Management

Unternehmenspraxis (Ausgabe 01/2021)

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von Regiomanager 06.04.2021
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PERSONAL & KARRIERE

Geflüchtete: Betriebe bilden weiter aus

Wie ist es in der Corona-Pandemie um die Ausbildung von Geflüchteten bestellt? Eine aktuelle Umfrage des Netzwerks „Unternehmen integrieren Flüchtlinge“ unter seinen Mitgliedsunternehmen zeigt, dass die wenigsten dieser Betriebe ihr Engagement wegen der Krise herunterfahren. Darauf verweist der DIHK. An der Online-Befragung des Netzwerks hatten sich 410 der rund 2.600 Mitgliedsbetriebe beteiligt, zum Großteil kleine und mittelständische Unternehmen. 53 Prozent von ihnen bilden weiterhin Menschen mit Fluchthintergrund aus. Darüber hinaus beschäftigen mittlerweile fast vier von zehn der Unternehmen geflüchtete Menschen auch als Fachkräfte. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil damit um zehn Prozentpunkte auf 37 Prozent; im Vergleich zu 2016 (18 Prozent) hat er sich damit gut verdoppelt. Dies dürfte auch damit zusammenhängen, dass 54 Prozent der Befragten im Netzwerk von erfolgreichen Ausbildungsabschlüssen unter den Geflüchteten berichten. 97 Prozent dieser Betriebe übernahmen ihre ehemaligen Azubis dann auch als Fachkraft. 44 Prozent der Umfrageteilnehmer sehen Geflüchtete stärker von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen als die Belegschaft ohne Fluchthintergrund. Dies begründen sie etwa damit, dass eine rein digitale Kommunikation sprachliche Missverständnisse zusätzlich befördere, dass Behörden schwerer zu erreichen seien und dass schlichtweg die technische und räumliche Ausstattung für das mobile Arbeiten fehle. Aber: Nur sieben Prozent der befragten Unternehmen geben an, als Folge der Corona-Pandemie weniger Geflüchtete auszubilden.

Ausfall von rund 60 Millionen Arbeitstagen

Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, dass die coronabedingten Arbeitsausfälle der Erwerbstätigen im aktuellen Lockdown bis Mitte Februar auf 59,2 Millionen Arbeitstage steigen. Das entspricht 6,2 Stunden pro Kopf. Die IAB-Forscherin Susanne Wanger und der IAB-Forscher Enzo Weber haben für den Zeitraum Oktober 2020 bis Mitte Februar 2021 untersucht, welche Auswirkung auf das Arbeitsvolumen der Erwerbstätigen durch Schul- und Kitaschließungen, Covid-19-Erkrankungen und Quarantäne abzusehen sind. Die mit der zweiten Welle der Pandemie verbundenen Arbeitsausfälle seien beträchtlich, so Wanger und Weber. Bezogen auf ein gesamtwirtschaftliches Arbeitsvolumen aus dem entsprechenden Zeitraum vor der Krise würde dies einem Rückgang von 1,2 Prozent gleichkommen. Wanger und Weber erklären: „Die Arbeitsausfälle treffen die Wirtschaft zusätzlich zu den angeordneten Schließungen in Branchen wie Gastronomie und Einzelhandel.“ Insgesamt konnten oder können rund 1,2 Millionen Erwerbstätige nicht arbeiten, da Betreuungsangebote nur eingeschränkt zugänglich sind oder sie ihre Kinder pandemiebedingt zu Hause betreuen möchten. Der gesamte Arbeitsausfall aufgrund der Kita- und Schulschließungen beläuft sich auf geschätzte 37,4 Millionen Arbeitstage. Das entspricht rund 0,8 Arbeitstagen pro Erwerbstätiger und Erwerbstätigem.

KONJUNKTUR

Analyse: Zweite Welle weniger schlimm

Die zweite Corona-Welle wird die deutsche Konjunktur im Winterhalbjahr 2020/21 dämpfen. Pro Woche entgeht Deutschland eine Wertschöpfung in Höhe von 1,5 Milliarden Euro. Das ist das Ergebnis einer Analyse der ifo-Unternehmensbefragungen. „Damit sind die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen deutlich geringer als während der ersten Welle im Frühjahr 2020“, sagt Timo Wollmershäuser, Leiter der ifo-Konjunkturprognosen. „Die Wirtschaftsleistung dürfte nur in den konsumnahen Dienstleistungsbereichen ins Minus rutschen, in denen soziale Kontakte ein wichtiger Bestandteil des Geschäftsmodells sind.“ Zu diesen Branchen gehören u. a. das Gastgewerbe, die Freizeit-, Kultur- und Sporteinrichtungen sowie Friseur- und Kosmetiksalons. Sie ziehen die Veränderungsrate des Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal 2020 um etwa einen halben und im ersten Quartal 2021 nochmals um knapp einen Prozentpunkt nach unten. Insgesamt dürfte die reale Wirtschaftsleistung in den betroffenen Zweigen im ersten Quartal 2021 um etwa 20 Milliarden Euro niedriger liegen als im vierten Quartal 2019, also dem letzten Vorkrisenquartal. „Da die Industrie- und Baukonjunktur jedoch weiterhin gut laufen, dürfte das Bruttoinlandsprodukt zu Jahresbeginn nicht zurückgehen, sondern stagnieren“, ergänzt Wollmershäuser.

