Auf unseren Straßen wird es immer voller. Das Kraftfahrt-Bundesamt zählte für 2016 einen Bestand von fast 55 Millionen angemeldeten Kraftfahrzeugen. Damit waren im letzten Jahr in Deutschland so viele Motorräder, Omnibusse, Personenkraftwagen, Zugmaschinen und Lastkraftwagen angemeldet wie nie zuvor. Davon betrug allein die Zahl der PKWs 45 Millionen und die Zahl der LKWs rund 2,8 Millionen. Die Zahl der Fahrzeug-Neuzulassungen spiegelt diese Entwicklung wider. Mehr als 3,7 Millionen Neufahrzeuge wurden 2015 für den Straßenverkehr zugelassen, darunter 3,2 Millionen PKWs und 274.800 LKWs. Der Individualverzehr verzeichnet damit einen kontinuierlichen Anstieg, und mit ihm nimmt auch der Anteil an Firmenfahrzeugen immer mehr zu, die in Fuhrparks oder Fahrzeugflotten organisiert sind. Mit einem Rekord von rund 828.000 PKW-Neuzulassungen lag der Flottenmarkt im Jahr 2016 bei rund einem Viertel aller PKW-Neuzulassungen (aus 2015) und stellt damit eines der wichtigsten Segmente im deutschen Automobilmarkt dar, wobei auch die Vorzeichen für die künftige Entwicklung gut sind: „Generell ist für die nächsten Jahre weiterhin mit einer positiven Entwicklung des relevanten Flottenmarkts zu rechnen, da in 2017 bereits die meisten Fahrzeuge aus 2014 getauscht werden müssen (…)“, bewertet der Datenanalyst Dataforce aus Frankfurt/Main die aktuelle Situation.
Kein einheitliches Berufsbild
Fundierte Zahlen und Fakten zum Fuhrparkmanagement sind für Hersteller, Händler und Dienstleister, aber auch für die wachsende Berufssparte der Fuhrparkleiter eine wichtige Handlungsbasis geworden. Neben der kontinuierlichen Entwicklung der Zulassungszahlen fragt Dataforce daher in regelmäßigen Studien auch bei Fuhrparkmanagern nach, ob und wie sich die Aufgaben und Strukturen für sie verändern. Aber welche Aufgaben haben sie genau, und wer managt die stetig wachsende Zahl an Fuhrparks in Deutschland eigentlich? Axel Schäfer ist Geschäftsführer des Bundesverbandes Fuhrparkmanagement e. V. mit Sitz in Mannheim, und er weiß aus langjähriger Erfahrung: „Für den Fuhrparkmanager gibt es kein einheitliches und klar definiertes Berufsbild. Er ist Manager im Werkstattkittel und KfZ-Fachmann im Anzug zugleich.“ In seinem „Praxishandbuch Fuhrpark-Management“ (erschienen im Juni 2010) legte Schäfer die grundlegende Definition für den kaum definierbaren Job fest: „Fuhrparkmanagement bedeutet, die Mobilitätsanforderungen eines Unternehmens unter Berücksichtigung der eigenen Unternehmensziele strategisch zu planen und flexibel zu steuern.“ Eine allumfassende Aufgabe, in die ein Fuhrparkleiter in vielen Fällen erst einmal hineinwachsen muss. Axel Schäfer: „Ein kompetenter Fuhrparkmanager ist Allrounder und Spezialist zugleich. Seine Aufgaben machen es notwendig, dass er nahe an der Basis arbeitet und sich aber auch gekonnt in Etagen des mittlerene Managements bewegen kann.“ Er hat vielfältige Managementaufgaben zu erledigen, wenn er in kaufmännischen und Finanzierungs-Fragen ebenso auf der Höhe sein will wie in technischen, rechtlichen und organisatorischen Belangen. „Eine Gratwanderung ohnegleichen“, sagt Axel Schäfer, denn der Fuhrpark muss tagtäglich nicht nur problemlos laufen, sondern dabei auch wirtschaftlich hoch effizient sein, sonst wird die oft millionenschwere Fahrzeugflotte schnell zum Faß ohne Boden.
