Die Stadt Willich (52.000 Einwohner, NRW) ist im Ortsteil Willich (22.000 Einwohner) in den letzten rund 20 Jahren um circa 5.000 Einwohner in neuen Wohngebieten gewachsen. Der Ortskern – in den 1980er-Jahren erstmals saniert – konnte mit der Entwicklung trotz hoher Kaufkraft nicht wirklich Schritt halten, die Attraktivität sank auch als Folge von
Leerständen.
Gezielte Städtebauförderung
Um hier gegenzuhalten, haben Rat und Verwaltung sich auf den Weg begeben, Potenziale herauszuarbeiten und in der Folge Stück für Stück zu realisieren. Dazu wurde, fachlich begleitet, ein integriertes Handlungskonzept erarbeitet. Die darin dargestellten Maßnahmen werden im Rahmen der Städtebauförderung „Urbane Orts- und Stadtteilzentren“ gefördert.
Konkret: Nachdem der Kaiserplatz in Willich als Ergebnis eines Wettbewerbs als erster Baustein zu einem attraktiven Stadtplatz mit hoher Aufenthaltsqualität umgestaltet worden ist, wird derzeit auch der Marktplatz an der Kirche nach dem Ergebnis eines Werkstattverfahrens und vor allem dank eines Votums der Willicher Bürgerinnen und Bürger zu einem autofreien, einladenden Ortsmittelpunkt umgestaltet. Hier soll zum einen Raum und Potenzial für vielfältige Gastronomie geschaffen werden, andererseits wird auch der Aufenthalt unter Bäumen und angstfreies Kinderspielen möglich. Abwechslungsreiche Ausstattungsmerkmale wie ein Fontänenfeld oder die „Lange Tafel“ sollen die Kommunikation zwischen Jung und Alt fördern.
Der öffentliche Raum stellt allerdings nur den Rahmen für weitere Entwicklungen dar, die sowohl den Wohnwert als auch den Einkaufswert im Ortsteil Willich erheblich steigern sollen. Aufgrund der vorherrschenden Einzelhandels- bzw. Gebäudestruktur besteht zurzeit für die Ansiedlung attraktiver Einzelhandelsgeschäfte wenig Potenzial. Infolge von Eigentumswechseln haben sich allerdings in den letzten Jahren Möglichkeiten eröffnet, die in zwei städtebaulichen Wettbewerben Niederschlag gefunden haben. Künftig sollen Investoren an der Entwicklung von Willich teilhaben können.
Umfunktionierung des
einstigen Brauereigeländes
Das ehemalige Brauereigelände der Hannen-Brauerei wurde bereits in den 1980er-Jahren aufgegeben und teilweise abgerissen. Aus zwei verbleibenden Großstrukturen wurde einerseits ein Rewe-Markt, andererseits die „Brauereipassage“ entwickelt. Architektonisch und stadtstrukturell, auch durch den sehr großen ebenerdigen Parkplatz geprägt, hat dieser Bereich in Willich nie seinen „Hinterhofcharakter“ abstreifen können. Auch die Verbindung zum Marktplatz und zur Kirche im Mittelpunkt der Stadt wurde nur wenig attraktiv verwirklicht – und von den Willichern und Willicherinnen nur sehr bedingt angenommen.
Der Siegerentwurf des Wettbewerbs führt diese zwei Welten nun zusammen: Einerseits gelingt es, die eher kleinteilige, altstädtische Blockstruktur zwischen Marktplatz und Grabenstraße mit der durch den Rewe-Markt geprägten Großstruktur zu verbinden. Im Norden, auf dem Gelände der ehemaligen Brauereipassage, die abgerissen werden soll, bildet der neu ausformulierte Blockrand eine Art Rahmen für den solitären Akzent auf der Süd-West-Ecke des Parkplatzes. Durch diese zusätzlichen Gebäude besteht nun auch die Möglichkeit, zeitgemäße Einzelhandelsflächen zu generieren, die größenmäßig in Willich fehlen. Auch für die aktuell ungenutzten Obergeschosse des Rewe-Marktes haben sich attraktive Lösungen angeboten, die zusammen mit einer architektonischen Aufwertung des Gebäudes künftig das neue, interessante Bild prägen werden.
Südlich des
Konrad-Adenauer-Parks
Auch hier, nördlich im direkten Anschluss an den Ortskern, hat sich durch die Aufgabe des ehemaligen Katharinen-Hospitals und den Erwerb durch die städtische Grundstücksgesellschaft eine innenstadtnahe Potenzialfläche ergeben. Hier besteht die Chance, in Willich fehlenden Einzelhandel anzusiedeln – und gleichzeitig ermöglicht die einzigartige Lage südlich des Konrad-Adenauer-Parks in fußläufiger Distanz zur Innenstadt die Platzierung vielfältiger, interessanter Wohnimmobilien.
Die Ergebnisse des in diesem Jahr entschiedenen Wettbewerbs sind städtebaulich und gestalterisch von herausragender Qualität: Die Bildung zweier „Höfe“ stärkt die Identifikationsmöglichkeit der Bewohner mit „ihrem“ Wohnhof. Die jeweilige Nachbarschaft ist von überschaubarer Größe, die Orientierung der Wohnungen sowohl zum Park als auch zum „grünen Finger“ verspricht qualitativ hochwertiges Wohnen. Die Lage zwischen Park und Innenstadt ist in Willich einzigartig.
Obwohl es sich lediglich um einen städtebaulichen Wettbewerb gehandelt hat, lässt auch die ansatzweise dargestellte Bau- und Fassadenstruktur erkennen, dass hier ein hochwertiges Wohnquartier entstehen soll, das dann auch im Hinblick auf den Einzelhandel sicher Akzente setzen wird.
Fazit
Wir haben in Willich viel vor. Voraussetzungen, Potenzial und Perspektiven sind günstig. Die Projekte werden sukzessive vorangetrieben, potenzielle Investoren einbezogen. Manche Projekte werden sich schneller realisieren lassen, bei anderen sind „dickere Bretter“ zu bohren – aber auch hier bleiben wir dran. Willich hat Zukunft.
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