Immobilien (Ausführung)

Barrierefreiheit als Ziel im eigenen Heim

Beim Neubau von Wohnimmobilien sollte Barrierefreiheit immer mitgedacht werden.

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von Regiomanager 19.11.2020
Foto: © Robert Kneschke – stock.adobe.com

Meistens wird bei der Planung des Eigenheims neben den vielen Fragen zur Gestaltung, Aufteilung und Größe ein wesentlicher Aspekt außer Acht gelassen: die Barrierefreiheit. Das ist allerdings auch verständlich. Die im Allgemeinen junge Familie ist gesund, das Treppenlaufen bereitet weder den Eltern noch den Kindern Probleme, und sogar, wenn die Großeltern mit einziehen, sind diese oft noch vital und bewältigen die Treppen problemlos.

Das kann sich aber von einem auf den anderen Tag ändern. Eine altersbedingte Bewegungseinschränkung oder gar ein Unfall oder eine Krankheit kann einen oder mehrere Familienangehörige gehbehindert machen. Plötzlich kann die Treppe nicht mehr ohne fremde Hilfe bewältigt werden, in schweren Fällen nicht einmal mit dieser. Dann steht der Einbau eines Treppenliftes an. Nur dieser ermöglicht der behinderten Person, alle Etagen oder auch nur die Haustür zu erreichen. Leider ist die Investition mit vier- bis fünfstelligen Beträgen kostspielig für Ihre Endkunden.

Staatlicher Zuschuss für barrierefreie Umbauten im Eigenheim

Wie auch bei anderen medizinisch notwendigen Pflege- und Hilfsmitteln werden staatliche Zuschüsse gewährt, je nach Pflegestufe. Dabei entscheidet der Arzt über die Schwere der Behinderung und stuft den Bedürftigen dann in den entsprechenden Pflegegrad ein. Daher ist immer die Pflegekasse der erste Ansprechpartner, wenn Sie an einer Förderung der Umbaumaßnahmen interessiert sind. Das zahlt die Pflegekasse im Falle einer Kostenübernahme für den Einbau eines Treppenliftes.

Dabei beschränkt sich übrigens der Zuschuss durchaus nicht nur auf den Treppenlift. Auch andere Umbauten zur Verbesserung der Barrierefreiheit können mit dem gewährten Zuschuss realisiert werden, immer wenn sie im Verzeichnis der wohnumfeldverbessernden Maßnahmen enthalten sind. Es können aber sogar über ein spezielles Formular neue Vorschläge gemacht werden, wenn diese sinnvollen Innovationen zur Verbesserung der Barrierefreiheit darstellen.

Typische förderfähige Umbauten sind zum Beispiel behindertengerechte Badezimmer. Im Wesentlichen beinhalten diese bodengleiche Duschtassen mit bestimmten Mindestabmessungen zur Benutzung im Rollstuhl, Haltegriffe in Dusche und am WC, höhenverstellbare Waschtische und ausreichend große Abstände zwischen Objekten und Badmöbeln. Auch der Einbau einer behindertengerechten Sitzbadewanne gehört zu den typischen Maßnahmen zur barrierefreien Umgestaltung des Badezimmers.

Planung eines barrierefreien Neubaus

Wenn Sie bei der Projektierung eines Kundenprojektes sind, sollten Sie also idealerweise bereits einige wichtige Aspekte der Barrierefreiheit berücksichtigen. Je besser Sie das Gebäude bereits im Voraus planen, umso besser ist Ihr Kunde auf den “Ernstfall” vorbereitet. Machen Sie ihm klar: er kommt fast immer unvorbereitet, und wenn er nie eintrifft: umso besser! Aber Ihr Kunde hat es auch beim täglichen Sauberhalten wesentlich einfacher und nie Probleme, wenn mal ein etwas größeres Möbelstück umziehen soll. Es gibt nichts Unbequemeres als lange, enge Korridore oder verschachtelte Bäder, daran sollte der Planer von Anfang an denken.

