Ein zufriedenes Lächeln umspielte den Mundwinkel von Landrat Manfred Müller, als er im Rahmen seiner Neujahrsansprache bilanzieren konnte, dass der Kreis Paderborn praktisch schuldenfrei ist. Man stünde damit an der Spitze der Kreise in NRW, und das alles aus eigener Kraft: „Wir haben geschickt Investitionsprogramme genutzt, um jetzt unsere Berufskollegs und Förderschulen zu sanieren. Wir investieren massiv in die Bildung. Wir investieren, um digital aufzurüsten, unseren Verwaltungsanbau zu finanzieren und den Radwegebau zu forcieren. Darüber hinaus sind über 50 Millionen Euro in den vergangenen zwölf Jahren für Pensionslasten verbucht worden. Diese Liquidität haben nur ganz wenige Kommunen zurückgestellt“, so Müller. Wo auf Bildung und Ausbildung gesetzt wird, hat das auch positive Effekte für den Arbeitsmarkt. Zu einem Dienstleistungs- und Wissensstandort wandelt sich der Kreis zunehmend, die Arbeitslosenquote ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken und liegt jetzt bei nur noch fünf Prozent. Gleichzeitig ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 117.939 (März 2018) auf 120.106 (März 2019) und damit auf einen historischen Höchststand geklettert.
Digitalisierung beginnt schon in der Grundschule – Beispiel Hövelhof
Gemeinsam mit den Städten Paderborn, Delbrück, Bielefeld und der Bezirksregierung ist der Kreis Paderborn eine digitale Modellregion. An der digitalen Baugenehmigung, der digitalen Krankenakte und vielen weiteren behördlichen Formularen wird mit Hochdruck gearbeitet. Als Vorreiter bei der Breitbandversorgung kann der Kreis schon jetzt eine 50-prozentige Glasfaserquote absehen. Nach und nach kommt das auch bei den jüngsten Kreisbewohnern an. In der Gemeinde Hövelhof startete gerade das Kooperationsprojekt „Hövelhofer Grundschulen digital“. Über einen Zeitraum von vier Jahren gibt es besondere Unterstützung durch den Kreis. 90.000 Euro wurden allein in den letzten zwei Jahren in die digitale Ausstattung der Grundschulen investiert, die Kinder aus Hövelhof sind die ersten, bei denen es in jedem Klassenzimmer einen Monitor gibt und ein flächendeckendes WLAN zur Verfügung steht. Die hilfreiche Seite der Digitalisierung will man hier schon den Kleinsten vermitteln und echte Medienkompetenz entwickeln.
Zielvorgabe für 2030: CO2-neutrale Kreisverwaltung
Seit 2011 hat der Kreis ein eigenes Klimakonzept, dem man kontinuierlich folgt. Der Abfallbetrieb mit seiner eigenerzeugten regenerativen Energie ist bereits CO2-neutral, die Kreisverwaltung strebt das bis zum Jahr 2030 an. Daneben gibt es eine neue Initiative, die privaten Heizungsbetreibern gezielt Empfehlungen für die Investitionen mit Fördermitteln geben will. Bis 2020 soll die Stromversorgung des Kreises im Haushalts- und Gewerbebereich, bis 2050 die gesamte Wärmeversorgung bilanziell aus erneuerbaren Energien bereitgestellt werden. Der Fuhrpark des Kreises umfasst jetzt schon viele Hybrid- und Elektrofahrzeuge, die mit grünem Strom betrieben werden, und die Naturschutzgebiete machen zehn Prozent der gesamten Kreisfläche aus.
Anlass zum Optimismus für Handel und Dienstleistung: attraktiver Standort für die Wirtschaft 317 Unternehmer aus dem Kreis Paderborn, die insgesamt über 25.000 Menschen in den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistung beschäftigen, wurden von der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen in ihrer aktuellen Herbst-Konjunkturumfrage gehört. Fundament der Wirtschaftsregion ist der Mittelstand mit den Branchenschwerpunkten Maschinen-, Werkzeug- und Stahlbau, Möbelherstellung, Computer- und Elektroindustrie, Nahrungsmittelproduktion und Zuliefererindustrie für den Automobilbau. Gerade die Branchenvielfalt kennzeichnet den Kreis, die Unternehmensstruktur ist heterogen, es geht von kleinen und mittelständischen Betrieben bis hin zu Großunternehmen, die weltweit agieren. Drei Milliarden Euro hat das verarbeitende Gewerbe im Kreis Paderborn allein im ersten Halbjahr 2019 umgesetzt, damit allerdings um 3,6 Prozent unter dem Vorjahresergebnis gelegen. Dementsprechend pessimistisch sind auch die Ergebnisse der IHK-Umfrage vom Herbst, lediglich der Bereich Handel und Dienstleistung ging von einem Beschäftigungszuwachs aus. Mittlerweile hat sich aber die Lage in Ostwestfalen besser entwickelt als erwartet, die Industrie konnte zum Jahresende 2019 trotzdem ein leichtes Plus verzeichnen, befindet sich damit immer noch deutlich über dem Landesschnitt.
Immer mehr Menschen ziehen in den Kreis Paderborn
Überhaupt sieht man wirtschaftlich schwierigen Zeiten im Kreis Paderborn gelassen entgegen. Schon vor 15 Jahren gab es hier eine erste Zukunftskonferenz, die sich z.B. damit beschäftigte, wie man trotz der demografisch erwartbaren Überalterung der Gesellschaft als Kreis attraktiv bleiben kann. Für junge Familien anziehend sein, Arbeitsplätze schaffen und eine gute Infrastruktur bieten zu können, hatte man sich auf die Fahnen geschrieben. „Einwohner honorieren das mit Wachstum, und unser Kreis verzeichnet dieses Wachstum kontinuierlich. Das vergangene Jahr war unter diesem Aspekt wieder ein gutes Jahr“, so Landrat Manfred Müller Anfang 2020 – und auch dabei hatte er Grund zum Lächeln. Daniela Prüter | redaktion@regiomanager.de
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