Management

Die Zeichen stehen auf Sturm mit Ausblick auf Erholung

Wie wichtig in Krisenzeiten effizientes Forderungsmanagement ist.

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von Henry Bauten 08.10.2024
(© Michael – stock.adobe.com)

Wirtschaftsausblick 2024-25: Spannende Perspektiven trotz anhaltender Herausforderungen

Die kommenden Jahre werden erneut die Widerstandsfähigkeit der globalen Wirtschaft auf die Probe stellen. Politische und wirtschaftliche Unsicherheiten stehen im Vordergrund, insbesondere in einem Jahr voller geopolitischer Spannungen und politischer Wahlen. Dennoch hat die globale Wirtschaft im ersten Halbjahr 2024 einen Wendepunkt erreicht und die Talsohle durchschritten, was ein Hoffnungsschimmer für die weltweite Konjunktur ist. Allerdings bleibt das verarbeitende Gewerbe weltweit weiterhin von einem Überangebot und sinkender Nachfrage, insbesondere in der Eurozone, betroffen.

 

Rezessionsrisiken in der Eurozone und den USA: Wie es weitergeht

In der Eurozone sind die Aussichten gemischt: Während einige positive Signale zu verzeichnen sind, besteht weiterhin das Risiko einer Rezession. Die Nachfrage bleibt gedämpft, und strukturelle Schwächen in der Wirtschaftsstruktur der Region verschärfen die Herausforderungen. In den USA hingegen zeigt der Arbeitsmarkt erste Schwächen, was ebenfalls zu einer möglichen Rezession führen könnte. 

Trotz dieser Unsicherheiten erwarten Experten ein globales Wachstum von +2,8 % in den Jahren 2024 und 2025. Dabei wird in den USA ein Wachstum von +1,7 % erwartet, während die Eurozone voraussichtlich mit einem Plus von +1,4 % im Jahr 2025 an ihr wirtschaftliches Potenzial herankommen könnte. China, als eine der weltweit größten Volkswirtschaften, wird seine Wachstumsverlangsamung weiter stabilisieren und 2025 ein robustes Wachstum von +4,3 % erreichen. 

Die Risiken bleiben jedoch angesichts anhaltender geopolitischer Konflikte und eines politisch aufgeladenen Superwahljahrs 2024 bestehen. Im schlimmsten Fall, bei fiskalischen Fehlentwicklungen und eskalierenden geopolitischen Spannungen, könnte das globale Wachstum um 1,5 Prozentpunkte niedriger ausfallen. Dies würde eine um einen Prozentpunkt höhere Inflation zur Folge haben, was die Zentralbanken dazu zwingen könnte, die Zinssätze länger hoch zu halten.

 

Zentralbanken im Fokus: Zinsen, Inflation und eine unsichere Zukunft

Die globalen Zentralbanken stehen vor der Herausforderung, ihre geldpolitischen Lockerungszyklen im Gleichgewicht zu halten, während sie gleichzeitig mit hartnäckigen Inflationsraten konfrontiert sind. Ihre bisherigen Bemühungen, die Inflation zu senken, haben sich verzögert. Die ursprünglichen Erwartungen, dass die Inflationsziele bis Mitte 2024 erreicht werden könnten, wurden um mindestens sechs Monate verschoben. Erst Anfang 2025 dürfte die Inflation auf ein moderateres Niveau absinken. Prognosen deuten darauf hin, dass die weltweite Inflation im Jahr 2025 bei 3,9 % liegen wird, verglichen mit 5,6 % im Jahr 2024. Besonders die USA und die Eurozone dürften bis dahin ihre Inflationsziele erreichen, wobei die USA auf 2 % und die Eurozone auf 2,1 % fallen könnten. China hingegen, das noch vor kurzem mit deflationären Tendenzen zu kämpfen hatte, wird bis 2025 voraussichtlich eine Inflation von +1,5 % aufweisen. In den USA plant die Federal Reserve ihre erste Zinssenkung im Dezember 2024, gefolgt von fünf weiteren Zinssenkungen im Jahr 2025, die den Leitzins auf 4 % senken könnten. 

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird möglicherweise im September 2024 eine weitere Zinssenkung vornehmen, aber danach auf die Entwicklungen in den USA warten, bevor sie im Jahr 2025 den Lockerungszyklus mit vier weiteren Zinssenkungen (auf 2,5 %) fortsetzt. Schwellenländer, die von den Entscheidungen der Fed stark beeinflusst werden, werden weiterhin einen vorsichtigen Lockerungsansatz verfolgen. Die verzögerte Zinssenkung der Fed dämpft ihren Optimismus, und die Schwellenländer müssen genau abwägen, wie sie ihre eigene Geldpolitik steuern.

