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Kolumne Mann, herrklär mir die Welt!

Julia Dombrowski lässt sich – wie jede Frau – immer mal ungebeten von Männern belehren. Das lässt sich kaum vermeiden.

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von Regiomanager 01.06.2016
Julia Dombrowski

Es passiert nicht selten, dass ein Mann einer schwangeren Frau beschreibt, wie eine Schwangerschaft sich anfühlt. Das könnte unter der Kategorie „Was es nicht alles gibt“ laufen und als drollig abgetan werden. Aber nicht immer ist es so belustigend, wenn Männer ihre Weltsicht ungebeten an Frauen weitergeben – auch dann, wenn die Frau dem Erklärer auf dem jeweiligen Wissensgebiet offensichtlich überlegen ist. Deshalb hat das Ärgernis mittlerweile einen eigenen Namen: „Mansplaining“. „Mansplaining“ ist ein Kunstwort, das sich aus dem englischen Begriff für „Mann“ und dem Verb „explaining“ (erklären) zusammensetzt. Als deutsche Entsprech-ung funktioniert die Verballhornung „herrklären“. Nun könnte man meinen, ein neu erfundenes Wort sei überflüssig, weil es Besserwisser schon immer gegeben habe und die doch bereits treffend benannt waren. So einfach ist es aber nicht.
Rechtsanwältinnen berichten, dass fachfremde Klienten vor ihnen über Gesetze dozieren. Programmiererinnen werden von Nicht-Fachmännern belehrt, was eigentlich ein Programmiercode sei. Eine der schönsten Schilderungen, die das Phänomen verdeutlichen, stammt von der US-amerikanischen Autorin Rebecca Solnit: Solnit kam auf einer Party mit einem Mann ins Gespräch, der nach ihren Veröffentlichungen fragte. Sie erzählte ihm, dass ihr letztes Buch sich mit einem Fotografen aus dem 19. Jahrhundert auseinandersetze. Oberlehrerhaft fragte ihr Gesprächspartner, ob sie denn auch wisse, dass kürzlich zu diesem Thema ein bedeutendes Werk erschienen sei. Während er über das Fachgebiet dozierte, in dem sie sich als Expertin vorgestellt hatte, stellte sich heraus, dass er mit dem „bedeutenden Werk“ Solnits erwähnte Veröffentlichung meinte. Die wahre Pointe der Geschichte: Er hörte nicht einmal auf zu schulmeistern, als er erfahren hatte, dass er sein Gegenüber über ihr eigenes Buch belehrte.
Gleichfalls exemplarisch für angewandtes Mansplaining sind „herrklärende“ Männer-Reaktionen auf den Begriff selbst: Die beschriebene Sorte Mann mag den Begriff nie zuvor gehört haben, weiß aber umgehend, dass er völliger Unsinn sei. Der wahre Mansplainer setzt fürsorglich – die Dame soll ja nicht dumm sterben – direkt zur Widerlegung an. Einwände aus Frauensicht wischt er beiseite, denn er kennt sich als Mann besser damit aus, wie eine Frau männliches Belehrungsverhalten empfindet, als die Frau selbst.
Wenn Sie sich in Ihrem beruflichen Umfeld auch mal als echter „Mansplainer“ versuchen wollen, beachten Sie bitte: Als Fortgeschrittener geben Sie sich nicht einfach mit ungebetener Erklärung zufrieden. Auf Level zwei mag Ihnen die Bitte der belehrten Frau begegnen, auf unerwünschte Lektionen künftig zu verzichten. Sie müssen jetzt mit entweder tief enttäuschter oder streng entrüsteter Stimme erwidern, dass Ihre Gesprächspartnerin sich wahrlich freuen sollte, dass Sie ihr mit Wissen aushelfen. Außerdem solle sie nicht so zickig sein und einfach mal zuhören!
Ein Trost für Frauen: Immerhin werden von Zeit zu Zeit auch jüngere Männer von älteren Herren mit Mansplaining beglückt. In einem Forum namens „Oh my Job“, das Frauen bat, ihre Erfahrungen mit dem Phänomen zu schildern, wird folgende Anekdote wiedergegeben: „Mein Vater hat neulich einem Flugkapitän erklärt, wie das so mit dem Autopiloten geht.“

Julia Dombrowski | redaktio@revier-manager.de

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