Management

Führungskommunikation: Auf den Ton kommt es an

Gute Kommunikation ist eine der wichtigsten Führungsaufgaben. Um Unternehmen erfolgreich zu führen, muss klar, wertschätzend und empfängergerecht kommuniziert werden – und das auch und besonders in Krisensituationen.

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von Miriam Leschke 12.11.2024

Führung besteht zu 90 Prozent aus Kommunikation. Der Visionär, der nicht in der Lage ist, seine Ideen zu vermitteln, oder der Ausnahmeexperte, den leider kein Nichteingeweihter versteht, sind sicher keine guten Führungskräfte.Aber auch der autoritäre Kommandeur, vor dem alle Untergebenen strammstehen, sobald er den Raum betritt, hat als Vorbild für moderne Chefs ausgedient. Wenn Führung dazu dient, das Zusammenwirken der Beteiligten so zu organisieren, dass Aufgaben erfüllt und Ziele erreicht werden, dann ist Kommunikation das Nervensystem, das Gehirn und „ausführende Organe“ verbindet.

Wobei man sich hüten sollte, Führungskommunikation als Einbahnstraße anzusehen. Ohne ständige Rückmeldungen aus der „Peripherie“ kann das Gehirn keine sinnvollen Gedanken fassen – und manchmal kommen die Männer und Frauen an der „Front“ sogar auf bessere Ideen als das Management.

Klare und verständliche Botschaften

Botschaften kommen allerdings nur an, wenn Sender und Empfänger dieselbe Sprache sprechen. Was in Bezug auf die Verwendung von Fremdsprachen jedem klar ist, wird im Firmenalltag leider allzu häufig vergessen. Wer hat sich nicht schon bei einem endlos erscheinenden, von Fachbegriffen, Zahlen und Diagrammen strotzenden Vortrag eines Experten gelangweilt? Fachwissen ist zweifellos wichtig, verliert aber leider seinen Sinn, wenn es überstrapaziert und vor allem an der falschen Stelle verwendet wird.

Die Mitarbeiter der Produktion werden nicht motivierter arbeiten, wenn sie der Vorstand mit Management-Floskeln und Anglizismen traktiert. Auch zu abstrakte und abgehobene Überlegungen haben in der Führungskommunikation nichts zu suchen. Hier geht es vielmehr um klare, allen Beteiligten verständliche Aussagen. Und wenn die Kommunikation schriftlich stattfindet, steigert man die Wirkung nicht über die Anzahl der verschickten E-Mails und Memos. Hier ist weniger oft mehr.

Wertschätzung ist das A und O

Mindestens ebenso wichtig wie eine klare und verständliche Sprache ist die Wertschätzung unter den Beteiligten – und das heißt natürlich, dass nicht nur der Chef oder die Chefin Respekt verdienen, sondern auch alle Mitarbeiter bis hin zum frisch eingestellten Auszubildenden. Zu einer angemessenen Kommunikation gehören dabei auf jeden Fall ein Mindestmaß an Höflichkeit und ein passender Tonfall. Es kommt nämlich oft vielmehr darauf an, wie man etwas sagt, als was man sagt. Der Ton macht die Musik.

Ein weiteres No-Go in der Gesprächsführung ist es, sein Gegenüber nicht ausreden zu lassen. Sollte die Zeit der Führungskraft (gerade) knapp sein und der Mitarbeiter zu weitschweifigen Erklärungen neigen, ist es besser, darum zu bitten, das Gespräch zu einem anderen Zeitpunkt fortzusetzen, als halbherzig zuzuhören und immer wieder ungeduldig ins Wort zu grätschen. Genauso schlecht wie offene Aggressivität kommt bei Menschen offensichtliches Desinteresse an. Wer während des Gesprächs mit seinem Mitarbeiter E-Mails liest oder ständig ans Telefon geht, zeigt damit indirekt, wie wenig ihn das Anliegen seines Gegenübers interessiert. Ist diese Art von Kommunikation Standard, ist die innere Kündigung des Mitarbeiters nicht mehr weit.

Die Kunst der Krisenkommunikation

Wie gut die Kommunikationskultur in einem Unternehmen ist, zeigt sich, wenn es zu Krisen kommt oder unangenehme Botschaften zu überbringen sind. Eine Sonderprämie zu verkünden, dürfte den meisten Chefs keine Probleme bereiten. Wie aber erklärt man auf vernünftige Weise Lohnkürzungen oder gar Entlassungen? Vor allem mit Zeit und Emotionen. Eine Kündigung oder eine ernste Ermahnung darf keinesfalls im Vorbeigehen auf dem Flur erfolgen, und für eine Ansprache zur schwierigen Lage des Unternehmens sollte sich ein Chef die nötige Zeit lassen. Dabei ist es wichtig, nicht nur Zahlen, Daten und Fakten auf den Tisch zu legen, sondern deutlich zu machen, dass man die Sorgen und Ängste der Mitarbeiter ernst nimmt – und ein bisschen Optimismus zur Bewältigung der Krise darf auch gerne durchscheinen, wenn er denn berechtigt ist. Denn eines ist noch schlimmer als kalte Emotionslosigkeit: falsche Versprechungen. Lügen haben auch im Management kurze Beine.

Strategisch kommunizieren

Nachdem in früheren Zeiten vielleicht zu wenig auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter eingegangen wurde, darf man jetzt allerdings nicht in das gegenteilige Extrem fallen. Eine Führungskraft – egal, ob als angestellter Manager oder als Firmeninhaberin – hat die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass „der Laden läuft“. Dass es dabei von Zeit zu Zeit zu Konflikten kommt, ist unausweichlich – auch, wenn die Mitarbeiter grundsätzlich motiviert sind und hinter dem Unternehmen stehen.

Um ihre Aufgabe zu erfüllen, muss eine Führungskraft manchmal klare Ansagen machen und auch Unangenehmes wie Probleme und Fehlleistungen deutlich ansprechen. Wenn er oder sie sich das Leben nicht zusätzlich schwer machen will, geschieht das so sachlich und respektvoll wie möglich und ohne Killerphrasen und ungerechte Schuldzuweisungen à la: „Wenn Sie in der Abteilung XY endlich mal Ihre Arbeit tun würden …!“ Wenn sich ungerecht behandelt fühlende Mitarbeiter in den „Widerstandsmodus“ gehen, macht das die Problemlösung nämlich nicht leichter.

Ausblick

Auch wenn in manchen Unternehmen fleißig Führungsebenen ausgedünnt werden, bedeutet das freilich nicht, dass Führungskräfte bald überflüssig sein werden. Zum einen arbeiten auch zukünftig nicht alle Beschäftigten in Tech-Start-ups, zum anderen benötigen erfahrungsgemäß auch Softwareentwickler Führung. Allerdings wird sich die Rolle von Führungskräften in einer wissensbasierten und zunehmend digitalisierten Wirtschaft weiter weg vom klassischen Chef und noch stärker hin zum Navigator und Orientierungsgeber entwickeln.

In der Kommunikation kommt es dementsprechend darauf an, nicht das Machtgefälle zu betonen, sondern vielmehr die prinzipielle Gleichwertigkeit aller Teammitglieder in den Fokus zu rücken. Denn, um erfolgreich zu sein, werden Unternehmen noch stärker als bisher darauf angewiesen sein, die Ideen und Talente ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu nutzen.

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