 

Fiskalische Herausforderungen in Europa: Eine neue Ära der Haushaltsregeln

Während die geldpolitischen Entscheidungen weltweit im Zentrum stehen, rückt die Fiskalpolitik zunehmend in den Fokus. Der fiskalische Impuls in den großen fortgeschrittenen Volkswirtschaften bleibt nur mäßig negativ, und viele Konsolidierungsmaßnahmen wurden aufgrund der bevorstehenden Wahlen aufgeschoben. Besonders in Europa werden sich die Augen auf die Länder richten, die sich nicht an die neuen Haushaltsregeln halten. Länder wie Belgien, Frankreich, Italien, Ungarn, Malta, Polen und die Slowakei stehen unter besonderer Beobachtung, da sie möglicherweise nicht in der Lage sind, die kürzlich wieder eingeführten Vorschriften zu erfüllen. Rumänien, das bereits seit 2020 unter einem Defizitverfahren steht, muss ebenfalls umfassende fiskalische Anpassungen vornehmen. Um die öffentlichen Schulden zu reduzieren, sind Primärüberschüsse von über 1,5 % des BIP erforderlich, während das durchschnittliche Defizit Ende 2023 über 3 % lag.

 

Investitionen und Konsum: Ein zurückhaltender europäischer Verbraucher

Die weltwirtschaftliche Erholung hängt maßgeblich von der Wiederbelebung des globalen Investitionszyklus ab, der bis 2025 an Dynamik gewinnen soll. Doch auch wenn die finanziellen und monetären Bedingungen zunehmend gelockert werden, bleibt die Unsicherheit hoch. Unternehmen zögern weiterhin, größere Investitionen zu tätigen, da die geopolitische Lage unsicher bleibt. Auch der europäische Verbraucher bleibt zurückhaltend, und die höheren Sparquoten verdeutlichen, dass das Vertrauen in die wirtschaftliche Stabilität noch nicht wiederhergestellt ist.

 

Schwellenländer: Gewinner der globalen Lieferketten-Diversifizierung

Schwellenländer werden von der Diversifizierung der globalen Lieferketten profitieren. Seit 2015 hat sich ihre Kostenwettbewerbsfähigkeit nahezu überall verbessert, mit Ausnahme von Mittel- und Osteuropa. Besonders Südostasien wird voraussichtlich in den kommenden Jahren einen starken Anstieg an Investitionen verzeichnen. Die robuste Binnennachfrage in vielen Schwellenländern wird das Wirtschaftswachstum bis 2025 unterstützen, auch wenn es weiterhin unter dem Niveau vor der Krise bleibt. Diese Regionen könnten zu einem zentralen Wachstumsmotor der globalen Wirtschaft werden.

 

Unternehmensgewinne und Investitionen: Eine gespaltene Welt

Obwohl die Unternehmensgewinne weltweit stabil bleiben, gibt es weiterhin deutliche Unterschiede zwischen den USA und Europa. Rund 60 % der US-Wirtschaftssektoren schneiden besser ab als ihre europäischen Pendants. Investitionen sind jedoch weltweit auf einem Minimum, da viele Unternehmen ihre Abschreibungen mit Eigenmitteln kompensieren. Rund 20 % der Branchen investieren im Vergleich zu ihren Abschreibungen zu wenig, was die Unsicherheit über die Zukunft verdeutlicht.

 

Aktienmärkte und Anleihen: Chancen trotz Unsicherheiten

Die globalen Aktienmärkte entwickeln sich weiterhin gut, getrieben durch starke Unternehmensgewinne und langfristige Trends wie Künstliche Intelligenz (KI) und die Rückverlagerung von Produktionskapazitäten (Reshoring). Trotz der hohen Bewertungen von US-Aktien erwarten Experten für 2024 Renditen im niedrigen zweistelligen Bereich, solange die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stabil bleiben. Ein allmählicher politischer Kurswechsel könnte jedoch die langfristigen Renditen senken. Deutsche Bundesanleihen könnten aufgrund ihrer Rolle als sicherer Hafen eine verstärkte Nachfrage erfahren, während in den USA die hohen Haushaltsdefizite die langfristigen Renditen auf absehbare Zeit hoch halten könnten. Die Nachfrage nach Unternehmensanleihen bleibt stabil und attraktiv, trotz engerer Spreads. Dies liegt vor allem an der robusten Ertragslage vieler Unternehmen und deren überschaubarer Verschuldung, was stabile Renditenaufschläge ermöglicht.

 

US-Gewerbeimmobilien: Eine Branche in der Krise

Ein Bereich, der weiterhin von Herausforderungen geprägt ist, ist der US-Gewerbeimmobilienmarkt, insbesondere der Bürosektor. Auch wenn erwartet wird, dass die Immobilienwerte im Jahr 2024 ihren Tiefpunkt erreichen, kämpfen US-Büros nach wie vor mit tiefgreifenden strukturellen Problemen. 

Die Leerstandsquoten haben historische Höchststände erreicht, was auf eine schwache Nachfrage zurückzuführen ist. Trotz signifikanter Preiskorrekturen bleibt die Investitionstätigkeit in diesem Sektor niedrig. Viele Marktteilnehmer haben ihre Bewertungsverluste noch nicht vollständig realisiert, was zu zusätzlichem Druck führen könnte.

