1 ZIELE FORMULIEREN
Wer als Unternehmen etwas erreichen möchte, muss seine Ziele genau beschreiben können. Was sind unsere Erfolgskriterien? Wer sind wir? Wo soll der Betrieb in einigen Jahren stehen? Die Identität und die Ziele müssen klar formuliert werden. Auch die Frage nach dem Nutzen – also welchen Markt das Unternehmen bedienen soll und wer die Kunden und Zielgruppen sind – muss zu Beginn feststehen. Der gewünschte Umgang miteinander, sei es zwischen den Mitarbeitern selbst, zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten, aber auch mit Kunden, sollte im Unternehmensleitbild ebenfalls formuliert sein.
Tipp: Formulieren Sie Ihre Ziele immer positiv. Geben Sie keine Vermeidungsziele an nach dem Motto: „Ich will nicht mehr rauchen“, sondern: „Ich will gesund leben.“ Die Ziele müssen realistisch und aus eigener Kraft zu erreichen sein.
2 SINN UND ZWECK
Das Leitbild verdeutlicht den Sinn und Zweck des Unternehmens und gibt einen Rahmen für das tägliche Handeln vor. Die Mitarbeiter bekommen eine Vorstellung von der Unternehmensidentität, den Zielen und der Strategie des Unternehmens. Es bietet den Mitarbeitern Orientierung und erklärt auch der Öffentlichkeit, wofür das Unternehmen steht. Es trägt zur Imagepflege bei Kunden, Geschäftspartnern und potenziellen Mitarbeitern bei.
Tipp: Es motiviert Mitarbeiter, wenn sie wissen, warum sie ihre Aufgaben machen sollen und was gemeinsam erreicht werden kann. Das Leitbild sollte die Mitarbeiter für die Unternehmensziele begeistern.
3 EIGENLEISTUNG ODER HILFE VOM PROFI?
Es gibt Agenturen und Beratungsunternehmen, die die Ausarbeitung eines Unternehmensleitbildes professionell und wahrscheinlich auch effizienter gestalten können, als wenn man es mit Bordmitteln macht. Allerdings ist die Frage, ob diese externen Berater genügend Einblick ins Unternehmen erhalten und den „Geist“ des Hauses spüren, um entsprechend ein maßgeschneidertes Leitbild zu erstellen. Auch ein „Leitbild von oben“, das vom Inhaber und der Führungsebene erstellt wird, birgt die Gefahr, dass es nicht von den Mitarbeitern angenommen wird. Zumal wenn es sehr von den Vorstellungen der betroffenen Belegschaft abweicht.
Tipp: Beziehen Sie in jedem Fall Mitarbeiter (es reicht auch eine Vertretergruppe) in den Prozess mit ein. Die Diskussionen und Abstimmungsprozesse kosten zwar Zeit, aber es erhöht die Chance auf eine breite Akzeptanz des Leitbildes.
4 LEITBILD ALS PROJEKT
Stellen Sie ein Projektteam zusammen, das zunächst eine Ist-Analyse erhebt: Welche Werte und Regeln sind für Ihr Unternehmen kennzeichnend? Was kann in das Leitbild übernommen werden? Das Projektteam muss sich mit dem Unternehmenszweck, den Zielen und Werten auseinandersetzen und daraus ein Leitbild ableiten. Wofür steht das eigene Unternehmen? Wie will man arbeiten? Mit welchen Maßnahmen kann man die Ziele und die Mission erreichen? Das Projektteam sollte auch die Umsetzung der neuen Leitlinien planen.
Tipp: Das Projektteam sollte sich aus verschiedenen Akteuren und unterschiedlichen Abteilungen zusammensetzen. Dadurch fließen verschiedene Sichtweisen und Interessen ein – und die Wirkung erhöht sich. Wenn man das Projekt als reine Marketingaufgabe sieht und nur die Kommunikationsabteilung das Leitbild erstellen lässt, besteht die Gefahr, dass das Leitbild schnell in der Schublade verschwindet.
5 LEITMOTTO ALS KOMPASS
Das Leitbild kann sich aus verschiedenen Bausteinen zusammensetzen. Da es sich sowohl in der Belegschaft als auch bei Kunden gut einprägen soll, sollte auf jeden Fall ein Leitmotto gewählt werden. Das Motto bringt das Leitbild in einem einzigen Satz auf den Punkt. Es ist eine Art Werbeslogan fürs Unternehmen. Diese Aussage soll die Leistungen und das Selbstverständnis kurz und prägnant aufzeigen.
Tipp: Das Leitbild soll langfristig gelten, darf aber nicht zu statisch sein. Veränderungen und Anpassungen an den Zeitgeist sollten möglich sein. Ein guter Zeitraum für ein Unternehmensleitbild sind fünf bis zehn Jahre. Beschreiben Sie, wie Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren dastehen soll.
