Management

Ein Portfolio für jede Wetterlage

Der Hedgefondsmanager Ray Dalio hat Anfang der 1990er-Jahre sein „All-Weather-Portfolio“ entwickelt, das sich in allen Marktsituationen gut entwickeln soll – und das meist auch tut.

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von Regiomanager 05.01.2021
Es gibt bekanntlich kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. In der Geldanlage will Ray Dalio mit seinem Allwetter-Portfolio dafür sorgen, dass der enthaltene Asset-Mix in jeder Marktlage eine gute Rendite beschert. (Foto: © kichigin19 – stock.adobe.com)

Hamburg, 8:30 Uhr, wieder mal Regen – perfekter Halt fürs Haar. Zwischenstopp München, es ist ziemlich windig – perfekter Sitz. Rom, die Sonne brennt – perfekter Schutz. Mit diesem TV-Sport warb Ende der 1980er-Jahre die Firma Schwarzkopf für ihr Haarspray „Drei Wetter Taft“. Nun mag die stets hervorragend sitzende Frisur zwar erstrebenswert sein. Wirklich perfekt wäre es allerdings, wenn es solch eine Art „Zaubermittel“ auch für die Geldanlage gäbe – ein Portfolio, das bei jeder Wetterlage performt.
Das gibt es, denn der US-Hedgefonds-Manager Ray Dalio hat bereits Anfang der 1990er-Jahre sein Allwetter-Portfolio, englisch All-Weather- oder All-Seasons-Portfolio entwickelt. Ziel ist es, mit einem bestimmten Mix aus Anlageklassen für jede Wetterlage an den Märkten gerüstet zu sein. Dies soll durch eine Auswahl kaum korrelierender Assets gelingen, die das Verlustrisiko reduzieren, ohne gleichzeitig die Rendite zu schmälern. Nun hat Dalio das Allwetter-Portfolio seit 1996 im Programm seines Hedgefonds-Unternehmens Bridgewater Associates, das er fast 20 Jahre zuvor gegründet hatte. Aber: Privatanleger, die das Prinzip einmal verstanden haben, können sich problemlos ihren eigenen „Allwetter-Mix“ zusammenstellen.
Ray Dalio ist heute eine Investmentlegende, verwaltet in seinem Hedgefonds Bridgewater Associates ein Vermögen von über 150 Milliarden Dollar und zählte der Forbes-Liste zufolge 2019 mit einem Privatvermögen von 18,4 Milliarden Dollar zu den reichsten Personen der Welt. Sein Investmentansatz, der ihn so erfolgreich gemacht hat, fußt auf der Portfoliotheorie von Harry Markowitz. Diese besagt, dass sich die ideale Zusammensetzung eines Portfolios anhand der erwarteten Rendite, des Verlustrisikos sowie der Korrelation der vergangenen Entwicklungen für jedes Asset bestimmen lässt.

Nur 15 bis 20 Anlageklassen

Dalio befand jedoch, dass dieses Modell nichts darüber aussage, was geschehen könnte, wenn sich einer dieser Parameter plötzlich verändert. In Tests fand er gemeinsam mit dem Mathematiker Brian Gold heraus, dass es möglich ist, mit nur 15 bis 20 unkorrelierten Assets das Risiko deutlich zu drücken, ohne dabei die Renditeerwartungen herunterzuschrauben. Bei gleichbleibendem Risiko lässt sich so fünfmal mehr Rendite erzielen, stellte Dalio fest.
Anders als Markowitz setzte er zudem die einzelnen Assets in einem Portfolio in Beziehung zu unterschiedlichen „Wetterlagen“ oder „Jahreszeiten“, zu verschiedenen Wirtschafts- und Marktsituationen also. Denn, so seine Theorie, es reiche nicht aus, in Anlagen zu investieren, die in der Vergangenheit einen guten Mix ergeben haben. Vielmehr müssten die Investments nach ihrer Beziehung zu unterschiedlichen wirtschaftlichen Faktoren ausgewählt werden.

