Nachhaltigkeit

Experten-Interview: Nachhaltigkeit in der Energiewende 2024

Welche Chancen und Herausforderungen bietet die Energiewende für deutsche Unternehmen?

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von REGIO MANAGER 07.10.2024
Philip Gutschke, Bereichsleiter Energiebeschaffung von wattline

Regio Manager: Herr Gutschke, die Energiewende ist in vollem Gange. Welche Chancen sehen Sie für Unternehmen im Jahr 2024?

Philip Gutschke: Die Energiewende bietet Unternehmen erhebliche Potenziale, insbesondere wenn sie ihre Strategien clever ausrichten. Ein zentraler Punkt ist die Optimierung der Energiekosten. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass dies nicht zwangsläufig hohe Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen erfordert. Die Studie zur Energiewende 2024 der wattline GmbH zeigt, dass gut informierte Entscheider in Unternehmen eher bereit sind, nachhaltige Entscheidungen zu treffen und dadurch langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Besonders Führungskräfte, die sich umfassend über nachhaltige Energieversorgung informieren, sind auch bereit, höhere Kosten für grüne Energie zu tragen. Tatsächlich gaben 89 % der gut informierten Entscheider an, dass sie bereit sind, zusätzliche Ausgaben in Kauf zu nehmen, wenn sie dadurch zur Nachhaltigkeit beitragen können. So ist für gut zwei Drittel der Befragten der Klimaschutz eine der größten Chancen, die wir durch die Energiewende haben. Das ist enorm wichtig, denn nur wenn Gesellschaft und Unternehmen bereit sind, den Alltag nachhaltiger zu gestalten, kann die Energiewende erfolgreich umgesetzt werden.

 

Wahrgenommene Chancen und Risiken der Energiewende auf einen Blick (© wattline GmbH)

 

Regio Manager: Inwiefern spielt Nachhaltigkeit in diesem Zusammenhang eine Rolle?

PG: Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema, das in den nächsten Jahren noch an Bedeutung gewinnen wird und bereits jetzt langfristig mit dem Unternehmenserfolg zusammenhängt. Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, Nachhaltigkeit im Unternehmensalltag zu verankern, ohne ihre Betriebskosten in die Höhe zu treiben. Laut unserer Studie findet eine Mehrheit der Befragten die Energiewende wichtig. Einige Unternehmen setzen bereits auf Maßnahmen wie die Optimierung von Energieverträgen oder die Nutzung erneuerbarer Energien, jedoch gab ein Drittel an, bislang keine grünen Energiequellen zu verwenden. Dabei amortisieren sich diese Ansätze oft schneller und bieten eine unmittelbare Kostenersparnis. Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Trend, sondern eine wesentliche Anforderung, die Unternehmen heute meistern müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Knapp die Hälfte der Befragten in der Studie zur Energiewende ist sich dessen bewusst und schätzt das Potenzial zur Steigerung der Nachhaltigkeit und Energieeffizienz im Unternehmen als groß oder sehr groß ein.

 

Potenzial zur Steigerung der Nachhaltigkeit und Energieeffizienz (© wattline GmbH)

 

Regio Manager: Wie können Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien von der Energiewende profitieren?

PG: Die Nutzung erneuerbarer Energien wird immer attraktiver, besonders wenn man die stetig sinkenden Kosten für Windkraftanlagen und Photovoltaik berücksichtigt. Insbesondere Photovoltaik mit Batteriespeicher ist dabei günstiger als konventionelle Kraftwerke. Unternehmen, die jetzt in erneuerbare Energien investieren, können nicht nur ihre Energieversorgung nachhaltiger gestalten, sondern sich auch von Preisschwankungen an den Energiemärkten unabhängiger machen. Gleichzeitig müssen aber keine hohen Anfangsinvestitionen getätigt werden, denn es gibt auch Modelle, bei denen externe Partner die Anlagen betreiben und Unternehmen lediglich die erzeugte Energie nutzen. Unsere Studie hat gezeigt, dass bereits 45 % der Unternehmen in erneuerbare Energien investieren oder dies in den nächsten Jahren planen.

Regio Manager: Das bedeutet, dass eine Mehrheit nicht in erneuerbare Energien investiert. Worin sehen Sie die größten Herausforderungen?

PG: Die größten Herausforderungen liegen oft in der Unsicherheit über die Anfangsinvestitionen und die langfristige Rentabilität. Unternehmen zögern, in erneuerbare Energien zu investieren, weil sie hohe Anfangskosten befürchten oder unsicher sind, wann und wie sich diese Investitionen amortisieren. Hinzu kommen bürokratische Hürden, wenn es beispielsweise um die Investition in größere Anlagen wie Photovoltaikanlagen oder Windkraftprojekte geht. Auch der Mangel an qualifizierten Fachkräften und Partnern stellt ein Hindernis dar. Zudem gibt es in manchen Branchen immer noch Unsicherheiten über die Zuverlässigkeit und Versorgungssicherheit durch erneuerbare Energien. Deshalb ist es entscheidend, dass Unternehmen hier gut beraten werden und ein besseres Verständnis für die langfristigen Vorteile entwickeln. Bereits jetzt, so zeigt die Studie zur Energiewende, sind Unternehmen immer offener für grüne Energiequellen und auch bereit, Mehrkosten in Kauf zu nehmen, obwohl Energiekosten für die meisten Unternehmen von großer Bedeutung sind.

Daten zum Potenzial der Energiewende (© wattline GmbH)

 

Regio Manager: In welche Richtung wird sich die Energiewende Ihrer Einschätzung nach in den nächsten Jahren entwickeln?

PG: Die Energiewende wird sich in den kommenden Jahren weiter beschleunigen. Besonders spannend wird die Entwicklung bei den erneuerbaren Energien sein, die zunehmend auch für kleinere Unternehmen erschwinglich und attraktiv werden. Gleichzeitig wird das Thema Nachhaltigkeit nicht länger ein „Nice-to-have“ bleiben, sondern zunehmend zur Pflicht, vor allem durch regulatorische Vorgaben und steigende Erwartungen von Kunden und Partnern. Wir werden eine Verschärfung von Gesetzen und Richtlinien erleben, die Unternehmen verpflichten, ihren CO₂-Ausstoß zu senken und nachhaltige Energiequellen zu nutzen. Die EU-Taxonomie-Verordnung und das Lieferkettengesetz sind nur zwei Beispiele dafür. Diese Bemühungen sollen zusätzlich durch einen sogenannten  ESG-Score ausgedrückt werden. Das heißt, dass Unternehmen, die die Vorgaben nicht erfüllen, nicht nur Sanktionen, sondern auch Wettbewerbsnachteile riskieren. Es wird also immer wichtiger, sich proaktiv mit der Entwicklung von nachhaltigen und effizienten Energiekonzepten auseinanderzusetzen, um nicht nur gesetzeskonform zu bleiben, sondern auch zukunftsfähig zu sein.

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