Gute Anhaltspunkte finden Sie im Leitfaden Barrierefreies Bauen der Bundesregierung. Hier finden sich sogar Anwendungsbeispiele einer abgeschlossenen Vorentwurfsplanung nach HOAI. Im Wesentlichen sollten Sie immer bei der Planung mit dem Architekten auf ausreichende Türbreiten im gesamten Wohnbereich und nicht zu schmale Durchgangsbereiche achten.

Besonders wichtig ist die zukunftsorientierte Konzeption der Bäder. Mindestens ein Bad im Haus, vorzugsweise das Hauptbad, sollte behindertengerecht angelegt werden. Dies kommt zum Glück heutigen Ansprüchen an moderne Innenarchitektur entgegen, das wissen alle größten Bauunternehmen in Deutschland. Bodengleiche Duschtassen und großzügige Grundrisse gehören heutzutage fast zum Standard und erleichtern den Zugang mit dem Rollstuhl, wenn es erforderlich sein sollte.

Schenken Sie auch der Wahl des Treppenhauses Aufmerksamkeit. Je breiter die Treppenstufen sind, umso einfacher wird der Einbau eines Treppenlifts. Bevorzugen Sie geometrische Grundrisse und genug Weite, das erleichtert nicht nur die Montage eines Treppenlifts, sondern auch den täglichen Gebrauch und die Sicherheit. Enge gewendelte Treppen behergen immer ein höheres Stolperrisiko, besonders wenn Sie beide Hände besetzt haben.

Vorbeugung gegen altersbedingte Erkrankungen des Bewegungsapparates

Jeder Einzelne kann aber auch während des ganzen Lebens sehr viel dazu beitragen, dass typische Krankheiten wie Rheuma, Gicht und Arthritis möglichst nicht auftauchen. Diese sind es nämlich, welche durch die starken Schmerzen die Bewegungsfähigkeit soweit einschränken, dass es bis zur Abhängigkeit vom Rollstuhl kommen kann. Auch im Alter können Sie noch diesen Krankheiten vorbeugen oder sie zumindest wesentlich vermindern.

An erster Stelle der Liste steht zweifellos die richtige Ernährung. Abwechslungsreich und reich an Ballaststoffen sollte sie sein. Viel spricht durchaus auch für eine vegetarische Ernährung ohne Mangelerscheinungen. Bekannt ist, dass zu viel Fleischverzehr kontraproduktiv bei einer beginnenden Gicht oder Arthritis ist. Maximal zwei Mal pro Woche sollten tierische Fleischprodukte verzehrt werden.

Allerdings gibt es durchaus auch vegane Produkte, die bei bestimmten Stoffwechselerkrankungen und entzündlichen Prozessen schädlich sind. Dazu gehören beispielsweise Bohnen und bestimmte Kohlsorten. Daher ist ein spezieller Ernährungsplan empfehlenswert. Generell sollte eine gesunde Ernährung im Vordergrund stehen.

Wichtig: genug Bewegung

Die heutige Generation ist vor allen Dingen von einem Risiko betroffen: Bewegungsmangel. Mehr als jemals zuvor werden Tätigkeiten fast ausschließlich sitzend ausgeführt. Neue Arbeitsmodelle wie Homeoffice, Präenzarbeit oder Hybridmodell versuchen eine Antwort auf geänderte Arbeitsformen zu geben. Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass zu wenig Bewegung eine der Herausforderungen der digitalen Ära ist.

Aber nur mit ausreichender Bewegung vermeidet man die typischen Erkrankungen des Bewegungsapparates, die später zu schmerzhaften, entzündlichen Prozessen und Einschränkungen der Beweglichkeit führen können. Mittlerweile gibt es nationale Bewegungsempfehlungen für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und ältere Menschen. Je besser der Körper in Form gehalten wird, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch im hohen Alter noch eine ausreichende Flexibilität erreicht wird.

Fazit

In jeder Hinsicht lohnt sich die vorausschauende Planung bei der Gestaltung neuer Bauprojekte und der Erhaltung unserer Gesundheit. Jedes Eigenheim kann durch frühzeitige Planung optimal auf hohe Barrierefreiheit vorbereitet werden. Und mit Hilfe einer ausgeglichenen Ernährung und ausreichend Bewegung können wir alle dafür sorgen, dass wir die Barrierefreiheit nie in Anspruch nehmen müssen.

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