Kooperation ist ein wichtiges Instrument für Unternehmen. Fehlende Kompetenzen können beispielsweise kompensiert, gemeinsame Stärken gebündelt werden. Bei einer Kooperation zwischen zwei Unternehmen bleibt jedes Unternehmen weiterhin selbstständig, das gemeinsame Ziel besteht darin, dass die beteiligten Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern bzw. stärken. Beide Unternehmen ziehen einen wirtschaftlichen Vorteil aus der Kooperation. Dabei gibt es recht unterschiedliche Motive, warum eine Kooperation angestrebt wird. Auf technologischer Ebene kann es beispielsweise darum gehen, neues Wissen zu erschließen, Technologien zu beobachten und Synergieeffekte zu nutzen. Auf wirtschaftlicher Ebene dient eine Kooperation etwa dazu, Kosten zu reduzieren, neue Märkte zu erschließen und die Produktpalette zu erweitern. Allerdings kann das Motiv auch organisatorischer Art sein, wenn es darum geht, eine Fusion vorzubereiten, Verfahren und Geschäftsprozesse zu lernen oder ein Informationsnetzwerk aufzubauen.
So vielfältig wie die Motive und Ziele einer Kooperation sein können, so unterschiedlich sind auch die jeweiligen Kooperationspartner. Dabei wird zwischen horizontalen Kooperationen und vertikalen Kooperationen unterschieden. Erstere sind darauf ausgerichtet, die jeweilige Marktsituation der Partner zu stärken; die Partner können direkte Konkurrenz sein oder aus verschiedenen Branchen stammen. Die vertikale Kooperation findet statt, wenn die Zusammenarbeit vor- und nachgelagerte Produktionsstufen betrifft.
Mittelstand trifft Start-up
Einen besonderen Stellenwert bei Kooperationen nehmen die zwischen klein- und mittelständischen Unternehmen und Start-ups ein. Vor allem, wenn es um Digitalisierung und Industrie-4.0-Technologien oder um Innovationsfähigkeit geht, können junge Firmen den etablierten helfen. Denn im Gegensatz zu Großunternehmen sind die Kapazitäten, neue Fertigkeiten zu entwickeln, im Mittelstand meistens begrenzt. Wie sehr die bereits erfolgreichen Firmen davon profitieren können, hat eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) analysiert. „Start-ups und Mittelstand. Potenziale und Herausforderungen von Kooperationen“ heißt die Untersuchung aus dem Jahr 2019. Der Vorteil dieser Zusammenarbeit liegt für den Mittelstand darin, neue Geschäftsmodelle zu übernehmen und mit der jungen Firma innovative Produkte zu entwickeln. Allerdings betonen die Autoren auch: „Um die Kooperationspotenziale zu nutzen, müssen jedoch die kulturellen Differenzen zwischen den beiden Unternehmenstypen überwunden und die Kontaktanbahnung bei unterschiedlichen regionalen Standortschwerpunkten erleichtert werden.“
Das Innovationsverhalten des Mittelstands beschreiben die Autoren der Studie wie folgt: „Während grundlegende Neuerungen eher zögerlich in Angriff genommen werden, stellen die Unternehmen auf kontinuierliche Verbesserungen der Produkte und Prozesse ab, um am Markt bestehen und die Umsätze schrittweise ausweiten zu können.“ Innovationen werden dabei vielfach von Kundenwünschen initiiert.
Die kulturellen Differenzen lassen sich auf unterschiedlichen Ebenen finden:
Unternehmerische Vorsicht und eine stark ausgeprägte Kontinuität kennzeichnen mittelständische Familienunternehmen, während Start-ups schnell entscheiden und die Ideen auch schnell umsetzen wollen. Start-ups bringen Veränderungen auf den Markt, ihr eigenes kontinuierliches Bestehen ist zweitrangig bzw. planen die Gründer ein Scheitern oft bereits mit ein. Der Mittelstand verfügt meist über ein hohes Eigenkapital, Start-ups sind auf die externe Finanzierung angewiesen. Und noch ein weiteres Merkmal zeigt die Unterschiede: Mittelständler sind regional vernetzt, bevorzugen den persönlichen Kontakt und sind oft in ländlichen Regionen anzutreffen. Start-ups hingegen siedeln sich hauptsächlich im urbanen Umfeld an und kommunizieren vor allem digital.
Um diese Differenzen zu überwinden, sollten beide Partner aufeinander zugehen: Gestandene Unternehmen sollten sich für die Kultur der flexiblen Start-ups offen zeigen, während die jungen Gründer den persönlichen Draht zu den Mittelständlern suchen sollten.
Kontaktbörsen für Kooperationswillige
Auffällig ist an der Untersuchung des IW, dass die befragten Start-ups alle mit mittelständischen Unternehmen kooperiert haben, aber nicht alle der befragten Mittelständler mit Start-ups. Das mag etwa daran liegen, dass ihnen auch die Möglichkeit bleibt, mit Universitäten und Forschungseinrichtungen zu kooperieren, wenn sie keine eigene FuE-Abteilung haben. Des Weiteren gibt es auch Forschungskooperationen zwischen Mittelständlern, die von dem Bundesprogramm ZIM unterstützt werden. Eine Mitgliedschaft im AiF, Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen, kann ebenfalls günstig sein.
In den letzten Jahren haben sich darüber hinaus Plattformen gebildet, die den Austausch und den Kontakt zwischen Start-ups und kooperationswilligen Mittelständlern ermöglichen.
Wie in Liebesdingen gilt auch hier: Drum prüfe, wer sich bindet … Hat man einen Kooperationspartner gefunden, sollte die Kooperation gut vorbereitet werden. Idealerweise haben beide Partner ähnliche bzw. kompatible Wertesysteme oder Führungsstile. Auch die Organisationsstrukturen, strategischen Ausrichtungen sowie Führungs- und Anreizsysteme sollten zusammenpassen und nicht diametral auseinanderlaufen. Wichtig ist zudem, dass während der Kooperation die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt werden sollten und auch das Verhältnis zwischen Geben und Nehmen ausgewogen sein sollte. Und natürlich: Vertrauen Sie auf Ihren Bauch. Vertrauen und ein fairer Umgang miteinander sind das Fundament für eine erfolgreiche Kooperation.
Karin Bünnagel | redaktion@regiomanager.deKarin Bünnagel
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