Narzissten – das sind doch die Menschen, die sich selbst am meisten lieben, nicht genug von ihrem eigenen Spiegelbild bekommen, die stets im Mittelpunkt des Interesses stehen und alle anderen überstrahlen wollen, oder? Wenn das nur alles wäre … Menschen mit ausgeprägten narzisstischen Zügen können die Arbeitsatmosphäre nämlich heftig aufmischen.
Kritik? Nein, danke!
Oft handelt es sich bei ihnen um die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die selbst konstruktive Kritik als Affront gegen ihre Person auffassen. Die ihre eigenen Vorschläge oder Ergebnisse in den Himmel loben, die Ideen anderer hingegen im besten Fall nicht beachten, im schlimmsten Fall jedoch als dumm und unbrauchbar hinstellen oder sogar als eigenen Erfolg verkaufen. Die die Schuld auf andere oder die Umstände schieben, wenn etwas in ihrem eigenen Workflow nicht klappt. Die hoch manipulativ sind und hinter dem Rücken anderer schlecht reden oder Andeutungen machen, dass „der Herr Müller vielleicht doch nicht so geeignet für den Job ist“.
Geborene Mobber
Mit solchen Menschen bei der Arbeit umzugehen, ist für Vorgesetzte wie auch Kollegen schwierig. Auf den ersten Blick wirken Menschen mit ausgeprägt narzisstischen Zügen ausgesprochen charmant, großzügig, witzig, kompetent und sie haben immer etwas Interessantes zu erzählen. Doch verhalten sie sich so in aller Regel nur gegenüber den Menschen, die ihnen auf ihrem beruflichen Weg nützen können, zum Beispiel gegenüber Kolleginnen und Kollegen in höheren Positionen oder gegenüber Mitarbeitern, von denen sie wichtige Dinge lernen können oder die von ihrer Persönlichkeitsstruktur so gestrickt sind, dass sich an sie leicht Arbeiten delegieren lassen. Kollegen, die ihnen nichts bieten, werden ignoriert, zum Teil auch gemobbt. Doch auch diejenigen, mit denen sie „gut können“, bekommen oft früher oder später Probleme. Denn Menschen mit narzisstischen Zügen hassen Routinearbeiten und wälzen sie gerne auf andere ab. Reicht man ihnen den kleinen Finger, nehmen sie oft die ganze Hand, wenn man keine Grenze zieht. Und zieht man sie, nehmen sie das persönlich. Viele sind zudem neidisch auf das, was andere können, und machen fähige Kollegen auf subtile Art und Weise schlecht („Sind Sie wirklich sicher, dass das so richtig ist? Haben Sie da nicht etwas übersehen?“) oder – schlimmer noch – boykottieren deren Arbeit, zum Beispiel indem sie „vergessen“, ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen.
Narzisstische Vorgesetzte sind meistens noch schlimmer. Viele arbeiten nach der Uraltmethode Zuckerbrot und Peitsche. Auch sie wälzen gerne unangenehme Aufgaben ab, sehen sich zu Größerem geboren, mobben Mitarbeiter (meistens hinter geschlossenen Türen).
Narzissten erkennen
Wie nun aber geht man gegen solche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor? Zunächst muss man sie natürlich erkennen. Die beste Methode ist, sie gar nicht erst einzustellen. Doch wie macht man Narzissten bereits beim Vorstellungsgespräch aus?
Menschen mit ausgeprägt narzisstischen Zügen reagieren auf die kleinste Kritik empfindlich. Stellen Sie im Jobinterview am besten eine oder zwei kritische Fragen zum Lebenslauf. Kommt als Antwort nur Abwehr oder geht der Bewerber über die Kritik hinweg, als ob er sie nicht wahrgenommen hat, sollten Sie hellhörig werden.
Auch zu große Selbstbeweihräucherung im Vorstellungsgespräch kann auf Narzissmus hindeuten.
Fragen Sie nach der Arbeitsatmosphäre in und nach den Ergebnissen von Teams, in denen Ihr Bewerber mitgearbeitet hat. Lobt der Bewerber sein Team und stellt die Ergebnisse des kompletten Teams positiv dar, ist er wahrscheinlich kein Narzisst. Stellt er jedoch die Erfolge des Teams hinter seine eigenen oder merkt er an, dass das Team nur deshalb so gute Ergebnisse erzielt hat, weil er dabei war, sollten Sie vorsichtig sein.
Haben Sie sich bereits einen Narzissten „eingetreten“, beobachten Sie sein Verhalten genau, protokollieren Sie mögliches Fehlverhalten Ihnen oder anderen Mitarbeitern gegenüber. Reagieren Sie auf Provokationen Ihres narzisstischen Mitarbeiters ruhig und besonnen. Argumentieren Sie mit Fakten und lassen Sie sich nicht vom Thema ablenken. Gehen Sie auf Ihren narzisstischen Mitarbeiter ein, zeigen Sie sich kompromissbereit, bleiben Sie jedoch bei Ihrem Standpunkt, wenn Sie von ihm überzeugt sind. Vor allem jedoch: Lassen Sie sich nicht blenden, vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl. Schauen Sie sich an, wie sich die Person verhält, statt sich von Äußerungen beeindrucken zu lassen. Taten sagen mehr als Worte. Simone Harland | redaktion@regiomanager.de
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