Immobilien (Ausführung) in NRW

Ripkens Wiesenkämper: Wenn der Bauherr plötzlich eine Alternative mehr hat

Warum Essens führende Tragwerksplaner sich auf Holzbau-Projekte spezialisieren.

Dipl.-Ing. Tobias Wiesenkämper und Dipl.-Ing. Stefan Ripkens (© Caroline Schlüter) | Daniel Boss

Der Standort könnte passender nicht sein: Wo einst das Staatshochbauamt seinen Sitz hatte, ist heute das Büro Ripkens Wiesenkämper zu finden. In dem historischen Stadthaus im Herzen von Essen-Rüttenscheid, ausgestattet mit modernster Technik, arbeiten rund 40 Spezialistinnen und Spezialisten für Statik und Bauphysik an Projekten nahezu aller Größen und Arten. „Wir können im Hochbau alles bedienen“, erklärt Diplom-Ingenieur Stefan Ripkens. Dazu zählen u.a. Schulen, Krankenhäuser, Kindergärten, Wohnkomplexe sowie Industrie- und Gewerbebauten. Im Auftrag der öffentlichen Hand bzw. von Investoren aus der Privatwirtschaft kümmern sich die Fachleute um die Tragwerksplanung sowie Schall- und Wärmeschutz. Zu den bislang größten Projekten in der Geschichte des Büros gehört die neue Unternehmenszentrale von EDEKA Rhein-Ruhr in Moers. Sie wurde im vergangenen Jahr nach 22 Monaten Bauzeit eröffnet. „Wir freuen uns sehr, dass wir bei diesem unglaublichen Bauvorhaben dabei sein durften“, sagt Ripkens. Die Verbindung zum Lebensmittel-Großhändler ist ohnehin eng: Die Essener betreuen sämtliche eigene Supermarkt-Neubauten des Konzerns im Bereich Rhein-Ruhr.


Zirkuläre Wertschöpfung


Aktuell bereitet man sich auf die Planungen für das neue Straßenverkehrsamt und eine benachbarte Förderschule im niederrheinischen Viersen vor. Beide sollen, nach Plänen eines Münsteraner Architekturbüros, nach dem Prinzip der zirkulären Wertschöpfung entstehen. Nachhaltigkeit lautet das Stichwort – darauf haben sich Ripkens Wiesenkämper schon vor Jahren spezialisiert. Zwar ist der klassische Massivbau nach wie vor ein wichtiges Standbein und macht rund die Hälfte der Projekte aus, doch das nachhaltige Bauen mit Holz nimmt kontinuierlich zu und gewinnt an signifikanter Bedeutung. Längst hat es sich herumgesprochen, dass an der Zweigertstraße in Rüttenscheid diesbezüglich geballtes Spezialwissen versammelt ist.
Das hat nicht zuletzt mit der Vita eines Gründers zu tun. Vor seinem Ingenieursstudium an der Universität Duisburg-Essen absolvierte Tobias Wiesenkämper eine Tischlerlehre. „Dadurch kommt meine große Liebe zu diesem Baustoff“, sagt der 42-Jährige. In den ersten Jahren seiner Selbstständigkeit war das natürliche Material noch ein Exot. Nur gelegentlich landete ein Auftrag auf seinem Schreibtisch. Das hat sich stark geändert. „Das Thema ist hochaktuell“, freut sich Wiesenkämper. Immer mehr Bauherren entscheiden sich zu diesem Schritt.
So entstand, um ein Beispiel zu nennen, im vergangenen Jahr für einen Generalunternehmer binnen fünf Monaten Bauzeit ein neues Bürogebäude auf zwei Etagen mit 600 Quadratmetern Platz für eine neue, multifunktionale Arbeits- und Kreativfläche. „Im Innenraum dominieren die großen Brettsperrholzplatten der Holzbauweise das optische Erscheinungsbild. Die tragenden Wände und gezielt gesetzten Stützen dienen als Auflager der raumstrukturierenden Unterzüge. Durch die Unterzüge gegliedert, öffnet sich die Fassade jeweils in den entstehenden Zwischenräumen durch ein großzügiges Fenster mit einem seitlich dazugehörigen Lüftungsflügel“, erklärt Planer Wiesenkämper. Aufgrund von verstärkten Wanddicken konnten sowohl das Treppenhaus als auch beide Decken in Brettsperrholz ausgeführt werden. Zu dem stark reduzierten, materiellen Erscheinungsbild wurde ein visueller Brückenschlag zur Fassade gebildet. „Die Außenfassade des neuen Gebäudes passt sich dem Charakter der industriellen Umgebungsbebauung an“, ergänzt Partner Stefan Ripkens. „Der ökologisch nachhaltige Gedanke der Holzbauweise sowie die Verwendung verschiedener recycelter Materialien wurden durch den Bauherrn durch eine eigene Photovoltaikanlage auf dem Dach komplettiert.“


