Eine oft zitierte Binsenweisheit besagt, dass Kunst von Können kommt. Auch wenn dieser Satz durch eine fast zwingende Logik besticht, soll ihm nun einmal widersprochen werden. „Zum Können muss das Wollen kommen. Insbesondere muss schon auch der Wille da sein, Dinge umzusetzen“ sagt Ingo Hoering, einer der Leiter der Essener Niederlassung der Merck Finck Privatbankiers. „Ist dies nicht der Fall, dann läuft das noch so hochkarätige Können ins Leere.“ Bereits im letzten Frühjahr hatten die Privatbankiers aus der Essener Bismarckstraße gezeigt, dass sie bereit sind, spannende Kunst in Essen zu unterstützen. Wie gut, dass das Museum Folkwang buchstäblich auf der anderen Straßenseite liegt. „Da liegt es natürlich nah, über gemeinsame Projekte nachzudenken. Das hat im Frühjahr mit der Tomi Ungerer-Ausstellung toll funktioniert, und wir sind alle sehr gespannt auf das große Projekt mit Gerhard Richter“, meint Sven Olderdissen, ebenfalls Leiter in der Essener Niederlassung der Merck Finck Privatbankiers. Und in der Tat handelt es sich hier um ein Kunstprojekt, das alles andere als alltäglich ist. Gerhard Richter ist der vielleicht bedeutendste lebende deutsche Künstler. Auf jeden Fall sind unter den lebenden Künstlern seine Werke die teuersten. Jetzt, im Frühjahr 2017, wird Gerhard Richter 85 Jahre alt. Das Museum Folkwang nimmt dies zum Anlass, um vom 7. April bis zum 30. Juli 2017 Richters sämtliche seit 1965 entstandenen Editionen zu zeigen. Die Ausstellung präsentiert die aktuell über 165 Editionen zum ersten Mal in diesem Umfang und versammelt neben den bekanntesten Motiven des Künstlers auch viele nur selten gezeigte Werke.
Ein Überblick
über fünf Jahrzehnte
„Die Ausstellung basiert auf der Sammlung von Professor Olbricht und entsteht auch in enger Zusammenarbeit mit ihm. Als wir hörten, dass noch ein Partner gesucht wird, um die Ausstellung zu ermöglichen, war uns klar, dass wir irgendwie versuchen wollten, das hinzubekommen“, erzählt Ingo Hoering. Und Sven Olderdissen ergänzt: „Da sind wir wieder beim Können und beim Wollen. Wir wollten unbedingt, dass alle Kunstfreunde diese Ausstellung hier sehen können. Schließlich handelt es sich um eine Ausstellung, deren Bedeutung weit über Essen hinausgeht. Das ist schon ein echtes Highlight im diesjährigen Kunstkalender und wir haben es als Chance erkannt.“ Tatsächlich bilden die Editionen, also Drucke, Fotografien, Objekte und Gemälde, eine wichtige Gruppe innerhalb Gerhard Richters Werk. Gleichzeitig bieten sie einen Überblick über sein mehr als fünf Jahrzehnte umfassendes künstlerisches Schaffen. Bereits seit den Anfangsjahren seiner künstlerischen Laufbahn nutzt Richter nämlich das Konzept der Editionen, um seine Werke und Ideen neu zu interpretieren und gleichzeitig zu verbreiten. Ingo Hoering ist der Stolz anzumerken: „Natürlich ist das eine finanzielle Anstrengung, gar keine Frage. Gerade in Zeiten, in denen überall der Rotstift regiert. Umso mehr freuen wir uns auf die Ausstellung und unsere Kunden ebenso. Übrigens nicht nur in Essen, sondern in ganz Deutschland.“ Auch Sven Olderdissen bekräftigt das Engagement: „Eine Meinung zum Dollar oder zu Energieaktien erwartet man sowieso von uns. Wir wollen mit Kunden und Nichtkunden aber auch in einem gesellschaftlichen Dialog stehen. Das macht doch schließlich eine Privatbank aus.“
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