Regio Manager: Dr. Hofmann, warum ist die Digitalisierung für Unternehmen so entscheidend?
Dr. Frank Hofmann: Digitalisierung bedeutet mehr als schlicht die Nutzung neuer Technologien. Sie schafft die Grundlage für innovative Geschäftsmodelle, Effizienzsteigerungen und die Optimierung interner Prozesse. Unternehmen jeder Größe können schneller auf Marktveränderungen reagieren, ihre Wettbewerbsposition stärken und langfristig neue Umsatzpotenziale erschließen. Gerade mittelständische Unternehmen und Großkonzerne profitieren, da digitale Tools oft skalierbar und globale Standorte effizient vernetzen.
Darüber hinaus fördert Digitalisierung die Resilienz von Unternehmen, indem sie ihnen hilft, flexibler auf unerwartete Herausforderungen zu reagieren, wie etwa Lieferkettenprobleme oder geopolitische Unsicherheiten. Langfristig ist sie unerlässlich, um mit technologischen Entwicklungen Schritt zu halten und neue Marktchancen zu nutzen.
Regio Manager: Welche Herausforderungen begegnen mittelständischen und international agierenden Unternehmen bei der Umsetzung?
FH: Die größte Hürde für sehr viele Unternehmen ist der Datenschutz und die regulatorische Compliance in verschiedenen Märkten. Auch fehlende Fachkräfte, heterogene IT-Infrastrukturen und in manchen Regionen eine noch immer unzureichende Netzabdeckung sind für viele wichtige Themen. Zahlreiche Unternehmen schrecken vor den vermeintlich hohen Investitionskosten zurück oder wissen nicht, wie sie die Digitalisierung strategisch angehen sollen. Hinzu kommt die Sorge um digitale Sicherheit, die insbesondere in globalen Märkten und bei der Einführung neuer Technologien eine zentrale Rolle spielt.

Trotz alledem überwiegen die Potenziale der Digitalisierung für Unternehmen weitaus. Durch gezielte Investitionen, kombiniert mit einer fundierten strategischen Planung, können die zuvor genannten Herausforderungen überwunden und langfristige Vorteile geschaffen werden. In vielen Fällen ist es empfehlenswert, externe Berater hinzuzuziehen, die Unternehmen durch den Prozess begleiten und individuell abgestimmte Lösungen entwickeln.
Regio Manager: Wie sollten Unternehmen den Einstieg in die Digitalisierung planen?
FH: Der erste Schritt ist eine umfassende Ist-Analyse: Welche Prozesse laufen effizient? Wo bestehen Engpässe und welche Bereiche bieten das größte Optimierungspotenzial? Wichtig ist, die Digitalisierung in kleine umsetzbare Schritte zu unterteilen, anstatt alles auf einmal umstellen zu wollen. Beispielsweise kann die Implementierung digitaler Vertragsmanagementsysteme oder die Automatisierung von Routineaufgaben ein sinnvoller Ausgangspunkt sein.
Parallel dazu sollten klare Ziele definiert werden, etwa die Reduktion von Durchlaufzeiten oder die Erhöhung der Kundenzufriedenheit. Mitarbeitende sollten frühzeitig eingebunden und geschult werden, um die Akzeptanz neuer Technologien zu erhöhen und Ängste vor Veränderungen abzubauen.
Regio Manager: Gibt es konkrete Technologien, die für mittelständische und international tätige Unternehmen besonders relevant sind?
FH: Ein erfolgreiches Beispiel ist die Einführung von cloudbasierten ERP-Systemen, also Enterprise Resource Planning, die als umfassende Softwarelösung dienen und alle zentralen Geschäftsbereiche eines Unternehmens vernetzen. Sie integrieren Prozesse wie Bestandsmanagement, Buchhaltung, Produktion und Vertrieb in einer einzigen Plattform. Dadurch erhalten Unternehmen Echtzeitübersicht über ihre Abläufe, was die Entscheidungsfindung erleichtert und die Effizienz steigert. Diese Systeme sind besonders wertvoll, um Engpässe zu vermeiden und Abläufe optimal zu koordinieren.
Auch digitale Vertragsmanagement-Lösungen, die automatisierte Freigabeprozesse und eine zentrale Dokumentenspeicherung bieten, haben sich bewährt. Solche Systeme sparen Zeit, verbessern die Zusammenarbeit zwischen internationalen Teams, reduzieren Fehlerquellen und schaffen Transparenz. Ein weiteres Beispiel ist der Einsatz von Kundenmanagement-Tools, die Unternehmen helfen, die individuellen Bedürfnisse ihrer Kunden besser zu verstehen und personalisierte Angebote zu erstellen. Diese Praxisbeispiele zeigen, dass Digitalisierung die Effizienz steigert und gleichzeitig neue Möglichkeiten der Wertschöpfung eröffnet.
