Ansteckungsfreier Arbeitsplatz: 9 wertvolle Maßnahmen jenseits der Standards

Spätestens seit der Corona Pandemie ist die Auseinandersetzung mit dem Thema "Hygiene am Arbeitsplatz" praktisch überall in den Vordergrund gerückt.

Foto: © photoart – stock.adobe.com
Foto: © photoart – stock.adobe.com
Vor Corona waren der vergessene Joghurt im Kühlschrank das Einzige, was vielen Verantwortlichen dazu eingefallen ist. Heute sieht das ganz anders aus: Home-Office, Maskenpflicht, AHA-Regeln, Desinfektion, Impfnachweise - die Liste der Maßnahmen wird praktisch täglich länger. Aber ganz ehrlich: Ist das denn so schlimm? Wir sagen Nein. Denn was bei dem allgegenwärtigen Thema Covid-19 völlig übersehen wird, ist, dass Hygienemaßnahmen am Arbeitsplatz gegen alle potenziellen Erreger wirken - und eben nicht nur gegen Corona. Das hatte beispielsweise zur Folge, dass die sonst übliche Grippewelle im Winter 2020/21 praktisch ausgefallen ist. Galten es noch zwei Jahre vorher ca 15.000 Grippetote als normal, lag die Anzahl in dieser Saison bei unter 20. Daran sieht man deutlich, dass die Maßnahmen wirken und man die "Lessons Learned" auch für die Nach-Corona-Zeit anwenden sollte. In diesem Artikel möchten wir Ihnen einige dieser Anwendungen vorstellen.

1. Aerosole in der Luft bekämpfen

Viren und Bakterien übertragen sich über Tröpfcheninfektion. Diese kann durch Hautkontakt oder über die Atemwege stattfinden. Für deren Schutz ist bislang nur die FFP-2 Maske als wirklich wirkungsvoll anerkannt. Sie wirkt beispielsweise bis zu 25-mal besser als die blauen OP-Masken. Nur ist es leider keinem Mitarbeiter zuzumuten, dass er auch an seinem Arbeitsplatz den ganzen Tag die Maske aufhat. Hier kann der Arbeitgeber beispielsweise mit einer "Corona-Lüftungsanlage" reagieren. Dieses Zusatzmodul wurde vom Max-Plank-Institut für Chemie in Mainz entwickelt. Es filtert die in der Luft zirkulierenden Viren und Bakterien zuverlässig heraus und tötet sie ab. Die Virenlast wird mit dieser Anlage deutlich reduziert, sodass das Atmen am Arbeitsplatz wesentlich ungefährlicher wird. Das Beste daran ist: Die Anlage lässt sich ganz einfach nachbauen. Die Materialien dazu sind in jedem Baumarkt erhältlich.

2. Kontaktinfektionen reduzieren

Die AHA-Regeln bedeuten "Abstand - Hygiene - Alltagsmaske". Inzwischen wurde sie zur AHA+-Regel erweitert. Das Plus steht für die Verwendung der Corona-Warn-App. "Abstand" ist soweit nachvollziehbar - Körperliche Berührungen sollten vermieden und ein definierter Mindestabstand zwischen den Mitarbeitern eingehalten werden. Die Alltagsmaske ist ebenfalls nicht mehr erklärungsbedürftig. Was aber bedeutet "Hygiene" konkret? Hinter diesem Wort verbergen sich eine ganze Reihe von Maßnahmen, mit denen die Virenlast auf Oberflächen deutlich reduziert werden kann.

Zunächst sollte man sich die Frage stellen: Wo genau findet der Austausch von Körperflüssigkeiten über Kontaktflächen statt? In Betrieben gibt es dazu folgende Beispiele:
  • Türklinken
  • Treppengeländer
  • Briefkästen
  • Toilettensitze
  • ggf. ausliegende Kugelschreiber
  • gemeinsam benutzte Kaffeekannen.
Hier hilft nur detektivischer Spürsinn und Sachverstand, um diese potenziellen Krankheitsherde in den Griff zu bekommen.