6 IHR LEITMOTIV
Das Leitmotiv ist sozusagen die Präambel des Leitbildes und stellt dar, warum Ihr Unternehmen existiert, welchen Beitrag es für die Gesellschaft leistet und welchen Nutzen die Kunden haben. Das Leitmotiv gibt eine Antwort auf die Frage: „Warum gibt es Ihr Unternehmen?“ Hier geben Sie z.B. an, worin die Stärke Ihres Unternehmens liegt, wie Sie Qualität definieren oder welchen Kommunikationsstil Sie intern und extern pflegen.
Tipp: Das Leitmotiv stellt eine kompakte Zusammenfassung in wenigen Sätzen dar. Es geht nicht auf die Frage ein: „Was tun wir?“ Diese Frage wird erst in den Leitsätzen behandelt.
7 PRÄGNANTE LEITSÄTZE
Die Leitsätze beinhalten Kernaussagen über grundlegende Werte, Ziele, Erfolgskriterien und die unternehmensspezifische Kompetenz. Leitsätze sind einfache Aussagen, jeweils in ein bis zwei Sätzen formuliert. Erst in den ausführlicheren Erläuterungen werden Leitsätze besser verständlich und präzise erklärt. Es bietet sich an, die Leitsätze thematisch zu gliedern: beispielsweise ein Part zu den Arbeits- und Kompetenzfeldern (Was tun wir? Was ist unsere Spezialität?), ein Part über Mitarbeiter (Wie sieht der ideale Beschäftigte aus?) und Führung (Wie wollen wir führen bzw. geführt werden?). Weitere Themenfelder wären z.B. Kunden- und Lieferantenbeziehungen, Gesundheit und Sicherheit, Umgang mit Ressourcen oder Informationspolitik.
Tipp: Formulieren Sie die Leitsätze klar und verständlich und nicht zu abstrakt. Stellen Sie konkrete Bezüge zu einzelnen Abteilungen oder Aufgabenfeldern her, damit der Praxisbezug eindeutig ist.
8 MIT LEBEN FÜLLEN
Steht das neue Leitbild fest, muss es im ganzen Unternehmen bekannt gemacht werden. Auch Kunden und Geschäftspartner sollten informiert werden. Da die meisten Menschen neu Gelerntes oder einmal Gehörtes schnell wieder vergessen, empfiehlt es sich, auf mehrere Maßnahmen zu setzen. Es bieten sich z.B. Broschüren zum Nachlesen an, Mitarbeiterschulungen und gezielte Kundengespräche. Management und Führungskräfte sollten sich natürlich dem Leitbild entsprechend verhalten und die Werte vorleben.
Tipp: Erst wenn das neue Leitbild betriebsintern in den Köpfen der Mitarbeiter verankert ist und die im Leitbild beschriebenen Ziele nicht nur eine Vision sind, wird auch eine glaubhafte Außenwirkung erzielt.
9 EVENT ZUM AUFTAKT
Verschaffen Sie Ihrem Leitbild eine besondere Aufmerksamkeit. Feiern Sie die offizielle Einführung und veranstalten Sie ein kleines Event. Falls das zu aufwendig ist: Nutzen Sie die jährliche Betriebsfeier, ein Führungskräftetreffen oder andere Großgruppenveranstaltungen, um das neue Unternehmensleitbild offiziell vorzustellen. Eine gewisse Inszenierung unterstreicht die Bedeutung und sorgt auch für Aufbruchsstimmung.
Tipp: Drucken Sie einzelne Leitsätze auf Plakate und hängen Sie diese in Besprechungsräumen, in der Kantine oder an anderen Treffpunkten im Unternehmen auf. So bringen Sie die Kernbotschaften unter die Leute.
10 AM BALL BLEIBEN
Ein Leitbild soll langfristig und nachhaltig wirken. Es macht Sinn, nach einer gewissen Zeit zu überprüfen, ob die Ideen auch in der Tat Bestand haben. Hat sich in Ihrem Unternehmen wirklich etwas verändert? Müssen manche Punkte noch nachgebessert werden? Eine Befragung von Kunden und Mitarbeitern ist ein gutes Instrument, um den Erfolg des Leitbildes zu messen. Was meinen die Mitarbeiter: Orientieren sich die Führungskräfte und Kollegen in ihrem täglichen Handeln am Unternehmensleitbild? Und inwieweit decken sich die Erfahrungen der Kunden mit dem beschriebenen Leitbild?
Tipp: Denken Sie daran, dass ein Unternehmensleitbild neue Maßstäbe setzt, an denen Ihr Unternehmen gemessen wird. Nehmen Sie sich einmal im Jahr Zeit und überdenken Sie, ob Ihre Vision mit der Wirklichkeit übereinstimmt.
Claudia Schneider | redaktion@regiomanager.de
Mit Material von initio Organisationsberatung
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