Regio Manager: Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz (KI) in diesem Kontext?
FH: KI ist ein entscheidender Baustein der Digitalisierung und bietet zahlreiche Anwendungsfelder, die speziell auf Unternehmen unterschiedlicher Größe zugeschnitten sind. Dazu gehören automatisierte Datenanalysen, die Trends und Muster in Kundendaten aufdecken, oder intelligente Chatbots, die den globalen Kundenservice entlasten. Im Bereich Produktion ermöglicht KI die vorausschauende Wartung, wodurch Unternehmen Kosten senken und Ausfallzeiten minimieren können.
Wichtig ist, dass KI nicht als Ersatz für menschliche Expertise gesehen wird, sondern als Werkzeug, das Mitarbeitende in ihrer Arbeit unterstützt. Unternehmen sollten daher in Schulungen investieren, um das oft noch fehlende Vertrauen zu steigern und die Potenziale voll auszuschöpfen.

Regio Manager: Wie können Unternehmen den Erfolg ihrer Digitalisierungsmaßnahmen messen?
FH: Erfolg ist dann am besten messbar, wenn von Anfang an klare KPIs definiert werden. Beispiele sind die Verkürzung von Durchlaufzeiten, die Reduzierung von Fehlerquoten oder die Erhöhung der Kundenzufriedenheit. Unternehmen sollten kontinuierlich Produktivitätskennzahlen und finanzielle Leistungsindikatoren auswerten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Mitarbeiterfeedback. Regelmäßige Befragungen können aufzeigen, wie gut neue Technologien angenommen werden und wo Nachbesserungsbedarf besteht. Ein iterativer Verbesserungsprozess ist entscheidend, um langfristig von den Vorteilen der Digitalisierung zu profitieren.
Regio Manager: Gibt es staatliche Unterstützungsprojekte für mittlere Unternehmen und internationale Großkonzerne bei der Digitalisierung?
FH: Die Bundesregierung bietet eine Vielzahl an Förderprogrammen, die speziell auf die Bedürfnisse mittlerer Unternehmen und Großkonzerne zugeschnitten sind. „Digital Jetzt” ist ein bekanntes Programm, das Zuschüsse für Investitionen in Technologien und Mitarbeiterqualifizierung bietet.
Daneben gibt es regionale Initiativen und Beratungseinrichtungen wie die Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren, die kostenfreie Workshops und praxisnahe Lösungen in ganz Deutschland anbieten. Auch steuerliche Erleichterungen können genutzt werden, um die Kosten von Digitalisierungsprojekten zu reduzieren.
Die EU bietet weitere Förderprogramme, die speziell auf die Digitalisierung von Unternehmen ausgerichtet sind. Unternehmen sollten sich gut informieren und die verschiedenen Möglichkeiten kombinieren, um maximalen Nutzen zu ziehen.
Regio Manager: Wie können Mittelständler sicherstellen, dass ihre Digitalisierungsstrategien nachhaltig sind?
FH: Nachhaltigkeit beutet, zukunftssichere Technologien zu wählen, die flexibel erweitert werden können. Unternehmen sollten darauf achten, dass ihre IT-Systeme modular aufgebaut sind und Schnittstellen zu anderen Anwendungen bieten. Zudem spielt die kontinuierliche Weiterbildung der Mitarbeitenden eine essenzielle Rolle, da technologische Lösungen nur so gut sind wie die Menschen, die sie nutzen. Auch Umweltaspekte sollten hier berücksichtigt werden, etwa durch den Einsatz energieeffizienter Rechenzentren oder die Digitalisierung papierbasierter Prozesse.
Regio Manager: Wie sieht die Zukunft der Digitalisierung von Unternehmen aus?
FH: Die Digitalisierung wird sich weiter beschleunigen, getrieben durch Technologien wie Blockchain, IoT (Internet der Dinge) und fortschrittliche KI-Lösungen. Für den Mittelstand und international tätige Unternehmen bedeutet dies die Notwendigkeit, proaktiv zu bleiben und technologische Trends frühzeitig zu adaptieren. Unternehmen, die jetzt in ihre digitale Infrastruktur investieren, schaffen nicht nur die Grundlage für Effizienzgewinne, sondern sichern sich auch langfristig Wettbewerbsvorteile.
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