In Zeiten, in der Technologie die Grenzen des Möglichen ständig verschiebt und neu zieht, stehen viele Branchen vor wichtigen Entscheidungen. Auch im Finanzwesen werden jetzt schon die Weichen für kommende Entwicklungen gestellt. Zu den disruptivsten Neuerungen im Bereich der Finanztechnologien gehören derzeit sowohl fortschrittliche KI-Modelle als auch blockchainbasierte Assets. Die Diskussion um die Vor- und Nachteile zentralisierter und dezentralisierter Konzepte steht dabei häufig im Mittelpunkt. Dahinter verbirgt sich oft die entscheidende Frage, welche Richtung das Finanzwesen zukünftig einschlagen wird, oder ob sich die verschiedenen Organisationsprinzipien idealerweise sogar ergänzen könnten.
Fintech-Innovationen revolutionieren die Branche
Wer die aktuellen Entwicklungen und die Argumente für und gegen zentrale, bzw. dezentrale Modelle verstehen will, muss sich zwangsläufig mit den Gründen für die jüngsten Umbrüche in der Branche auseinandersetzen. In den letzten Jahren haben technologische Innovationen aus den Bereichen KI und Machine Learning die Art und Weise, wie Finanzinstitute operieren, grundlegend verändert. Fintech-Unternehmen haben dazu beigetragen, dass Anbieter agiler und effizienter agieren können – von einer klaren Effizienzsteigerung in der Risikobewertung bis hin zur Entwicklung passgenauer Produkte. Zusätzlich hat der Siegeszug des Bitcoins für einen großen Hype um Kryptowährungen gesorgt. Plötzlich gab es Alternativen zu herkömmlichen, an Fiat-Währungen gekoppelte Finanzinstrumente und einige dieser digitalen Assets werden zunehmend als reales Zahlungsmittel akzeptiert und genutzt.
Im Gegensatz zu staatlichen Währungen sind Krypto-Assets oft jedoch streng dezentral aufgebaut, weshalb neue Währungseinheiten durch verschiedene Prozesse direkt im Netzwerken entstehen. In der Regel werden neue Coins dabei als Belohnung für die Validierung von Blockchain-Transaktionen ausgeschüttet. Bitcoin setzt hierfür nach wie vor auf das energieintensive Proof-of-Work-Konsensverfahren (PoW), während diverse Altcoins das ressourcensparende Proof-of-Stake (PoS) nutzen. Neben diesen Unterschieden haben sich auch Variationen in der Organisationsstruktur herausgebildet, wodurch zusätzlich zu den klassischen, dezentralisierten Assets auch eher zentralisiert aufgebaute entstanden sind. Darüber hinaus haben auch Kreditinstitute die Vorteile der Blockchain längst erkannt, weshalb unter anderem die EZB die Herausgabe einer offiziellen digitalen Währung plant, die als weitere Konkurrenz für die dezentrale Kryptowelt zu betrachten sind.
Herausforderungen durch grenzüberschreitende Zahlungen
Während das Konzept der Dezentralisierung in der Kryptowelt den Ton angibt, wirft Ripple mit seinem zentralisierten Ansatz entscheidende Fragen auf. Das Unternehmen und das gleichnamige Zahlungsnetzwerk sowie das dazugehörige Token XRP, fokussiert sich auf ein bekanntes Problem: die langwierigen und kostspieligen Prozesse von grenzüberschreitenden Zahlungen. Mit dem RippleNet hat der Anbieter den Versuch gestartet, diese Hindernisse zu überwinden und die Effizienz des Zahlungsverkehrs zu verbessern. Da das Unternehmen dabei stets die Kontrolle über das Netzwerk und die Währung behält, gilt Ripple als das prominenteste Beispiel für einen zentralisierten Krypto-Ansatz. Das Konzept beruht auf der engen Zusammenarbeit mit etablierten Finanzinstitutionen und Banken, wodurch Ripple den Weg für schnellere und kostengünstigere grenzüberschreitende Zahlungen ebnet. Die Verwendung von XRP als Brückenwährung, erlaubt die nahtlose Konvertierung von verschiedenen Währungen und verringert so die Abhängigkeit von mehreren Intermediären. Die zentralisierte Natur von Ripple stellt zur Diskussion, ob Innovationen auf Kosten der Kontrolle und Autonomie der Nutzer gehen können. Bisher scheinen die meisten User Ripple jedoch als Erfolgskonzept zu betrachten und die Idee zu unterstützen, was sich klar im Ripple Kurs spiegelt.