Assets im Rückblick

Daher betrachtete Dalio rückblickend, welche Anlageklassen in welchem wirtschaftlichen Umfeld am besten performt hatten. Die wirtschaftlichen Gegebenheiten, die er unter die Lupe nahm, sind im Wesentlichen Inflation, Deflation, positives und negatives Wirtschaftswachstum. Er stellte fest, dass sich jede Anlageklasse in einer bestimmten wirtschaftlichen Situation gut oder weniger gut schlägt.
So entwickeln sich Aktien besonders positiv bei sinkender Inflation und steigendem Wirtschaftswachstum. Bei sinkender Inflation und sinkendem Wirtschaftswachstum ist es wahrscheinlich, dass Gold und langlaufende Staatsanleihen profitieren. Eine steigende Inflation und ein sinkendes Wirtschaftswachstum bringen Vorteile für Rohstoffe und Gold. Bei steigender Inflation und steigendem Wirtschaftswachstum performen hingegen vor allem Aktien der Emerging Markets und Immobilien.
Um nun immer gleichermaßen gut gerüstet zu sein, hält Dalio es für richtig, jeweils 25 Prozent des Risikos auf jede der vier möglichen Wetterlagen aufzuteilen. Diese Aufteilung wird in der Fachsprache des Portfoliomanagements auch „Risk Parity“, zu Deutsch: Risikogleichgewichtung, genannt.
Dass Dalio mit seiner Theorie richtig liegt, hat das Allwetter-Portfolio, das sein Unternehmen auch Kunden anbietet, längst bewiesen. Dies hat unter anderem der US-Bestsellerautor Tony Robbins vorgerechnet: In der Zeitspanne von 1984 bis 2013 erzielte das Portfolio ein Plus von durchschnittlich 9,7 Prozent pro Jahr. 86 Prozent dieser Zeitspanne waren positiv für Anleger. Sofern es zu Verlustjahren kam, lagen diese im Schnitt bei 1,9 Prozent. Im schlechtesten Fall erhöhte sich der Verlust auf 3,9 Prozent. Die Volatilität betrug über den Gesamtzeitraum 7,6 Prozent. Der Buchautor und US-Blogger Ben Carlson kommt zu ähnlichen Resultaten. Seine Analysen zeigen für den Zeitraum von 1972 bis 2013, dass im Schnitt 9,5 Prozent im Jahr an Rendite erzielt wurde, bei einer Volatilität von 7,9 Prozent. Der größte Verlust belief sich auf 4,2 Prozent.

Auch für Privatanleger

Der Erfinder des Allwetter-Portfolios Ray Dalio empfiehlt aber nicht nur Hedgefondsmanagern und Kunden, nach diesem Modell zu investieren, sondern rät auch Privatanlegern zu einer Mischung aus Assets, die in unterschiedlichen Wirtschafts- und Marktlagen unterschiedlich reagieren. Dabei werden die Anlageklassen nach ihrem Risikobeitrag für das Gesamtportfolio verschieden hoch gewichtet. Volatile Aktien werden in der Regel so unter- und als sicher angesehene Anleihen höher gewichtet.
Dalio sieht einen Aktienanteil von 30 Prozent vor. Dieser lasse sich für Privatanleger etwa über einen einfachen passiv gemanagten Indexfonds (ETF) auf den S&P-500 abbilden. Gut seien auch ETFs auf noch breitere Indizes, die für noch mehr Diversifikation des Aktienanteils im Portfolio sorgen.
Den größten Teil des „Allwetter-Portfolios“ sollten Dalios Auffassung nach Staatsanleihen ausmachen. Diese Papiere sollen die Schwankungen bei den Aktien ausgleichen. 40 Prozent des Gesamtvolumens sieht Dalio für langlaufende Bonds vor. 15 Prozent investiert er in Staatsanleihen mit mittlerer Laufzeit. Privatanleger können auch hier passende ETFs finden, die je nach Risikoappetit auch ausländische Staatsanleihen umfassen dürfen. Zwar setzt Dalio in erster Linie auf US-Papiere, natürlich können aber auch von anderen Ländern emittierte Bonds gewählt werden sowie Unternehmensanleihen, die einen höheren Zinscoupon bieten.

Einmal pro Jahr checken

Nicht zuletzt gehören in ein Allwetter-Portfolio natürlich Gold und Rohstoffe. Für diese Anlageklassen empfiehlt Dalio eine Gewichtung von jeweils 7,5 Prozent. Diese insgesamt 15 Prozent hält er für wichtig, da sich die beiden Assets in Zeiten stark steigender Inflation positiv entwickeln, während sowohl Aktien als auch Anleihen gerade dann weniger gut performen. Und: Einmal pro Jahr sollten Privatanleger ihr Allwetter-Portfolio schon daraufhin checken, ob der Asset-Mix noch passt. Sollte das nicht der Fall sein, kann die Mischung jederzeit entsprechend verändert werden. Andrea Martens I redaktion@regiomanager.de

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