3. Passive Sicherheit durch Edelstahl

Edelstahl ist nicht nur ein schöner und aufgrund seiner Rostfreiheit sehr pflegeleichter Werkstoff. Er hat auch starke aseptische Eigenschaften. Aus diesem Grund ist die Verwendung dieses Metalls für Geräte und Mobiliar in Krankenhäusern, Kantinen und in der Lebensmittelindustrie vorgeschrieben. Ein Handabdruck kann auf Holz, Kunststoff oder Glas ein Milliardenvolk potenzieller Krankheitserreger hinterlassen. Auf schlecht gereinigten organischen Oberflächen wie bestimmten Holzsorten können die Viren, Pilze und Bakterien sogar wachsen und gedeihen. Auf Edelstahl hingegen sterben sie schnell ab. Das bedeutet nicht, dass Edelstahl-Oberflächen überhaupt nicht gereinigt oder desinfiziert werden müssen. Dieses Material gibt aber eine hohe Restsicherheit, die andere Werkstoffe nicht bieten können. Deshalb wäre eine Maßnahme, die Türklinken, Geländer und Kaffeekannen gegen Produkte aus Edelstahl auszutauschen.

4. Toilettensitze als Bakterienschleuder

Der Toilettensitz ist nicht erst seit Corona ein besonders kritischer Hotspot in einem Betrieb. Diesen aus Edelstahl zu fertigen ist aus vielerlei Gründen eher unvorteilhaft. Die Sanitärindustrie bietet deshalb aseptisch wirksame Toilettensitze an, die den hygienischen Eigenschaften von V2A oder V4A in nichts nachstehen. Es wäre deshalb klug, die Betriebsausstattung in diesem Punkt zu überprüfen und ggf. umzurüsten. Jedoch nützt auch der beste Toilettensitz nichts, wenn er nicht gepflegt wird. An die allgegenwärtigen Desinfektionsmittel-Spender hat sich jeder Mitarbeiter schon gewöhnt. Warum also nicht auch eine fest installierte Flasche Kodan, Desderman oder Sagrotan in jeder Toilettenkabine installieren? Alles, was der Mitarbeiter tun muss ist, den Sitz mit einem Stück Toilettenpapier und ein paar Spritzern Desinfektionsmittel abzuwischen. Schon ist die Toilette hygienisch maximal von allen potenziellen Krankheitserregern befreit.

TIPP: Männer sollten auch die Vorderseite der Keramik desinfizieren. Man weiß eben nie....

5. Kollektive Kugelschreiber vermeiden

Man kennt das: Neben dem ausgedruckten Kantinenplan hängt an einer Schnur der Kugelschreiber, mit denen sich die Mitarbeiter eintragen können. So praktisch und naheliegend diese Schreibhilfe in normalen Zeiten auch ist - während der Pandemie ist es unangebracht. Deshalb legen viele Arztpraxen Kugelschreiber zum Mitnehmen aus oder sie haben eine Desinfektionsroutine eingeführt.
Das Mindeste, was der Chef hier tun sollte ist, den aushängenden Kuli einfach zu entfernen. Mit einem kleinen, preiswerten Trick kann er aber auch Motivation und Verständnis in seiner Mannschaft befeuern. Der Handel bietet für einen Euro Kugelschreiber mit Karabinerhaken und Seilzug an. Diese lassen sich an der Gürtelschlaufe der Hose befestigen. So hat jeder Mitarbeiter seinen eigenen Kugelschreiber immer griffbereit zur Hand. Mit einer kleinen Gravur fühlt sich jeder Träger auch angesprochen und in seinen Sorgen ernst genommen. Als Vorschlag hätten wir Folgendes:

"Sauberer Betrieb - Bei uns haben Kontaktinfektionen keine Chance!"

So einen Kugelschreiber will jeder in der Firma haben!