Experten erzielen Einsparungen
Mit der Studie „Fuhrparkmanagement in deutschen Unternehmen 2015“ analysierte Dataforce im vergangenen Jahr sehr genau, wie das Fuhrparkmanagement in der deutschen Wirtschaft gehandhabt wird. Hierzu wurden die Verantwortlichen in mehr als 50.000 Unternehmen befragt. Dabei zeigte sich jedoch, dass sich in nur 30 Prozent aller teilnehmenden Unternehmen der Fuhrparkmanager mit mehr als 50 Prozent seiner Arbeitszeit auf diesen Job konzentrieren kann. Die Quote steigert sich allerdings schnell auf 100 Prozent, sobald man die Firmen betrachtet, in deren Dienstwagenflotte mehr als 100 Fahrzeuge fahren. Hier ist der hauptamtliche Fuhrparkverwalter ein Muss. Bei Unternehmen mit kleineren Fahrzeugflotten ist das Fahrzeugmanagement hingegen oft noch die alleinige Aufgabe der Geschäftsleitung, aber auch hier wächst die Erkenntnis, dass sich durch einen Experten für diesen Job deutliche Einsparungen erzielen lassen. Hierfür werden dann vielfach spezielle Qualifizierungen durch Weiterbildungsangebote in Anspruch genommen. Um das Berufsbild des Fuhrparkmanagers künftig klarer zu struktrieren und einheitliche Branchenstandards zu etablieren, bietet zum Beispiel die DEKRA Akademie in enger Kooperation mit dem Bundesverband Fuhrparkmanagement e. V. den Ausbildungsgang „Zertifizierter Fuhrparkmanager/in“ an, was eine deutliche Professionalisierung und Qualifizierung im Fuhrparkmanagment zur Folge hat. Grundlage für die Prüfung ist eine einheitliche, vom Fuhrparkverband als Branchenstandard geschaffene Prüfungsordnung. Eine konkrete „Abteilung Fuhrpark“ gab es 2015 insgesamt nur in 11 Prozent der von Dataforce befragten Unternehmen. Bei Unternehmen, die zwischen 50 und 99 Fahrzeugen in ihrem Fuhrpark haben, liegt dieser Anteil jedoch mit 26,3 Prozent deutlich höher. Die Autoren der Dataforce-Studie schlußfolgern: „In dieser Größenklasse liegt der Anteil der Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe und aus dem Bereich Dienstleistungen höher als im Mittel der Stichprobe. Ein entsprechend großer Anteil an Servicefahrzeugen mit hoher Laufleistung und entsprechend großem Autausch- und Organisationsbedarf lässt darauf schließen, dass hier das Fuhrparkmanagement so wichtig ist, dass es häufiger einer separaten Abteilung bedarf.“
Vielfältige Aufgaben und Themen
Auch wenn die Konfiguration eines neu anzuschaffenden Dienstwagens überwiegend vom jeweiligen Fahrer selbst vorgenommen wird, sind Flottenmanager an vielen Entscheidungen doch in zunehmendem Masse beteiligt. Als Spezialisten spielen sie im Unternehmen eine wichtige Rolle und werden vor finalen Entscheidungen zunehmend zu Rate gezogen. Umso wichtiger ist es in dieser Position, bei den aktuell in der Branche diskutierten Themen „auf Ballhöhe“ zu bleiben. Für die Mitglieder im Bundesverband Fuhrparkmanagement e. V. ist die fachliche Diskussion über alle betriebswirtschaftlichen, rechtlichen und technischen Fragen daher eine wichtige Orientierungshilfe in diesem dynamischen Umfeld. Ganz oben sind dabei auf der Themenliste die vielfältigen Aspekte, die sich aus der zunehmenden Digitalisierung rund um die Auto-Mobilität ergeben. Wem gehören die hier ermittelten Daten, und wer kann bzw. soll sie für welche Zwecke nutzen? Datenschutzaspekte spielen hierbei ebenso eine Rolle wie zukünftige Regelungen zum Bereich „autonomes Fahren“! Bei verschiedenen Versicherungsanbietern werden bereits Tarifmodelle auf Basis von Telematikdaten vorbereitet, wobei hierzu noch nicht einzuschätzen ist, was das letztlich für die Fuhrparks zu bedeuten hat, so Axel Schäfer. Hier ergeben sich erneut vielfältige rechtliche und vertragliche Fragen, die in den Verbandsforen sowie bei den jährlichen Tagungen und Konferenzen diskutiert und bewertet werden.
Emrich Welsing | redaktion@regiomanager.de
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