Die Geschichte, die hinter dem langsamen Glasfaserausbau in Deutschland steckt, ist mittlerweile vielen Menschen geläufig. Bereits 1981 wurde von der damaligen Bundesregierung unter Helmut Schmidt beschlossen, Deutschland flächendeckend mit Glasfaserkabel auszustatten. Geplant war, bis 2015 ein Glasfasernetz zu haben, das ganz Westdeutschland umfasst. Diese Pläne wurden jedoch ein Jahr später, als Helmut Kohl das Bundeskanzleramt übernahm, gestoppt. Der Grund: Anstatt das Glasfasernetz auszubauen, sollte durch eine massive Verlegung von Kupferkabeln das Privatfernsehen gestärkt werden, um den aus Kohls Sicht linken öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern Konkurrenz zu machen.
Sicherlich spielten viele weitere Faktoren eine Rolle, warum das Glasfasernetz nicht ausgebaut wurde. Fakt ist jedoch, dass der Anteil von Glasfaseranschlüssen in Deutschland lediglich bei 8,11 % liegt. Nur Österreich, Belgien und Griechenland schneiden unter den OECD-Ländern noch schlechter ab. Spitzenreiter sind übrigens Südkorea, Japan und Spanien, die alle einen Anteil von über 80 % vorweisen können.
Welche Länder haben das beste Internet?
ExpressVPN hat vor Kurzem die Länder mit dem schnellsten und langsamsten Internet der Welt vorgestellt. Wenig überraschend gibt es eine starke Korrelation zwischen hohem BIP und schneller Internetgeschwindigkeit.
Die Spitzenreiter im Ranking sind Monaco, der Stadtstaat Singapur und überraschenderweise Chile. Chile hat besondere Initiativen zum Glasfaserausbau ergriffen, die schnelles Internet im gesamten Land ermöglichen. Auch in diesem Ranking schneiden asiatische Länder stark ab. China und die Sonderverwaltungszone Hongkong haben sich durch ein besonders schnelles Internet ausgezeichnet und erreichen Platz vier und fünf.
Schlusslichter sind wenig überraschend Länder, in denen langsames Internet nur eines von vielen gravierenden Problemen ist. So sind Kuba, Turkmenistan und Afghanistan auf den drei letzten Plätzen zu finden, gefolgt von weiteren afrikanischen Ländern und Ländern des Nahen Ostens.
Wie beeinflusst eine schlechte Internetinfrastruktur einen Wirtschaftsstandort?
Firmen haben üblicherweise eine Menge Faktoren, anhand derer sie entscheiden, ob ein Wirtschaftsstandort in Betracht kommt oder nicht. Dazu zählen unter anderem die öffentliche Sicherheit, die politische Stabilität, die Rechtssicherheit, das Steuersystem, die Energiekosten, etc. Auch die digitale Infrastruktur spielt eine wichtige Rolle, wobei die Internetgeschwindigkeit ein integraler Bestandteil davon ist. Da in der heutigen Welt immer größere Datenmengen verarbeitet werden müssen, können sich Firmen schlechtes Internet schlicht nicht leisten. Auch mobiles Internet ist ein absoluter Innovationstreiber – autonome Transportmittel oder eingesetzte Robotik in Fabriken sind beispielsweise auf blitzschnelles Internet angewiesen. Ist dies nicht vorhanden, sind zahlreiche Geschäftsmodelle nicht tragbar und führen somit zu einer geringeren Investitionsquote.
Hinzu kommen weitere statistische Vorteile eines schnellen Internets. Es erhöht beispielsweise die Produktivität, steigert die Kaufkraft und hat einen senkenden Einfluss auf die Inflation.
Was sollte Deutschland tun?
Um nicht noch weiter an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren, muss in Glasfaserkabel investiert werden. Gefordert werden beispielsweise 20 Milliarden Euro, um den Ausbau voranzutreiben. Denn: der Wirtschaftsstandort Deutschland verliert an Attraktivität. Laut Befragungen ist Deutschland in Bezug auf Strom, Steuern und Arbeitskosten sehr teuer, außerdem wird eine marode physische Infrastruktur wie Brücken, Schienen und Straßen bemängelt. In vielen Fragen hat Deutschland also Nachholbedarf – angefangen mit dem allgegenwärtigen Thema Glasfaserausbau.
Sonstige Quellen
- expressvpn.com
- wienerzeitung.at
- elektronikpraxis.de
- konstruktionspraxis.vogel.de
- de.majorel.com
- netzpolitik.org
- statista.com
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