Neid ist kein schönes Gefühl. Neidisch zu sein bedeutet, sich zu kurz gekommen zu fühlen, etwas nicht zu können oder zu haben. Neid kann Menschen zerfressen. Einige Studien deuten darauf hin, dass er krank machen, z.B. zu Depressionen führen kann.
Wissenschaftler unterscheiden zwischen bösartigem Neid, bei dem der Neider dem Beneideten feindselig gegenübertritt, und positivem Neid, der als Ansporn dienen kann, Ähnliches zu erreichen. Doch unabhängig davon, welche Form von Neid ein Mensch verspürt: Der Neid sitzt wie ein Stachel im Fleisch, den man gerne loswerden möchte – auf welche Weise auch immer.
Im Arbeitsleben kann Neid auf andere im besten Fall dazu führen, dass sich Neider stärker anstrengen, um bessere Leistungen zu erzielen und die Beneideten zu übertrumpfen. Leider jedoch ist die negative Form des Neids, der bösartige Neid, weiter verbreitet. Und die kann einem Unternehmen schaden.
Denn Menschen, die neidisch auf andere sind, weil diese mehr erreicht haben (unter Umständen tatsächlich ungerechtfertigt), legen es nicht selten darauf an, die Beneideten zu schädigen. Das hat Auswirkungen auf das Unternehmen.
Mitarbeiter, die mit ihrem eigenen Neid auf Kollegen nicht umgehen können, machen die beneideten Kollegen anderen gegenüber schlecht, reden ihre Erfolge klein, mobben oder boykottieren sie. Das führt in einer Abteilung unter Umständen zur Bildung kontrahierender Gruppen, die das gemeinsame Ziel des Teams aus den Augen verlieren. Die Stimmung verschlechtert sich.
Mitarbeiter, die auf Kollegen wegen deren guten Kontakts zu den Vorgesetzten neidisch sind, lassen ihren Neid sogar manchmal an den Kunden aus. Sie sind den Kunden gegenüber unfreundlicher und weniger bereit, auf Wünsche einzugehen. Denn so lässt sich dem Teamleitenden eins auswischen, der vermeintlich andere Kollegen bevorzugt. Eine verquere Denkweise, durch die Unternehmen im schlimmsten Fall Kunden und Geld verlieren.
Einige neidische Mitarbeiter gehen sogar so weit, den Kollegen Schaden zuzufügen, indem sie wichtige Unterlagen verstecken, Dateien löschen oder ähnliche gemeine Dinge tun – nur damit ihre Kollegen nicht länger im Scheinwerferlicht stehen und stattdessen ihr Licht heller strahlt.
Was aber können Teamleiterinnen und Teamleiter tun, damit in ihrer Abteilung kein Neid aufkommt? In erster Linie ein gutes Verhältnis zu allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern pflegen. Dazu gehört, ein offenes Ohr für alle Teammitglieder zu haben, ihre Sorgen ernst zu nehmen, sie in die Vorbereitung wichtiger Entscheidungen einzubeziehen und für die Fehler, die bei der Arbeit entstehen, die Verantwortung zu übernehmen. Das schließt nicht aus, mit den Teammitgliedern zu sprechen, die maßgeblich an der Entstehung von Fehlern beteiligt waren, doch sollte das Gespräch unter vier Augen und in einer konstruktiven Atmosphäre stattfinden.
Völlig vermeiden lässt sich Neid leider trotzdem nicht – etwa, wenn eine Position ausgeschrieben wird, auf die sich mehrere Arbeitskräfte bewerben. Die Person, die die Stelle bekommt, kann auf den Neid der anderen gefasst sein. Vorgesetzte sollten eingreifen, wenn sie merken, dass dieser (verständliche) Neid ins Bösartige umschlägt – wenn sich als Folge z.B. die Atmosphäre im Team verändert. Es gibt mehrere Möglichkeiten zu handeln: etwa das gesamte Team zu einem Gespräch zusammenzurufen oder, falls deutlich ist, wer die schlechte Stimmung zu verantworten hat, ein ernstes Wort mit diesem Teammitglied zu reden.
Übrigens kann jeder Einzelne selbst gegen das hässliche Gefühl Neid angehen. Eine Möglichkeit ist, darüber nachzudenken, ob man sich das Leben tatsächlich schwerer machen will, statt glücklich oder zufrieden zu sein. Möglicherweise ist das, was der andere (erreicht) hat, gar nicht so erstrebenswert. Denn vielleicht musste der Beneidete Opfer bringen, die das Ganze in einem anderen Licht erscheinen lassen. Vielleicht hatte er weniger freie Zeit, die er mit der Familie oder Freunden verbringen konnte, um das zu erreichen, was er hat.
Natürlich ist jedem Menschen letztlich selbst überlassen, wie viel Energie er für das Gefühl Neid aufwendet. Allerdings sollte jede(r) auch überlegen, in welche Dinge diese Energie gesteckt werden könnte, die weitaus mehr Freude bereiten.
Simone Harland | redaktion@regiomanager.de
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