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Digitalisierung in Deutschland: Jetzt wird es Zeit, die Handbremse zu lösen

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von REGIO MANAGER 27.12.2024
KI-Bild: ©Patrick Helmholz @stock.adobe.com

Eines der Themen, die Deutschland seit geraumer Zeit beschäftigt, ist die digitale Transformation. Im Mittelpunkt stehen hier die Begriffe digitale Souveränität und Künstliche Intelligenz. Die Bundesregierung hatte ambitionierte Pläne und wollte, dass Deutschland der führende Standort für Künstliche Intelligenz in Europa wird. Zudem war es der „Ampel“ wichtig, die digitale Unabhängigkeit des Landes zu sichern. Jedoch ist bekannt, wie die Sache ausgegangen ist: Die „Ampel“ hat viel angekündigt, am Ende jedoch bei der Umsetzung versagt und zuletzt ist man gescheitert – am 23. Februar 2025 wird der Bundestag neu gewählt werden.

Der Wille zur Transformation mag da sein, am Ende sind es aber die digitalen Basics, die fehlen. Einer der Hauptgründe, wieso es in den letzten Jahren nicht gelungen ist, die Digitalisierung in Deutschland voranzutreiben.

 

Leider fehlt der Bundesrepublik seit Jahren der Weitblick

Ein gutes Beispiel, wie Deutschland tickt, zeigt sich am deutschen Glücksspielstaatsvertrag. Während Online Casinos auf den Live Bereich setzen, um so die Atmosphäre der Spielbank in die eigenen vier Wände zu bekommen, darf das Live Dealer Spiel nicht angeboten werden: Brandneue Casino Anbieter bemühen sich daher gar nicht mehr um eine deutsche Lizenz, weil es zu viele Einschränkungen gibt, die den Spielspaß beinahe zur Gänze einschränken. Neben der Tatsache, dass kein Live Casino angeboten werden darf, ist der maximale Einsatz pro Runde auf 1 Euro beschränkt bzw. gibt es im Online Casino mit deutscher Lizenz nur Slots. Am Ende dreht sich hier alles um den Spielerschutz, der zur Gänze den möglichen Spielspaß aufgefressen hat. Ein Sinnbild für Deutschland.

Denn in Deutschland weiß man, dass die digitale Souveränität und die Künstliche Intelligenz wichtig sind. Sieht man sich aber den aktuellen Stand der Digitalisierung an, so erkennt man recht schnell, dass essenzielle Grundlagen fehlen.

 

Das Problem beginnt beim Fundament

Das zentrale Problem: Die öffentliche Verwaltung ist unzureichend digitalisiert. Auch wenn man sich über die Jahre bemüht hat, die Digitalisierung voranzutreiben, müssen sich die Bürger und Unternehmen weiterhin mit analogen Prozessen, den Formularen auf Papier und außerordentlich langen Wartezeiten auseinandersetzen. Sogar das sogenannte Onlinezugangsgesetz, das vorsah, die Verwaltungsleistungen bis Ende 2022 vollständig zu digitalisieren, wurde letztlich unzureichend umgesetzt. Viele der Serviceleistungen sind nutzerunfreundlich gestaltet bzw. ist der Dienst auch nicht flächendeckend verfügbar.

Ein weiterer Knackpunkt ist der Breitbandausbau. Ländliche Regionen leiden noch immer unter der langsamen Internetverbindung, die einerseits den Zugang zu digitaler Innovation erschwert, andererseits aber auch die wirtschaftliche Produktivität beeinträchtigt. Vor allem benötigt man flächendecke und leistungsstarke Netzwerke, um datenintensive Technologien wie die Künstliche Intelligenz einsetzen zu können. Das heißt, hat man kein leistungsfähiges Breitbandnetzwerk, dann fehlt es schon an der Grundvoraussetzung für die moderne Volkswirtschaft.

Eine weitere Herausforderung: Cybersicherheit. Die digitale Souveränität wird vor allem durch das mangelnde Bewusstsein im Bereich IT-Sicherheit gefährdet. Zudem zeigt die immer größer werdende Zahl an erfolgten Cyberangriffen, dass Unternehmen und öffentliche Einrichtungen gar keine effektiven Schutzmaßnahmen haben, um sich davor zu schützen. Das auch deshalb, weil es keine standardisierten Lösungen gibt, die bundesweit flächendeckend zum Einsatz kommen können.

Zuletzt gibt es auch noch den Fachkräftemangel: Der Bedarf an Spezialisten für die Künstliche Intelligenz sowie für die Cybersicherheit steigt, jedoch gibt es nur wenige Ausbildungs- oder Weiterbildungsangebote, damit man auch die Nachfrage decken kann. Tatsächlich hat sich ein globaler Kampf um die besten Spezialisten und Fachkräfte entwickelt, bei dem Deutschland gar nicht die Nase vorne haben kann.

 

Wie könnte Deutschland doch noch auf die Überholspur kommen?

Damit die Digitalisierung vorangetrieben werden kann, muss Deutschland einmal versuchen, die grundlegenden Probleme der Digitalisierung zu bekämpfen. Denn fehlt es am soliden Fundament aus einer modernen Infrastruktur, einer effizienten Verwaltung sowie einer ausreichenden Cybersicherheit, dann bleiben Strategien, so gut sie auch sein mögen, in den Bereichen digitale Souveränität und Künstliche Intelligenz nutzlos.

Der Breitbandausbau muss beschleunigt werden. Ein leistungsstarkes Internet stellt die Basis für alle digitalen Prozesse dar. Am Ende braucht es klare Zielvorgaben und viel weniger bürokratische Hürden. Auch Förderprogramme müssen geschaffen werden – in erster Linie für die ländlichen Regionen, in denen es wirklich große Probleme mit dem Internetausbau gibt. Glasfaser und 5G müssen stärker zum Einsatz kommen, damit die digitale Infrastruktur ausgebaut und für die Zukunft fit gemacht werden kann.

Dann geht es um die öffentliche Verwaltung, die endlich digitalisiert werden muss. Es geht um eine einheitliche Plattform, damit die Verwaltungsleistungen gebündelt werden können, sodass es zu einer Steigerung der Effizienz kommt. Mit nationalen IT-Standards könnte man Doppelstrukturen vermeiden und den Bürgern den Zugang zu staatlichen Leistungen möglich machen. Hier würden Open Source-Lösungen Flexibilität sowie langfristige Kostenvorteile versprechen. Jedoch braucht es natürlich auch Schulungsprogramme, damit jene, die in Verwaltung beschäftigt sind, auch mit den neuen Technologien umgehen können.

Die Cybersicherheit ist ein weiterer Punkt: In jeder digitalen Initiative muss die Sicherheit mitberücksichtigt werden. Man braucht also mehr Investitionen in Sicherheitslösungen. Zudem wird es wichtig sein, nationale Richtlinien zu schaffen, damit die kritische Infrastruktur besser geschützt werden kann. Zudem sollte man mit Schulungen und Kampagnen das Bewusstsein für die IT-Sicherheit erhöhen.

 

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