Recht & Finanzen

Pflicht zur E-Rechnung: Was müssen Unternehmen jetzt wissen?

Die elektronische Rechnungsstellung rückt zunehmend in den Fokus, da gesetzliche Vorgaben ihre Nutzung in Deutschland und der EU ausweiten.

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von REGIO MANAGER 25.11.2024
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Die traditionellen Papierrechnungen verlieren an Bedeutung und Unternehmen müssen sich auf neue Standards einstellen. Mit der schrittweisen Einführung der E-Rechnung werden gesetzliche Anforderungen verschärft und Prozesse in der Rechnungsbearbeitung grundlegend verändert.

Dieser Wandel kommt bietet erhebliche Chancen: Kosteneinsparungen, schnellere Abläufe und eine bessere Kontrolle der Daten sind nur einige der Vorteile. Doch was genau steckt hinter der E-Rechnungspflicht und warum lohnt es sich für Unternehmen, frühzeitig zu handeln?

Gesetzliche Grundlagen und Fristen

Die Pflicht zur E-Rechnung ist vor allem durch die EU-Richtlinie 2014/55/EU geprägt, die für öffentliche Aufträge in allen Mitgliedstaaten einen einheitlichen Standard schaffen sollte. Seit 2020 gilt in Deutschland, dass öffentliche Auftraggeber nur noch E-Rechnungen akzeptieren dürfen, die dem Standard der XRechnung oder des ZUGFeRD-Formats entsprechen.

Mit der bevorstehenden Erweiterung der Regelungen auf den privaten Sektor wird die E-Rechnung in Deutschland auch für B2B-Geschäfte zunehmend relevant. Nach einem aktuellen Entwurf des Bundesfinanzministeriums sollen alle Unternehmen ab 2025 verpflichtet werden, ihre Rechnungen elektronisch zu übermitteln, sofern beide Geschäftspartner steuerlich in Deutschland registriert sind.

Diese Neuerung zielt darauf ab, den Rechnungsprozess effizienter, transparenter und weniger fehleranfällig zu gestalten. Gleichzeitig soll durch den automatisierten Abgleich von Rechnungsdaten mit der Steuerverwaltung die Mehrwertsteuerbetrugsbekämpfung verbessert werden.

Was ist eine E-Rechnung?

Im Gegensatz zu einer einfachen PDF-Rechnung, die oft per E-Mail verschickt wird, handelt es sich bei der E-Rechnung um ein strukturiertes elektronisches Format. Dieses Format ermöglicht es, Rechnungsdaten automatisch auszulesen und weiterzuverarbeiten. Formate wie die XRechnung oder ZUGFeRD stellen sicher, dass die enthaltenen Informationen sowohl maschinen- als auch menschenlesbar sind.

Diese strukturierte Datenübermittlung macht manuelle Eingriffe überflüssig und reduziert das Risiko von Fehlern. Gleichzeitig erleichtert sie die Integration in bestehende Buchhaltungs- und ERP-Systeme.

Vorteile der Umstellung auf die E-Rechnung

  1. Kosteneinsparungen: Der elektronische Rechnungsprozess ist im Vergleich zur herkömmlichen Papierrechnung deutlich günstiger. Druck-, Versand- und Lagerkosten entfallen vollständig, und die automatisierte Weiterverarbeitung spart Zeit und Personalressourcen.
  2. Effizienzsteigerung: Dank automatisierter Workflows können Rechnungen schneller verarbeitet werden. Das verbessert die Liquiditätsplanung und verkürzt Zahlungszyklen.
  3. Fehlerreduzierung: Fehler bei der Dateneingabe oder Übermittlung gehören der Vergangenheit an, da die Daten automatisch aus dem strukturierten Format übernommen werden.
  4. Nachhaltigkeit: Die Umstellung auf digitale Prozesse reduziert den Papierverbrauch und trägt zur Verringerung des CO₂-Fußabdrucks bei.
  5. Bessere Nachvollziehbarkeit: E-Rechnungen lassen sich lückenlos archivieren und einfach wiederfinden, was die Erfüllung gesetzlicher Dokumentationspflichten erleichtert.

Herausforderungen und Lösungen

Trotz des Nutzens sehen sich Unternehmen bei der Einführung der E-Rechnung auch mit Herausforderungen konfrontiert. Zu den häufigsten Hindernissen gehören die Umstellung bestehender Systeme, die Kosten für neue Software und Schulungen sowie Unsicherheiten in Bezug auf die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben.

Eine Lösung bieten spezialisierte Anbieter, die Unternehmen bei der Implementierung von E-Rechnungsprozessen unterstützen und bereits E-Rechnungsprogramme für das Erstellen, Versenden, Erfassen und Verarbeiten von E-Rechnungen bereitstellen. Diese Dienstleister stellen sicher, dass die Systeme kompatibel mit den vorgeschriebenen Standards sind und die Daten sicher verarbeitet werden.

Auch staatliche Förderprogramme können Unternehmen bei der digitalen Transformation helfen. Besonders für kleine und mittelständische Unternehmen gibt es finanzielle Unterstützung, um die Kosten der Umstellung abzufedern.

  1. go-digital: Das Förderprogramm “go-digital” richtet sich an KMU und Handwerksbetriebe. Es unterstützt Beratungs- und Umsetzungsleistungen in den Modulen “Digitalisierte Geschäftsprozesse”, “Digitale Markterschließung” und “IT-Sicherheit”. Die Implementierung von E-Rechnungslösungen kann im Modul “Digitalisierte Geschäftsprozesse” gefördert werden.
  2. Überbrückungshilfe III Plus: Im Rahmen der Überbrückungshilfe III Plus können Unternehmen Zuschüsse für Digitalisierungsvorhaben erhalten. Dazu zählen auch Ausgaben für die Einführung oder Erweiterung von E-Rechnungssystemen. Die genauen Bedingungen und Förderhöhen variieren je nach Unternehmensgröße und Branche.
  3. ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit: Die KfW-Bank bietet mit dem ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit zinsgünstige Darlehen für Unternehmen an, die in digitale Technologien investieren möchten. Die Einführung von E-Rechnungssystemen ist hierbei ebenfalls förderfähig.
  4. Regionale Förderprogramme: Neben bundesweiten Programmen existieren in den einzelnen Bundesländern spezifische Förderangebote zur Digitalisierung. Beispielsweise bietet Bayern das Programm “Digitalbonus Bayern” an, das KMU bei der Digitalisierung unterstützt. Unternehmen sollten sich daher unbedingt bei den zuständigen Landesförderinstituten oder Wirtschaftsförderungen über regionale Fördermöglichkeiten informieren.

Darum sollten Unternehmen jetzt handeln

Die Einführung der E-Rechnung ist nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung, sondern auch eine Chance, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Unternehmen, die frühzeitig auf die E-Rechnung umsteigen, profitieren von zahlreichen Vorteilen und verschaffen sich einen strategischen Vorsprung.

Ein schneller Umstieg ermöglicht es, potenzielle Probleme rechtzeitig zu identifizieren und zu beheben, bevor die gesetzlichen Fristen greifen. Zudem können Unternehmen ihre internen Prozesse optimieren und sich auf die Digitalisierung vorbereiten, die in vielen Bereichen unumgänglich wird.

Nicht zuletzt wird erwartet, dass Geschäftspartner zunehmend die E-Rechnung bevorzugen. Unternehmen, die bereits früh auf den Standard setzen, positionieren sich als moderne und zuverlässige Partner.

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