Mit der zunehmenden Digitalisierung wächst die Notwendigkeit für Unternehmen, ausreichenden Zugang zur digitalen Welt zu haben. Eine Breitbandverbindung ist für die meisten Unternehmen mittlerweile unumgänglich. „Viele Anwendungen in der industriellen Fertigung (Industrie 4.0), der Gesundheitswirtschaft (Telemedizin und e-Health), der Energiewirtschaft (Smart Grids und Smart Meter), im Verkehr (vernetzte Mobilität und Ladeinfrastruktur) oder im Gebäude- und Wohnbereich (Smart Building und Smart Home) haben spezielle Anforderungen, die Voraussetzung für die Erschließung dieser Potenziale sind“, schreibt das Bündnis Zukunft der Industrie in einer Pressemitteilung. Nicht zuletzt durch Cloud-Anwendungen steigen die Anforderungen an eine angemessene Verbindung bei den Firmen stetig. Kurzum: Nur mit Breitbandverbindungen kann wirtschaftliches Wachstum stattfinden. Laut einer Vodafone-Studie steigt mit einem Prozent Zuwachs bei den Glasfaseranschlüssen das Bruttoinlandsprodukt um 0,02 bis 0,04 Prozent (600 Millionen bis 1,2 Milliarden Euro in Deutschland).
Japan ist Spitzenreiter
Doch wo sich Deutschland sonst oft in Spitzenreiter-Position befindet, hinkt es gerade im Punkt Breitband-Internet deutlich hinter anderen Ländern her. Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vom Dezember 2015 sind in der Bundesrepublik gerade einmal 1,5 Prozent aller stationären Breitbandanschlüsse mit einem Glasfaserkabel verbunden. Zum Vergleich: Beim Spitzenreiter Japan sind es 73,3 Prozent, in Lettland 60,7 Prozent. Im europäischen Ranking der Branchenorganisation FTTH Council belegt Deutschland den 27. Platz und ist damit das vorletzte Land im Bereich Glasfaserausbau. Kaum rosiger sieht ein Blick auf den Breitbandatlas des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus (www.zukunft-breitband.de). Ist in den Gewerbegebieten der Ballungszentren (wie Hamburg, Berlin und dem Ruhrgebiet) der Karte nach meist Internet mit 50 Mbit/s und mehr verfügbar, sieht die Lage in ländlichen Gebieten schon anders aus. Hier sind viele Stellen grau hinterlegt, dort ist also aller Wahrscheinlichkeit nach keine schnelle Verbindung möglich. Misslich ist die Lage auch insofern, als sich nach dem Bündnis Zukunft der Industrie 70 Prozent aller Industriearbeitsplätze auf dem Land befinden. Ähnlich drastisch liest sich eine Erhebung des Statistischen Bundesamtes. Demnach verfügten gerade einmal 31 Prozent aller deutschen Unternehmen mit zehn und mehr Beschäftigten im Jahr 2015 über einen schnellen Internetanschluss von mindestens 30 Mbit/s. Optimistischer sieht es eine Studie des TÜVs Rheinland Mitte dieses Jahres, nach der zwischen 61 Prozent (Mischgebiete) und 77 Prozent (Gewerbegebiete) der Unternehmen in Deutschland bereits über eine Verbindung von 50 Mbit/s und mehr verfügen. Von schlechten Internetverbindungen betroffen sind nach Sarah Seidemann, Referentin für digitale Infrastruktur beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), vor allem kleine und mittlere Unternehmen: „Größere Unternehmen lassen sich das Glasfaserkabel häufig einfach ins Haus legen.“ Seidemann gibt jedoch zu bedenken: Oft sei die Nachfrage nach Hochleistungsnetzen in Unternehmen noch nicht vorhanden, die Industrie 4.0 mitsamt den internetgebundenen Echtzeitanwendungen also erst im Aufbau. Die Hochleistungsnetze müssten aber rechtzeitig zur Verfügung stehen, sobald die Vernetzung der Wertschöpfungskette voranschreitet. Wichtig sei ebenfalls, dass es bei manchen Firmenanwendungen mitunter mehr auf Qualitätsmerkmale wie Latenz und Zuverlässigkeit der Verbindung ankomme als auf reine Datenraten.
