 08.01.2019
Foto: ©metamorworks – stock.adobe.com | Andrea Martens

Dass viele mittelständische Firmenlenker jeden Cent, der übrig bleibt, wieder ins Unternehmen investieren, ist bekannt. Für die Altersvorsorge jedoch allein auf den Ertrag aus einem späteren Verkauf der Firma zu setzen, kann gefährlich sein. Vernünftiger ist es, zu diversifizieren und einen Teil des Vermögens gut anzulegen. Das funktioniert über die klassische provisionsbasierte Anlageberatung bei der Hausbank oder bei einem freien Finanzanlagenvermittler. Seit einigen Jahren ist auch die Honorarberatung auf dem Vormarsch, bei der keine Provisionen fließen. Stattdessen berechnen Banken, die diese Form der Anlageberatung anbieten, oder unabhängige Honorarberater Gebühren für ihre Dienstleistungen. In der Regel werden sie über Stundensätze vergütet. Damit ist ausgeschlossen, dass die Vermittler nicht die besten, sondern vor allem die Finanzprodukte an den Kunden bringen, an denen sie die höchsten Provisionen verdienen. Denn: Jede Zuwendung, die der Berater bekommt, hat er unverzüglich an den Anleger auszukehren.

Der Profi managt das gesamte Vermögen

Nach demselben Prinzip arbeiten im Grunde auch Vermögensverwalter, denen es ebenfalls rechtlich nicht erlaubt ist, Provisionen einzubehalten. Ein wesentlicher Unterschied zur Honorarberatung besteht allerdings darin, dass Kunden in der Vermögensverwaltung den Profis das Management ihres gesamten Vermögens oder zumindest eines sehr großen Teils davon überlassen. Das bedeutet, dass sie zunächst einmal zusammen mit dem Vermögensverwalter sozusagen eine Marschroute festlegen. Sie definieren, wie viel Risiko bei der Geldanlage eingegangen werden darf, in welche Finanzprodukte oder auch Versicherungen grundsätzlich investiert werden soll und welche auf jeden Fall auszuschließen sind. Danach liegt das Management des Kapitals in den Händen der Experten. Sie treffen im Rahmen der vereinbarten Strategie selbstständig Anlageentscheidungen, denen nicht jedes Mal ein erneutes Beratungsgespräch vorausgeht. Lange Zeit war die Vermögensverwaltung sehr wohlhabenden Anlegern vorbehalten und erst für Summen ab einer Million Euro überhaupt möglich. In der sogenannten individuellen Vermögensverwaltung ist dies auch heute noch so. Banken und unabhängige Finanzexperten haben in den vergangenen Jahren aber zudem eine sehr gut situierte, jedoch nicht ganz so reiche Klientel für sich entdeckt. Geldinstitute bieten daher eine professionelle Vermögensverwaltung mittlerweile auch schon ab einem Kapital von 100.000 Euro an. Bei unabhängigen Experten liegen die Grenzen zum Teil sogar deutlich darunter. Hinzu kommen immer mehr Online-Vermögensverwalter, die eine Geldanlage ebenfalls für kleinere Beträge ermöglichen.

Das „Rundum-sorglos-Paket“

Die individuelle Vermögensverwaltung zeichnet sich dadurch aus, dass ein einzelner Kunde einen persönlichen Ansprechpartner hat, der die Anlagestrategie und das Portfolio exakt nach seinen Bedürfnissen maßschneidert. In der Folge ist der Finanzprofi für den Anleger quasi sieben Tage die Woche erreichbar, um Fragen zu beantworten oder Wünsche des Kunden umzusetzen – selbst spätabends und am Wochenende. Da ein solches „Rundum-sorglos-Paket“ natürlich einen stattlichen Preis hat, kommt es nur für sehr große Vermögen, in der Regel eben ab einer Million Euro, in Frage. Andernfalls würden die Kosten die Nettorendite zu stark schmälern. Bei der standardisierten Vermögensverwaltung verhält es sich anders. Hier erarbeiten die Portfolio-Spezialisten keine passgenauen Strategien für einzelne Anleger, sondern für Kundengruppen mit ähnlich gelagerten Investmentzielen. Zudem sind die Finanzprofis nicht rund um die Uhr ansprechbar. Damit sinken die Kosten, was auch bei kleineren Vermögenssummen attraktive Nettorenditen möglich macht. Eine weitere Variante, im Grunde eine Unterform des standardisierten Modells, ist die regelbasierte Vermögensverwaltung. Dabei werden Kauf- und Verkaufsentscheidungen aufgrund klar festgelegter Regeln getroffen, sodass die persönliche Einschätzung der aktuellen Börsen-Lage weitgehend ausgeklammert wird. Meistens werden die definierten Strategien mit passiv gemanagten börsengehandelten Indexfonds, englisch: Exchange Traded Funds (ETFs), umgesetzt.

Wenn der Robo entscheidet

Da in der regelbasierten Vermögensverwaltung weniger aktives Management erforderlich ist als in der standardisierten Variante und ETFs preisgünstig zu haben sind, liegen die Kosten hier niedriger. Damit wird eine Vermögensverwaltung auch für Summen ab etwa 50.000 Euro attraktiv. Für Vermögen unter 50.000 Euro schließlich können die Online-Vermögensverwalter genutzt werden, die viele Banken in jüngster Zeit ins Leben gerufen haben. Dabei wird wie in der Offline-Welt eine bestimmte Strategie gewählt, danach trifft ein Algorithmus Kauf- und Verkaufsentscheidungen. Zuweilen sind auch Hybrid-Modelle anzutreffen, bei denen der Algorithmus etwa regelmäßig der aktuellen Marktsicht eines menschlichen Investmentprofis angepasst wird. Ob individuell, standardisiert, regelbasiert, mit einem Menschen als Betreuer oder einem Roboter als Entscheider, eines ist klar: Auch mit den ausgefeilten und meist breit diversifizierten Investmentstrategien in der Vermögensverwaltung lassen sich – zumindest vorübergehende – Verluste nicht immer ausschließen. Das gilt umso mehr, wenn die Märkte stark schwanken. Die Gefahr, dass das gesamte Kapital verloren geht, wenn der Vermögensverwalter etwa Insolvenz anmelden muss, besteht jedoch nicht. Denn: Wer eine Vermögensverwaltung wählt, legt zwar das Management seines Geldes in die Hände der Experten. Das Kapital selbst liegt aber in Depots, die auf den Namen des Kunden geführt werden.

Andrea Martens | redaktion@niederrhein-manager.deAndrea Martens
| redaktion@regiomanager.de

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