Die Macht der Smart-Contracts
Zwar gilt der Bitcoin noch immer als König der Kryptowährungen, doch als zweitstärkste Währung, ist ihm Ethereum (ETH) mittlerweile dicht auf den Fersen. Ein Grund für die steigende Beliebtheit ist die praxistaugliche Integration von Smart-Contracts. Hierbei handelt es sich um selbstausführende Verträge, die ohne Vermittler abgeschlossen und verwaltet werden können. Das Vertrauen, welches viele Nutzer dem Ethereum-Netzwerk entgegenbringen, gründet auf der Vielseitigkeit der Smart-Contracts und dem Vertrauen in die Blockchain-Technologie selbst. Durch die automatischen Verträge haben Unternehmen die Möglichkeit, Dienstleistungen oder Produkte anzubieten, ohne bei der Kaufabwicklung auf zentrale Behörden angewiesen zu sein. Ethereum hat so bereits eine breite Palette von dezentralen Anwendungen (DApps) hervorgebracht, die unterschiedlichste Aufgaben übernehmen – von Finanzdienstleistungen über Versicherungen bis hin zum Lieferkettenmanagement. DApps gelten nicht nur als sehr effizient, sie setzen auch neue Maßstäbe, wenn es um die Digitalisierung von Geschäftsprozessen geht. Werden ETH Kurs heute in Euro beobachtet, sieht schnell, dass viele Trader das Potenzial erkannt haben.
Digitales Zentralbankgeld als mögliche Krypto-Konkurrenz
Während Ethereum und Ripple als Beispiele für dezentrale und zentralisierte Ansätze im Finanzwesen für Diskussionsstoff sorgen, zieht ein weiteres Konzept die Aufmerksamkeit auf sich: das digitale Zentralbankgeld. Gemeint ist damit ein von Zentralbanken emittiertes digitales Äquivalent zur physischen Währung, welches die Blockchain-Technologie oder eine andere Distributed-Ledger-Technologie nutzt. Die Politik und die Zentralbanken versprechen sich davon gleich zweierlei: einerseits die Modernisierung des nationalen Zahlungsverkehrs und andererseits die Schaffung einer offiziellen digitalen Währung, die von einer vertrauenswürdigen staatlichen Stelle ausgegeben wird. Während Kryptowährungen wie Ethereum darauf abzielen, die Kontrolle über Finanztransaktionen in die Hände der Nutzer zu legen, würde digitales Zentralbankgeld die Kontrolle und Emission in den Zuständigkeitsbereich der nationalen Zentralbanken zurückverlagern. Dies könnte eine verbesserte Kontrolle der Geldströme bedeuten, wirft im Hinblick auf den Datenschutz aber auch Bedenken auf. Wann und in welcher Form ein digitaler Euro kommt, ist derzeit noch unklar.
Eine Frage der Balance
Angesichts der großen und immer schneller aufeinander folgenden Veränderungen besteht die Herausforderung der nächsten Jahre darin, einen regulatorischen Rahmen zu schaffen, der sowohl Innovation fördert als auch die Integrität des Finanzsystems gewährleistet. Während Ethereum und andere dezentrale Ansätze die Freiheit der Nutzer betonen, könnten durch regulatorische Lücken verschiedene Sicherheitsrisiken auftreten. Auf der anderen Seite wird die Abwägung von Nutzen und Autonomie der Verbraucher bei den zentralisierten Ansätzen weiterhin ein heiß diskutiertes Thema bleiben. Inmitten dieser regulatorischen Debatte werden jedoch auch Nutznießer und Chancen sichtbar. Innovative Unternehmen haben die Möglichkeit, Finanzdienstleistungen auf effizientere und kostengünstigere Weise anzubieten. Investoren könnten von neuen Anlagemöglichkeiten und einem breiteren Zugang zu Finanzinstrumenten profitieren. So wird schnell klar, dass die Zukunft des Finanzwesens von einer ausgewogenen Berücksichtigung der Vor- und Nachteile sowie einer kontextabhängigen Kombination beider Ansätze abhängt.
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