Schule und Luftschiff-Halle


In Berlin-Pankow wurde unlängst ein dreigeschossiges Schulgebäude in Holzmodulbauweise fertiggestellt. Das Besondere: „Alle einzelnen Baumodule wurden für jeden einzelnen Bauabschnitt im Werk vorgefertigt, vorgerüstet sowie vorbereitet und somit die Ausbauzeit am Standort auf ein Minimum signifikant reduziert“, so Tobias Wiesenkämper.
Auch beim sicherlich spektakulärsten Projekt des Büros spielt Holz die Hauptrolle: Für die neue Halle für das berühmte Luftschiff „Theo“ in Mülheim an der Ruhr steuern die Essener ihr Know-how bei. Das Gleiche gilt für einen Ergänzungsbau zum Bauhaus-Archiv in Berlin. „Für jeden, der etwas mit Bauen zu tun hat, ist es natürlich eine Riesen-Ehre, an einem Projekt mit diesem legendären Namen mitwirken zu dürfen“, betont Wiesenkämper. Sein Büro übernimmt die sogenannte Detailstatik für den Holzbau, der das Innere des geplanten Gebäudes bestimmen wird. Die Außenhaut wird aus Stahl und Glas bestehen.
Es sind zuletzt solche Highlights, die das Büro für Berufsanfänger und erfahrene Profis gleichermaßen interessant machen. „Wir sind keine Scheuklappen-Statiker, sondern schauen bei jedem Projekt nach rechts und links und bringen uns beratend ein“, betont Wiesenkämper. Anders ausgedrückt: „Nur“ zu rechnen, reicht den passionierten Bau-Experten nicht. Mit dieser Philosophie ist man in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. „Und wir suchen weiterhin engagierte Bauingenieure, -techniker und -zeichner“, sagt Stefan Ripkens. Das Vorurteil vom „Männerberuf“ trifft zumindest auf das Essener Büro nicht zu. Gut ein Drittel des Teams ist weiblich, bei den derzeit vier Auszubildenden ist es die Hälfte. „Tendenz steigend“, sagt Tobias Wiesenkämper. Flexible Arbeitszeit-Regelungen und eine großzügige Homeoffice-Praxis seien „für uns ganz normal“. Ein weiteres Zeichen für die hohe Bedeutung der Mitarbeiter-Zufriedenheit ist die Schaffung eines attraktiven Bistros im Erdgeschoss.
„In wenigen Wochen sind die Umbauarbeiten abgeschlossen“, verspricht Stefan Ripkens.


Info


Ripkens Wiesenkämper ist seit Sommer 2021 Teil von Madaster Germany. Dabei handelt es sich um ein Kataster für Materialien und ein Netzwerk namhafter Unternehmen. Das gemeinsame Ziel lautet, das ökonomische und ökologische Potenzial des kreislauffähigen Bauens weiter auszuschöpfen. „Um die Klimaschutzziele zu erreichen, ist die Zusammenarbeit aller Akteure der Bauwirtschaft zwingend notwendig“, erklärt Tobias Wiesenkämper. Madaster biete hierfür die optimale Plattform. Es gehe darum, Gebäude künftig als „Rohstofflager“ und nicht als „Ressourcenfresser“ zu planen. „Aus diesem Grund möchten wir das Madaster-Register aktiv in unsere Arbeit einbeziehen, als Akteur der Circular Economy fungieren und unseren Auftraggebern einen ökologischen und ökonomischen Mehrwert für ihr Gebäude bieten.“

Daniel Boss | redaktion@regiomanager.de

Daniel Boss
| redaktion@regiomanager.de

Ripkens Wiesenkämper Beratende Ingenieure

Zweigertstraße 14
45130 Essen

0201 8718120

Ein Porträt des Unternehmens und weitere Informationen zu Ripkens Wiesenkämper Beratende Ingenieure finden Sie HIER

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Fotostrecke

Unternehmenszentrale von EDEKA Rhein-Ruhr in Moers (© Virtua ethic)

Fertiggestelltes Schulgebäude in Holzmodulbauweise, Berlin-Pankow (© Virtua ethic)

Neubau Bauhaus-Archiv Berlin (@ staab Architekten)

Ripkens Wiesenkämper ist Teil von Madaster Germany

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