Es gibt einige Unternehmen, die viel für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter tun. Sie organisieren Laufgruppen, Workshops für Rückenschulen oder gesunde Ernährung. Diese Unternehmen hoffen, mit ihren kostenlosen Angeboten langfristig etwas zur Gesundheit ihrer Mitarbeiter beitragen zu können. Leider zeigt sich zu häufig, dass Gesundheitsprogramme in Unternehmen zwar gut gemeint sind, aber scheitern. Warum nehmen Mitarbeiter diese Angebote nicht wahr?
Amerikanische Verhaltensökonomen haben untersucht, wie man das Verhalten von Menschen auf vorhersehbare Weise positiv beeinflussen kann. Ihr Ansatz greift nicht auf Angebote und Verbote zurück und ändert auch nicht den wirtschaftlichen Anreiz. Sie setzen auf die Auslösung von Impulsen, die das Verhalten beeinflussen. Diese Methode, die in 2008 entwickelt wurde, wird Nudging genannt. Sie wird auch in anderen Bereichen wie der Marketing-Kommunikation angewandt.
Was ist Nudging?
Der Begriff „Nudge“ kann mit dem Wort Schubs oder Stoß übersetzt werden. Nudging zielt darauf ab, dem unbewussten (gewählten) Verhalten des Menschen einen Schubs in die richtige Richtung zu geben. Ein populäres Beispiel sind die Warnhinweise auf Zigarettenpackungen, die 2014 europaweit eingeführt wurden. Die Fotos von Raucherlungen und provozierenden Texten sollten bei Rauchern beim Griff zur Zigarette den Impuls auslösen, nicht zu rauchen.
Nudging lässt sich auch auf die moderne Arbeitswelt übertragen. Die Ansätze sind nicht nur effektiv, sondern auch weit weniger kostenintensiv als z.B. die bereits angesprochenen, traditionellen Gesundheitsprogramme. Man ist überzeugt, dass durch Nudging gesunde Menschen, Gebäude und Kultur zum unternehmerischen Erfolg beitragen können.
Effektive Hinweise geben
Nehmen Sie sich die Zeit und laufen einmal durch die Räumlichkeiten Ihres Unternehmens: Büros, Konferenzräume, Flure, Kantinen oder das Treppenhaus. Welche Impulse könnte das Nudging geben, um z.B. das Treppensteigen attraktiver zu machen? Stellen Sie sich vor, dass Sie vor einem Fahrstuhl stehen und warten. Sie wollen in die Kantine in einem anderen Stock. Neben dem Fahrstuhl ist direkt das offene Treppenhaus. Was wäre, wenn aufgemalte Fußabdrücke in Richtung Treppe weisen würden oder die Treppenstufen mit einem einladenden Klaviermotiv bemalt wären. Visuelle Symbole können spontane Impulse beim Menschen hervorrufen, z.B. die Treppe zu nehmen. Das Ziel, dass der Mensch sich bewegt, wäre erreicht. Auch in der Kantine gibt es zahlreiche Möglichkeiten für Nudging. Platziert man Teller mit Salaten in Augenhöhe und an einem prominenten Platz, wird der Impuls geweckt, etwas Gesundes zu essen.
Bereits bestehende Möglichkeiten nutzen
Bei der Bildschirmarbeit ist es ebenfalls möglich, den Nudge-Effekt einzusetzen. Hierfür gibt es zahlreiche Tools wie eine Erinnerungssoftware, die Anwender durch einfache Pop-ups auf dem Bildschirm erinnern, die Sitzhaltung zu ändern, aufzustehen oder einfach eine Pause einzulegen. So ein Schubser in die richtige Richtung führt zu einem neuen und gesünderen Verhalten und bringt darüber hinaus Abwechslung in den Arbeitsalltag.
*AUTOR
Stefan Reuter, Spezialist im Bereich Bildschirmarbeitsplätze bei BakkerElkhuizen, stefan.reuter@bakkerelkhuizen.com
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