Kolumne

KOLUMNE Parallelwelten: Von Grünkohlessen, Schlangen und einer Briefflut

Bei all dem, was zurzeit in der Welt passiert, muss man sich hin und wieder ablenken, meint Simone Harland.

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von Maren Hellhake 07.01.2025
(© Minerva Studio – stock.adobe.com)

Trump, Wahlkampf, Trump, Ukraine-Krieg, Wahlkampf, Naher Osten, Wahlkampf – das sind die derzeit vorherrschenden Themen in den deutschen Medien. Irgendwie hängt dann noch alles mit allem zusammen. Sich einen kompletten Überblick zu verschaffen, ist kaum möglich. Zumal die Informationen etwa aus Kriegs- und Krisengebieten in der Regel nicht neutral sind und manches aus Taktikgründen verschwiegen wird. Ich bin derzeit so satt von angstschürenden Einschätzungen der Weltlage, von einem Wahlkampf, der – so empfinde ich es – vor allem an Emotionen appelliert, statt Themen zu behandeln, und von einem Alarmismus, der zu raschen Aktionen verleitet, statt einen kühlen Kopf zu bewahren.

Deshalb werden Sie hier davon nichts lesen. Stattdessen wird dies ein Text über die absurdesten, skurrilsten Headlines, Berichte und Aussagen, die ich in den letzten Jahren gelesen oder gehört habe. Bei manchen habe ich mich gewundert, bei anderen schallend gelacht. Vielleicht geht es Ihnen ja ähnlich? Urteilen Sie selbst.

Besonders ergiebig in Bezug auf skurrile Ereignisse war die Corona-Pandemie. Auf ihrem Höhepunkt gab es eine Reihe von Vorkommnissen, die zu Überschriften und Berichten in den Medien führten, wie sie vor Corona nicht möglich gewesen wären. So textete etwa die Süddeutsche Zeitung am 12. Februar 2021 „Delmenhorst: Polizei löst Grünkohlessen im Hinterzimmer auf“, weil sich einige Geschäftsleute getroffen hatten, ohne die damals geltenden Corona-Regelungen zu beachten. Die Rheinische Post berichtete am 7. Februar 2021 über eine verbotene Schneeballschlacht mit der Polizei auf den Straßen von Amsterdam. Der Hintergrund: Schneeballschlachten waren nur innerhalb des eigenen Haushalts erlaubt. Am 13. September 2021 gab es in der österreichischen Zeitung Heute sogar die Schlagzeile „IS warnt Terroristen vor Einreise nach Europa“. Natürlich wegen des Corona-Virus, der eine Gefahr für die Terroristen des sogenannten Islamischen Staats (IS) hätte darstellen können. Eine weitere skurrile Schlagzeile aus Österreich fand sich am 4. April 2020 in den Salzburger Nachrichten. Sie lautete „Strafverfahren nach Parkbanksitzen in Wien eingestellt“. Hier hatte ein Mann in Wien vermeintlich so auf einer Parkbank gesessen, dass Passanten beim Vorbeilaufen den vorgeschriebenen Abstand nicht einhalten konnten. Neben anderen Medien berichtete die Badische Zeitung vom 15. September 2020 darüber, dass in England eine „Lebendige Schlange als Mund-Nasen-Schutz im Bus nicht zulässig“ sei. Es ist anzunehmen, dass diese Regelung in Deutschland vermutlich ebenfalls gegolten hätte, doch Näheres ist nicht bekannt. Bei dem Tier handelte sich im Übrigen um eine Würgeschlange. Alle dazugehörigen Artikel finden sich nach wie vor im Netz, falls Sie weitere Informationen, etwa zur Schlange und wie sie das Ganze überstanden hat, benötigen.Auch manche Aussagen von Politikern lassen Fragezeichen im Kopf entstehen, etwa die von Noch-Bundestagsmitglied Ganserer in einem Interview mit der taz vom 26. Juli 2021: „Aber ein Penis ist nun mal nicht per se ein männliches Genital. Es gibt halt auch Frauen, die einen Penis haben.“ Oder die des Staatssekretärs im Bundesfamilienministeriums und Queer-Beauftragen Sven Lehmann in einer Sendung auf 3sat: „Welches Geschlecht ein Mensch hat, kann kein Arzt von außen attestieren.”

Und dann war da noch die Geschichte von dem schleswig-holsteinischen Steuerzahler, der 1700 Briefe mit dem gleichen Dokument vom Finanzamt erhielt. Der shz vom 5. November 2024 zufolge hatte er am Wochenende der Zeitumstellung einen Antrag auf einen Zugang für die elektronische Steuererklärung gestellt. Damit hatte die Technik der Finanzbehörden jedoch anscheinend ihre Probleme. Nach Angaben des Finanzamts sei sie in eine Art „Zeitschleife“ geraten und habe den gleichen Brief immer wieder initiiert. Die Post weigerte sich, die Briefe zurückzunehmen, da alle mit dem Vermerk „unzustellbar“ versehen hätten werden müssen.

Vielleicht sehen Sie diesen Text als eine Form der Realitätsflucht. Mag sein. Doch bedenken Sie bei allem Wahnsinn, der derzeit in der Welt geschieht: Auch all die zitierten Vorkommnisse haben ihren Ursprung in der Wirklichkeit.

Simone Harland | redaktion@regiomanager.de

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