Gutachten zeigt Abschottungs-Risiken

Ein Gutachten des IfW Kiel im Auftrag der IMPULS-Stiftung des VDMA zeigt: Deutschlands Wohlstand wird entscheidend von der internationalen Arbeitsteilung getragen. Erschwert Deutschland in Reaktion auf die Corona-Krise die Kooperation mit ausländischen Lieferanten, etwa um Lieferketten durch das Zurückholen von Wertschöpfungsschritten aus dem Ausland vermeintlich widerstandsfähiger zu machen, hat das laut IfW „massive Nachteile“ für alle Beteiligten. „Die Corona-Krise hat die Verwundbarkeit internationaler Lieferketten gezeigt. Daraus den Schluss zu ziehen, Produktion wieder zurück in die Heimatländer zu holen, ist extrem teuer und daher der falsche Weg“, sagt IfW-Präsident Gabriel Felbermayr. „Zielführender wäre es, die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft beispielsweise durch stärkere Diversifizierung im Hinblick auf Zulieferer, vermehrte Lagerhaltung oder auch den erweiterten Einsatz von Recycling zu verbessern. Ein sehr restriktives Sorgfaltspflichtengesetz wäre da eher kontraproduktiv.“ Für das Gutachten haben die Wissenschaftler ein Szenario durchgespielt, in dem sich die EU durch den Einsatz sogenannter nicht tarifärer Handelshemmnisse – also durch Vorschriften oder Produktionsnormen, die ausländischen Zulieferern den Marktzugang erschweren – stärker abschottet, um damit eine Rückverlagerung ausländischer Wertschöpfungsschritte zu erreichen. Berechnungsgrundlage ist die Annahme, dass Deutschland bzw. die EU diese Hürden verdoppelt. Eine solche Abschottung würde den Berechnungen zufolge in Deutschland zu einem Rückgang des Realeinkommens um jährlich 3,3 Prozent führen. Gemessen am deutschen Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2019 läge das Einkommen somit um 114 Milliarden Euro tiefer. Kommt es, so ein weiterführendes Szenario, zu einem Handelskrieg und das Ausland reagiert erwartungsgemäß mit Vergeltungsmaßnahmen, sinkt das Einkommen sogar um 6,9 Prozent.

MOBILITÄT & VERKEHR

Mehr Ladepunkte, mehr E-Autos

Ein Ausbau der Lade-Infrastruktur, wie ihn die Bundesregierung laut Medienberichten nun plant, könnte den Ausbau der Elektromobilität in Deutschland deutlich beschleunigen. Dies zeigt eine neue Studie des RWI. Demnach führen zusätzliche Ladepunkte zu einer signifikanten Zunahme von E-Autos, insbesondere in dicht besiedelten Gebieten. Schnell-Ladestationen scheinen die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen besonders stark zu beeinflussen. Wesentliche Ergebnisse in Kürze: Ein Ausbau von herkömmlichen Ladepunkten um zehn Prozent führt laut Studie zu einem Anstieg des Kaufs von E-Autos um 5,4 Prozent. Der Effekt von zusätzlichen Schnell-Ladepunkten auf die Nachfrage nach E-Autos könnte sogar etwa viermal so groß sein, wobei dieser Wert mit einer höheren statistischen Unsicherheit verbunden ist. Auch auf den Kauf von Hybridautos haben zusätzliche Ladepunkte demnach einen positiven Einfluss. Allerdings ist der Effekt nur etwa halb so groß – vermutlich, weil Hybridautos auch mit herkömmlichem Treibstoff fahren können und daher weniger auf die Lade-Infrastruktur angewiesen sind als reine Elektrofahrzeuge. Wie stark die Nachfrage nach E-Autos von der Lade-Infrastruktur abhängt, ist regional sehr verschieden: „In dicht besiedelten Gebieten, etwa im Großraum München, im Rhein-Main- und im Ruhrgebiet, steigern Ladepunkte die Verbreitung von Elektrofahrzeugen deutlich mehr als in ländlichen Regionen. Auch in Gebieten mit hohen Kraftstoffpreisen sind die Effekte größer. Den Ausbau von Ladestationen regional gezielt zu subventionieren, könnte die Effektivität der Förderung daher stark verbessern“, heißt es vom RWI.