 

Eine fragile Erholung mit zahlreichen Unsicherheiten 

Der wirtschaftliche Ausblick für die Jahre 2024 und 2025 zeigt, dass die Weltwirtschaft auf einem fragilen Weg der Erholung ist. Während es positive Anzeichen gibt, bleiben die Risiken hoch. Die geopolitische Unsicherheit, strukturelle Probleme in bestimmten Sektoren und die anhaltenden Herausforderungen in den USA und Europa werden den globalen Aufschwung verlangsamen. Dennoch gibt es Hoffnung, dass die Erholung weiter fortschreitet, vorausgesetzt, die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stabilisieren sich und die Zentralbanken die richtigen Maßnahmen ergreifen.

 

Insolvenzen international 

Die Unternehmensinsolvenzen bleiben bis Mitte 2024 auf einem steilen Anstiegskurs, und dies betrifft fast alle Regionen der Welt. Der globale Insolvenzindex ist im ersten Quartal um 11 % gestiegen, mit Ausnahme Afrikas, das keinen signifikanten Zuwachs verzeichnete. Besonders auffällig sind die starken Anstiege in Kanada (+79 %), Schweden (+48 %) und Russland (+40 %). 

Auch in den USA setzt sich der negative Trend fort, wo das erste Quartal 2024 mit 5.468 Insolvenzen abschloss, was einem Anstieg von 35 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. In Europa zeigt sich eine ähnliche Entwicklung. In Deutschland nahmen die Unternehmensinsolvenzen in den letzten 12 Monaten um 28 % zu, obwohl sich dieser Trend im Mai und Juni etwas abschwächte. Besonders Schweden (+58 %), die Niederlande (+39 %) und Österreich (+27 %) verzeichneten große Zuwächse, während Länder wie Dänemark und das Vereinigte Königreich im selben Zeitraum sogar leichte Rückgänge bei den Insolvenzen verzeichneten. In Asien setzt sich der Trend der steigenden Insolvenzen ebenfalls fort, besonders in Ländern wie Japan (+22 %), Australien (+24 %), Hongkong (+26 %) und Südkorea (+37 %). Die Zahlen für Singapur sind besonders besorgniserregend, wo Insolvenzen um 48 % zunahmen. China bleibt eine Ausnahme und verzeichnet nach wie vor eine vergleichsweise niedrige Anzahl an Insolvenzen. 

Wenn man die Branchen betrachtet, zeigt sich, dass die meisten entwickelten Volkswirtschaften bereits über dem Insolvenzniveau vor der Pandemie liegen. Schweden ist hier mit einem Anstieg von 61 % im Vergleich zu 2018–2019 führend, gefolgt von Finnland (+30 %) und der Schweiz (+37 %). Für das Jahr 2024 erwartet man in Deutschland einen weiteren Anstieg der Insolvenzen um 21 %, in Belgien um 11 % und in Frankreich um 12 %. Insgesamt wird ein globaler Anstieg von 10 % für 2024 prognostiziert, während für 2025 ein moderater Anstieg von 1 % erwartet wird, hauptsächlich in Nordamerika und China.In Deutschland, das von einer regelrechten „Pleitewelle“ erfasst wurde, zeichnen sich düstere Zahlen ab. Allein im August 2024 meldeten 10,7 % mehr Unternehmen Insolvenz an als im Vorjahresmonat. Besonders gravierend ist, dass die Gläubiger nun um 32,4 Milliarden Euro bangen, im Vergleich zu 13,9 Milliarden Euro ein Jahr zuvor, was die durchschnittliche Größe der Insolvenzfälle verdeutlicht. 

Verkehr, Logistik und Bauwirtschaft zählen zu den am stärksten betroffenen Sektoren. Auch Zeitarbeitsfirmen gehören zu den häufigsten Opfern des Insolvenzgeschehens. Parallel dazu wächst auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen. Im ersten Halbjahr 2024 stieg die Zahl der Fälle um 6,7 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Unternehmen, die im Bereich Inkasso- und Forderungsmanagement tätig sind, spielen eine entscheidende Rolle bei der Stabilisierung des Wirtschaftslebens. Durch ihre Dienstleistungen werden Zahlungsausfälle in Milliardenhöhe vermieden und oft sogar Insolvenzen abgewendet. Die Inkassobranche muss sich jedoch ebenfalls anpassen, um mit den aktuellen Herausforderungen Schritt zu halten. Digitalisierung, regulatorische Anforderungen und technische Entwicklungen verändern das Umfeld. Vier wesentliche Treiber prägen diesen Wandel: verbesserte Kundeninteraktion, neue regulatorische Anforderungen, Prozessoptimierung und die Neupositionierung in der Wertschöpfungskette des Forderungsmanagements. 

Obwohl die Inkassobranche in vielen Bereichen wie vor 20 Jahren operiert, eröffnet die technologische Transformation große Potenziale für Effizienzgewinne und die Anpassung an individuelle Schuldnerpräferenzen. Eine Modernisierung der Kommunikationswege und Prozesse könnte entscheidend sein, um den zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden und Unternehmen weiterhin vor finanziellen Katastrophen zu bewahren. 

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