Besserung bis 2018
Als Maßnahme zur Verbesserung der Situation gilt das Bundesprogramm für superschnelles Breitband, dass durch Alexander Dobrindt, Minister für Verkehr und digitale Infrastruktur, ins Leben gerufen wurde. Bis 2018 will er in ganz Deutschland Breitband mit mindestens 50 Mbit/s umsetzen. „Insgesamt stehen für die Breitband-Förderung aus Bundesmitteln vier Milliarden Euro bereit – 350 Millionen Euro davon für ein Sonderprogramm zum Anschluss von Gewerbegebieten“, erklärt das BMVI. In einem ersten Schritt erhalten Kommunen und Landkreise bis zu 50.000 Euro für Beratungsleistungen, um Ausbauprojekte planen zu können. In einem zweiten Schritt vergibt das BMVI bis zu 15 Millionen Euro je Projekt. Seit Beginn des Bundesprogramms am 18. November 2015 sind mehr als 1.100 Förderanträge für Beratungsleistungen und Netzausbauprojekte von Kommunen und Landkreisen beim Ministerium eingegangen. Der Bund müht sich also, in Sachen Breitband zum internationalen Markt aufzuschließen.
FTTH ist schnellste Methode
Um an Internet in einer vernünftigen Schnelligkeit zu gelangen, gibt es verschiedenste Wege. Mehr und mehr veraltet ist der Internetzugriff über DSL. Über die Kupferleitungen sind Downloads von maximal 16 Mbit/s möglich. Je weiter entfernt der Abnehmer von der Vermittlungsstelle ist, desto schlechter wird zudem der Empfang über das Kupferkabel. Sinnvoller für Unternehmen ist das VDSL bzw. FTTC (Fiber-to-the-Curb, also Glasfaser bis zum Bordstein), mit dem in der Regel Übertragungsraten zwischen 50 und 100 Mbit/s möglich sind. Zwischen Vermittlungsstelle und Verteilerkasten ist Glasfaserkabel verlegt, lediglich vom Verteilerkasten bis zum Endabnehmer liegt noch Kupferkabel. Optimal für Unternehmen sind die Methoden FTTB (Fibre To The Basement/Building, also Glasfaser bis in den Keller bzw. zur Grundstücksgrenze) und FTTH (Fiber To The Home, also Glasfaser bis in die Wohnung). Hier wird das Glasfaserkabel direkt zum gewünschten Ort verlegt. Damit sind bis zu 1.000 Mbit/s möglich. Alternativen für Unternehmen gibt es sonst kaum. Das mobile LTE ist zwar vielerorts zu erreichen, allerdings in der Regel auf ein bestimmtes Datenvolumen begrenzt. Für Unternehmen ist diese Methode also im stationären Betrieb nur mäßig geeignet. Eine Ausnahme bilden hier allenfalls Hybrid-Anschlüsse, die DSL und LTE ohne Drosselung vereinen. Bei Internet über Satellitenempfang machen hohe Ping-Zeiten (also hohe Übertragungszeiten von Datenpaketen) Probleme – an Telefonkonferenzen ist kaum zu denken. Das Telefonkabel (oder Koaxialkabel) ist für viele Privatnutzer eine willkommene Alternative, sind doch auch hier Verbindungen mit bis zu 400 Mbit/s möglich. Oft ist ein solches Kabel jedoch nicht in Gewerbegebiete verlegt worden.
Nachfragen hilft
Für Unternehmen, die mit ihrer bisherigen Verbindung unzufrieden sind, nennt die IHK Bodensee-Oberschwaben verschiedene Lösungsmöglichkeiten. So lassen sich zum Beispiel über den bereits erwähnten Breitbandatlas alternative Anbieter mit möglicherweise schnelleren Verbindungen anzeigen (mit Klick auf das Antennensymbol und den genauen Standort). Außerdem rät die IHK, sich bei Gemeinde und infrage kommenden Dienstanbietern über einen anstehenden Ausbau der Leitungen zu informieren und eventuell auf Fördermöglichkeiten aufmerksam zu machen oder selbst im Verbund aktiv zu werden. Nicht zuletzt rät die IHK, im Einzelfall das Nutzungsverhalten anzupassen.
Nathanael Ullmann | redaktion@regiomanager.de
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