6. Schulen - Informieren - Ernst nehmen

Was immer gut bei Mitarbeitern ankommt ist, wenn sie in ihren Sorgen ernst genommen werden. Ein externer Hygiene-Berater kann deshalb einer unsicheren Unwissenheit klare Daten, Fakten und Verhaltensregeln entgegensetzen. Eine kollektive Mitarbeiterschulung, und sei es über den Bildschirm, macht schlau und schafft Vertrauen. Wichtig ist, dass jeder einzelne Kollege weiß, was er richtig oder falsch machen kann. Das fängt mit dem korrekten Hände Desinfizieren an und hört mit der eigenverantwortlich durchgeführten Kühlschrank-Inspektion auf. So weiß der Mitarbeiter, was er mit vergessenen Broten, Joghurts und Obst tun muss, die schon ein Eigenleben entwickelt haben.

7. Desinfektionsmittel mit Augenmaß und Verstand!

Auch wenn Unternehmen aus wirtschaftlichen Gründen gerne Großbestellungen machen, beim Thema "Desinfektionsmittel" ist das fehl am Platz. Der Grund ist folgender: Wenn eine Oberfläche immer mit dem gleichen Antiseptikum gereinigt wird, können sich früher oder später resistente Viren, Pilze oder Bakterien entwickeln. Die Grundregel bei der Desinfektion ist deshalb die Abwechslung. Nur wenn das verwendete Mittel regelmäßig ausgetauscht wird, haben Keime keine Chance, eine Resistenz zu entwickeln.
Jedoch sollten Sie keinesfalls einfach drauflos bestellen. Manche Desinfektionsmittel haben unangenehme Nebenwirkungen. Wasserstoffperoxid ist beispielsweise zwar sehr potent - es kann aber eisenhaltige Produkte schnell zum Rosten bringen. Lassen Sie sich deshalb von einem Fachmann beraten. Kompetente Ansprechpartner sind beispielsweise die Rettungsdienste.

TIPP: Sprechen Sie sich mit benachbarten Unternehmen ab. Wenn jeder ein anderes Produkt als Großbestellung aufgibt, gehen die Preisvorteile nicht verloren. Anschließend tauschen Sie die Mittel miteinander aus. So haben sie eine Auswahl an unterschiedlichen Desinfektionsmitteln und arbeiten wirksam der Resistenz von Keimen entgegen.

8. Disziplin und Delegation

Das beste Desinfektionsmittel nützt nichts, wenn es im Materialschrank eingeschlossen einstaubt. Die zugänglichen Behälter müssen befüllt sein - und das konsequent und jederzeit. Diese Aufgabe wird sich nicht ohne delegierten Hygienebeauftragten durchführen lassen. Beauftragen Sie deshalb mindestens drei zuverlässige Mitarbeiter damit. So stellen Sie die Versorgung Ihres Unternehmens mit Desinfektionsmitteln auch dann sicher, wenn einer der Kollegen krank oder im Urlaub ist.

9. Home sweet Home - auch zum Arbeiten

Ein Mitarbeiter, der nicht im Büro ist, kann sich auch nicht anstecken. Die weitreichenden gesetzlichen Regelungen zum Home Office sind deshalb keine Unternehmer-Schikane, sondern eine höchst wirkungsvolle Maßnahme für die Bekämpfung der Pandemie. Digitalisierbare Arbeitsplätze sollten deshalb so weit wie möglich ins eigene Zuhause der Mitarbeiter verlagert werden. Selbst ein täglicher Wechsel zwischen Präsenz und Home-Office reduziert die Kontakte bereits um 50 %. Die überwiegende Mehrheit der Heimarbeiter schätzt diese Arbeitsform zudem sehr. Nicht zuletzt werden viele durch das maximal ungestörte Arbeiten in den eigenen vier Wänden wesentlich produktiver. Davon profitiert auch das Unternehmen.

TIPP: Steigern Sie die Sicherheit, indem sie Mitarbeitern für das selbst Testen vor Präsenztagen belohnen. Sie haben damit eine höhere Gewissheit, dass kein Kollege mit Covid zur Arbeit kommt. Das sollte Ihnen eine Kleinigkeit wert sein. Viele Mitarbeiter freuen sich schon über eine Schachtel Kekse oder einen Kino-Gutschein.

Fotostrecke

NEW WORK 2021