„Idealerweise bietet der Arbeitsplatz zu Hause mindestens genauso viel Komfort wie der Arbeitsplatz im Büro“, sagt Hendrik Hund, Vorsitzender des Industrieverbands Büro und Arbeitswelt e. V. (IBA). Beschäftigte, die für ihren heimischen Arbeitsplatz einen separaten Raum zur Verfügung hatten, sind deutlich produktiver als ihre Kollegen, die in der Küche, im Wohn- oder Schlafzimmer arbeiteten. Zu diesem Ergebnis gelangte eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) im vergangenen Jahr. Der größere Teil der Beschäftigten im Homeoffice arbeitet aber laut Hund „nach wie vor unter deutlich schlechteren Voraussetzungen“. Rund einem Drittel der Befragten einer Forsa-Umfrage im IBA-Auftrag im Dezember fehlt schlicht der Platz für eine geordnete Arbeit zu Hause. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) empfiehlt in einer Broschüre aus dem Jahr 2019 daher eine Arbeitsfläche mit einer Größe von mindestens 1,60 Metern Breite und 0,80 Metern Tiefe.
Weniger Bewegung
im Homeoffice
Die Erfahrungen der vergangenen Wochen zeigen Hund zufolge auch, dass sich Beschäftigte im Homeoffice weniger bewegen als im klassischen Büro. Deshalb gehört für den IBA-Vorsitzenden die Möglichkeit, im Stehen zu arbeiten, idealerweise mit einem Sitz-Steh-Arbeitstisch, zum idealen Homeoffice-Arbeitsplatz. „Das entlastet Rücken- und Schultermuskulatur, fördert die Durchblutung und damit auch die Konzentration“, erklärt Hund.
Separater Tisch ist wichtig
Arbeitnehmer, die darüber nachdenken, auch nach der Corona-Pandemie weiter aus dem Homeoffice zu arbeiten, brauchen dafür Hund zufolge einen separaten Tisch, der nach getaner Arbeit nicht abgeräumt werden muss. Dieser muss aus seiner Sicht groß genug sein, um einen Laptop, einen größeren Monitor sowie eine separate Tastatur und Maus nutzen zu können. „Ohne diese Arbeitsmittel werden sich relativ schnell Beschwerden im Schulter- und Nackenbereich einstellen, zudem sinkt die Produktivität“, warnt Hund. Die körperliche Belastung bei der Arbeit am Bildschirm wird laut der DGUV vor allem durch eine ungünstige Körperhaltung, einseitige Belastung, unzureichende Arbeitsmittel sowie eine schlechte Arbeitsorganisation hervorgerufen. Ein ergonomischer Bürostuhl gehört Hund zufolge an jeden Arbeitsplatz. Dieser sollte aus Sicht der DGUV „mindestens auf ein Körpergewicht von 110 Kilogramm und eine tägliche Nutzungszeit von acht Stunden ausgelegt sein“. Oft vergessen werde, dass auch zu Hause Stauraum gebraucht wird. Idealerweise ist dieser abschließbar, damit vertrauliche Unterlagen verwahrt werden können.
Ein kompakter Sitz-Steh-
Arbeitstisch ist erwünscht
In den meisten Fällen standen den Beschäftigten in den Arbeitszimmern zu Hause schon vor der Corona-Pandemie ein Schreibtisch, Bürostuhl und eine arbeitsplatzbezogene Leuchte zur Verfügung. Diverse Umfragen kommen Hund zufolge zu dem Schluss, dass sich die meisten Angestellten für die Arbeit von zu Hause einen kompakten Sitz-Steh-Arbeitstisch wünschen. Die meisten warten mit dieser Anschaffung aber noch ab, weil sie auf Unterstützung durch ihre Arbeitgeber hoffen. „Computer und Technik wurden vielfach noch während der Pandemie aufgerüstet, meist auf Rechnung bzw. mit Unterstützung des Arbeitgebers“, erklärt Hund. Im vergangenen Jahr hat fast die Hälfte der Beschäftigten eine neue technische Ausstattung für die Arbeit im Homeoffice erhalten. Von den zwischen April und Dezember 2020 getätigten Anschaffungen für das Homeoffice haben sich Arbeitgeber laut einer Forsa-Umfrage im IBA-Auftrag mit 39 Prozent an der technischen Ausstattung beteiligt. Derzeit gibt es Hund zufolge keine Vorgaben, die Arbeitgeber dazu verpflichten, ihre Beschäftigten bei der Ausstattung der Homeoffice-Arbeitsplätze zu unterstützen. Verantwortlich für die Arbeitsbedingungen in den Wohnungen ihrer Beschäftigten sind diese dennoch. „Unabhängig davon, ob die Arbeit im Homeoffice in Form von Telearbeit oder als mobile Arbeit erbracht wird, muss der Arbeitgeber Gefährdungsbeurteilungen auch für die Arbeit außerhalb der unternehmenseigenen Büroräume erstellen“, sagt Hund. Komme der Arbeitgeber dabei zum Schluss, dass sich die jeweilige Arbeitssituation negativ auf die Gesundheit des Beschäftigten auswirken könne, muss der Arbeitgeber dafür sorgen, dass diese Gefährdung beseitigt wird.
Transparente Regelungen
sind wichtig
Wenn Unternehmen ihre Mitarbeiter bei deren Homeoffice-Tätigkeit unterstützen wollen, sollten sie neben Gefährdungsbeurteilungen auch die IT-Ausstattung und Möbel bereitstellen, Vorgesetzte im Umgang mit Homeoffice schulen und für Entgrenzungsrisiken sensibilisieren. Diese Maßnahmen empfiehlt Dr. Helge Emmler, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Datenzentrum des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung. Transparente Regelungen fürs Homeoffice in Bezug auf Erreichbarkeit sowie Häufigkeit hält der Experte der Hans-Böckler-Stiftung ebenfalls für sinnvoll. Und Arbeitgeber sollten ihren Beschäftigten aus seiner Sicht u.a. auch eine Souveränität bei der Arbeitszeitgestaltung ermöglichen.
Dauerhaft mehr Homeoffice
Dennoch geht Hund davon aus, „dass das Potenzial für Arbeit im Homeoffice in der aktuellen Diskussion mehrheitlich überschätzt wird. Er erwartet, dass sich der Anteil der Arbeit im Homeoffice in den kommenden Jahren auf unter 20 Prozent einpendeln wird. Aus Dr. Emmlers Sicht wird das Homeoffice jedoch „nach der Krise verbreiteter sein als davor“. Dabei wird es aus Sicht des Experten allerdings „um das richtige Maß von Homeoffice gehen, also einen guten Mix aus Arbeit im Büro und zu Hause“.Barbara Bocks
| redaktion@regiomanager.de
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