RECHT & FINANZEN

Zahlungsmoral scheint krisenfest

Trotz der Verschärfung der Corona-Krise im Laufe des zweiten Halbjahres 2020 ist das Zahlungsverhalten in Deutschland bislang wenig beeinträchtigt. Kreditgeber und Gläubiger verzeichneten, so die Creditreform, in den zurückliegenden Monaten im B2B-Geschäft im Durchschnitt geringere Zahlungsverzögerungen. Lieferanten und Kreditgeber meldeten für das zweite Halbjahr 2020 eine Abnahme des Zahlungsverzugs und eine Verringerung der Forderungslaufzeiten. Beide Entwicklungen sind positiv für Gläubiger. „Im Zuge der Corona-Krise und zunehmender wirtschaftlicher Risiken sind Lieferanten und Kreditgeber in ihrem Forderungsmanagement deutlich aufmerksamer geworden“, erläutert Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei der Creditreform. Die staatlichen Hilfsmaßnahmen zur Überwindung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie seien offenbar wirksam. Auf Basis von rund 3,5 Millionen Rechnungsbelegen aus dem Creditreform-Debitorenregister Deutschland (DRD) wurde für das zweite Halbjahr 2020 ein durchschnittlicher Zahlungsverzug im B2B-Geschäft von 9,79 Tagen ermittelt (2. Halbjahr 2019: 10,69 Tage). Deutlich verringert hat sich die Überfälligkeit insbesondere bei Geschäftstransaktionen mit dem Einzelhandel und mit unternehmensnahen Dienstleistern. Die durchschnittliche Forderungslaufzeit sank im zweiten Halbjahr 2020 auf 41,77 Tage (Vorjahreszeitraum: 42,07 Tage). Diese Kennzahl, also die Zeitdauer einer ausstehenden Zahlung, setzt sich aus dem vereinbarten Zahlungsziel und einem möglichen Zahlungsverzug zusammen. Dabei hatten die Kreditgeber ihre Zahlungsziele in den zurückliegenden Monaten auf durchschnittlich 31,98 Tage leicht angehoben – gegenüber 31,38 Tagen im zweiten Halbjahr 2019. Hierfür könnten Zugeständnisse der Gläubiger eine Rolle gespielt haben, wenn Kunden infolge der Lockdown-Einschränkungen Liquiditätsengpässe zu verzeichnen hatten.

Weniger Falschgeld durch Lockdowns

Die Deutsche Bundesbank hat im Jahr 2020 rund 58.800 falsche Euro-Banknoten im Nennwert von 2,9 Millionen Euro im deutschen Zahlungsverkehr registriert. Damit stieg die Anzahl der Fälschungen gegenüber dem Vorjahr um 6,5 Prozent, der Nennwert der sichergestellten Banknoten sank dagegen um 14,3 Prozent. „2019 wurden vor allem 50-Euro-Banknoten gefälscht. Im vergangenen Jahr hat sich die Anzahl der Zehn- und 20-Euro-Fälschungen am Gesamtaufkommen deutlich erhöht“, sagte Johannes Beermann vom Vorstand. „Es waren vor allem leicht erkennbare Fälschungen. Sie hatten noch nicht mal Sicherheitsmerkmale wie etwa das Wasserzeichen oder den Sicherheitsfaden. Es stand sogar ‚Movie Money‘ auf der Vorderseite oder ‚Prop copy‘ auf der Rückseite“, so Beermann. Der Anteil der Zehn- und 20-Euro-Fälschungen am Gesamtaufkommen betrug 46 Prozent, während es im Vorjahr nur 28 Prozent waren. Im europäischen Vergleich kommt Falschgeld in Deutschland nur unterdurchschnittlich vor. „Rein rechnerisch entfallen pro Jahr rund sieben falsche Banknoten auf 10.000 Einwohner. Das Risiko, mit Falschgeld in Berührung zu kommen, ist nach wie vor sehr gering“, sagte Beermann. Die Zahl der Fälschungen lag im zweiten Halbjahr 2020 mit rund 24.700 Stück deutlich niedriger als im ersten Halbjahr (34.100 Stück). „Die Corona-Pandemie hat zu einem Rückgang der Falschgeldzahlen im Jahresverlauf geführt“, erklärte Beermann. „Das hängt damit zusammen, dass Haushalte 2020 ihren Konsum generell eingeschränkt haben und weniger Gelegenheiten zur Bargeldzahlung hatten, etwa in Restaurants oder auf Weihnachtsmärkten.“

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