Die Stadt Haan liegt zentral im Kreis Mettmann, grenzt nördlich an Mettmann, östlich an Wuppertal, südlich an Solingen und schließt westlich an Erkrath und Hilden an. Sie gehört mit rund 30.000 Einwohnern zu den kleineren Kommunen des Kreises. Auch aufgrund der verkehrsgünstigen Lage direkt an der A46 und guter Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr wird Haan wirtschaftlich von der Rheinschiene beeinflusst, zählt kulturell aber eher zum Bergischen Land. Das zeigte sich lange Zeit auch in der industriellen Ausprägung, doch Textilindustrie und Klingenhandwerk haben in der Stadt längst an Bedeutung verloren.
Historie
Haan erhielt seine Stadtrechte zwar erst 1921, die Ursprünge werden aber in einer Zeit weit vor Christus vermutet. Um 2200 v.?Chr. entstand im damaligen Stadtgebiet eine erste Siedlung mit Wall, Palisadenzaun und Heckenstreifen, der sogenannten „Hag-Form“. Hiervon soll sich auch der heutige Name ableiten. Die Bedeutung des Gebietes änderte sich im Laufe der Jahrhunderte mehrfach, mit Erschließung der Straße von Hilden nach Elberfeld (vergleichbar der heutigen B228) entwickelte sich ab dem Ende des 14. Jahrhunderts in Haan das Schleifer- und Webergewerbe. Seine wohl größte Ausdehnung erlebte das Stadtgebiet unter französischer Herrschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Damals wurden Haan, Ellscheid, Millrath, Gruiten, Schöller und Sonnborn zur „Maire Haan“ zusammengeschlossen. 1815 erfolgte die Umwidmung zur preußischen Bürgermeisterei. Bis zum Ende des Jahrhunderts sollten sich aber Sonnborn, Millrath, Gruiten und Schöller aus dieser Bürgermeisterei lösen. Erst 1975 wurde das nördlich gelegene Gruiten wieder nach Haan eingemeindet. Dass Haan seine 1921 erworbenen Stadtrechte damals nicht verlor, war dem Protest der Bürger zu verdanken: Sie wehrten sich erfolgreich dagegen, dass Haan im Zuge der kommunalen Neugliederungen nach Solingen und Gruiten nach Wuppertal hätten eingemeindet werden sollen.
Der Beiname „Gartenstadt“ entwickelte sich bereits im 19. Jahrhundert, als Samenhandlungen für die städtische Wirtschaft eine bedeutende Rolle spielten. Große Gartenflächen prägten die Wohnhäuser; bis heute ist die Stadt von einem ausgedehnten Grüngürtel umgeben. In den 1950er-Jahren wurde die Marke durch verschiedene Initiativen gestärkt, was sich auch in vielen Grünflächen innerhalb des Stadtgebietes heute noch wiederspiegelt. Auch formal soll die Marke wieder neue Wirkung zeigen, in Ausschüssen und Rat wird aktuell darüber diskutiert, Ortseingangsschilder mit dem Zusatz „Gartenstadt“ zu versehen und den Grünflächen konzeptionell Gewicht zu verleihen.
Stadtentwicklung
Seit rund 20 Jahren zeigt Haan eine konstante, sogar leicht aufwärtsgerichtete Entwicklung der Einwohnerzahlen auf. Gleich mehrere Initiativen und Vereine bemühen sich gemeinsam mit Politik und Verwaltung um eine Attraktivierung und Belebung der Innenstadt und des historischen Kerns von Gruiten. Davon zeugen auch weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Veranstaltungen wie die Haaner Kirmes oder der „Haaner Sommer“, bei dem sich seit 2007 jedes Jahr in den Sommerferien die Innenstadt in eine riesige Strandlandschaft verwandelt. Gemeinsam mit Einzelhandel und Bürgern wurde bereits vor rund drei Jahren begonnen, ein Integriertes Handlungskonzept für die Innenstadt auf den Weg zu bringen. In mehreren öffentlichen Veranstaltungen wurden Ideen gesammelt, die in den kommenden Jahren Umsetzung finden sollen. Dabei geht es u.a. um ein einheitliches und einladendes Stadtbild. Trotz Haushaltssicherungskonzept und knapper kommunaler Kassen will Haan sich verstärkt als ideale Stadt für junge Familien mit dazu passender Infrastruktur ausrichten und darstellen. Ausreichende Betreuungs- und Bildungsangebote sind bereits vorhanden und sollen noch ausgebaut werden.
Wirtschaft
Nach der Konzentration auf Textil- und Schneidwaren ab dem 14. Jahrhundert hat sich in Haan in der jüngeren Vergangenheit keine spezielle Branche mehr herausgebildet. Auf die Gewerbegebiete der Stadt verteilt sich ein gesunder Mix, der durchaus noch Entwicklungsmöglichkeiten offenlässt. Auch im bald zu erschließenden zweiten Bauabschnitt des Technologieparks Haan | NRW wollen sich Wirtschaftsförderung und Stadtverwaltung nicht zwingend auf bestimmte Zweige festlegen, wenngleich technologieaffine Unternehmen sowie Forschung und Entwicklung insbesondere in diesem Gebiet gerne gesehen sind. Vor einer ihrer größten Herausforderungen stand die Stadt Haan vor rund einem halben Jahrhundert: Die lange Tradition des Textilhandwerks erlebte in den 1960er- und 1970er-Jahren einen massiven Einbruch. Große Webereien mussten schließen, die Arbeitsplätze in der Region waren stark gefährdet. Damals gelang es dem Haaner Stadtrat, durch die Erschließung neuer Gewerbegebiete am Ortsrand den Strukturwandel zu bewältigen. In den Industriestandorten Haan-Ost, Haan-West und Schallbruch entstanden einige Tausend neue Arbeitsplätze. Nun stehen diese Gebiete erneut vor einer Herausforderung, die die aktuelle Verwaltung und Politik gemeinsam mit den ansässigen Unternehmen zu bewältigen haben. Mehr als 40 Jahre nach Entwicklungsbeginn erfährt beispielsweise der Industriepark Haan-Ost, der größte zusammenhängende Gewerbestandort der Stadt, eine Frischzellenkur. Bestandsunternehmen wie das Einrichtungshaus Ostermann, Walther Präzision, Sanitätshaus Böge, Weber Abfallbehälter und Centa-Antriebe sowie die Neuansiedlungen Credo Stahlwaren, Druckhaus Fischer oder Tierklinik Neandertal haben sich mit Investitionen an dieser notwenigen Modernisierung beteiligt. Auch in den anderen Gebieten ist damit zu rechnen, dass Infrastruktur und Gebäudesubstanzen einer Überarbeitung bedürfen.
Politik
Die CDU ist traditionell stärkste kommunale Kraft in Haan und konnte diese Position auch zuletzt weiter behaupten, obwohl die absolute Mehrheit (53,0 Prozent) aus 1999 inzwischen Geschichte ist. 2014 setzte sich die CDU mit 34,7 Prozent vor der SPD (29,4), der Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan (11,1) sowie der Grünen Alternativen Liste (9,1), FDP (7,2), AfD (5,4) und der Unabhängigen Wählergemeinschaft Haan (3,1) durch. Bei den Bürgermeisterwahlen im vergangenen Jahr gewann die parteilose Dr. Bettina Warnecke die Stichwahl mit 59,8 Prozent der Stimmen gegen Amtsinhaber Knut vom Bovert, ebenfalls parteilos. Stefan Mülders | redaktion@regiomanager.de
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