Die Versorgung mit Strom war nur der Anfang. Intelligente Hausinstallation kann viel mehr. Sie schützt vor den Gefahren, die von Strom ausgehen können, bereitet den Weg für Trinkwasser, Abwasser, Licht und Wärme. Längst lenkt sie die Informations- und Kommunikationsströme und koordiniert das Zusammenspiel aller elektrischen Funktionsträger. Alles funktioniert so, wie es sich der Einzelne wünscht. Das intelligente Zuhause, der intelligente Arbeitsplatz bieten Licht, Unterhaltung, Sicherheit, Gestaltung und Kommunikation – alle Komponenten individuell aufeinander abgestimmt.
Die Eltern sind bei der Arbeit, die Kinder in der Schule: Millionen von Heizungsanlagen wärmen ungenutzte Räume. Eigentlich könnte die Heizleistung reduziert werden – um erst dann die Zimmer wieder auf Wohlfühltemperatur zu bringen, wenn sich die Bewohner auf dem Heimweg befinden. Nicht nur die Bedien- und Programmiermöglichkeiten für die Heizung gehören längst zum Standard. Technische Lösungen für Licht, Alarmanlage, Heizung, Jalousien sind schon lange kein Hexenwerk mehr, haben als Haustechnik längst Einzug in die Wohnwelten und Büros gehalten und sind ebenso automatisierungsfähig wie der Betrieb elektrischer Haushaltsgeräte, Multimedia-Geräte oder hausinterner Mess- und Kontrollgeräte wie Strom-, Wasser- und Gaszähler. Handy und Tablet steuern per Bus-System oder Funk-Verbindung: Das „Internet der Dinge“ rollt und wird die Welt wieder ein kleines Stückchen verändern.
Veränderungen sind in der Haustechnik längst angekommen, sind in den Bereichen Elektrotechnik, Energie, Heizungstechnik und Sicherheitssysteme traditionelle Bestandteile. Zuordnungen sind fließend und finden sich als Gebäudetechnik, als Haustechnik, als Technische Gebäudeausrüstung (TGA) oder als Versorgungstechnik eng miteinander verzahnt, im gleichen technischen Sachgebiet wieder. Die enge Verbindung zur Elektrotechnik erweitert den Kreis. Mit im Boot sitzen auch die Entwickler und Hersteller von „Haustechnik“, schließlich auch das breite Spektrum von Planern und der gesamte Consulting-Bereich.
Gute Aussichten
Bei der Haustechnik spielen demografische Entwicklungen ebenso eine Rolle wie gesellschaftspolitische Herausforderungen. Vom „multifunktionalen, generationenübergreifenden Wohnen“ ist die Rede, natürlich auch vom „Modernisierungsgeschäft Altbau“, das sich in den letzten Jahren zum Hauptumsatzträger entwickelt habe, analysiert Manfred Stather, Präsident des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima (ZVSHK). Der Verband verdeutlicht aber auch, dass es schon bald eng in Deutschlands Wohnungen werden könnte: Bald gehen die als „Baby-Boomer“ bekannten geburtenstarken Jahrgänge in Rente, dann fehlen Wohnungen, zumindest solche, die altersgerecht ausgebaut sind.
Bis 2030, so die Analyse, fehlen fast zwei Millionen Wohneinheiten, um beispielsweise den tatsächlichen Bedarf an Wohnraum bei den 65-Jährigen mit Bewegungseinschränkungen zu decken. Die SHK-Betriebe haben 2015 jeweils rund eine halbe Million Bäder und Heizungen saniert und rechnen auch in diesem Jahr mit einer weiterhin stabilen Auftragslage. „Die niedrigen Zinsen sowie die niedrigen Energiepreise machen die Investition in Wohneigentum weiterhin attraktiv“, verdeutlicht Stather die Rahmenbedingungen und fordert energisches Handeln: „Immerhin dauert es von der Idee bis zum fertigen Haus mindestens zwei Jahre“, zeigt er auf, dass die Branche sehr wohl gewillt ist, die Ärmel hochzukrempeln, dabei aber Unterstützung von Politik und Staat benötigt. Wohnraum werde nicht nur dringend für Flüchtlinge benötigt, es gehe auch in hohem Maße um altersgerechten Um- und Neubau. Hier sei das „Zielpublikum“ zwar fortgeschrittenen Alters, aber deswegen noch lange nicht immobil. „Diese Zielgruppe benötigt bis 2030 allein 13 Millionen Wohneinheiten, altersgerecht aus- und aufgebaut“, zeigt der Verbands-Präsident Herausforderungen und Perspektiven gleichermaßen auf.
Die digitalen Anwendungen erlauben dem Nutzer die Regulierung der Raumtemperatur aus der Ferne oder das Monitoring der im System genutzten erneuerbaren Energien. Die Digitalisierung bringt aber nicht nur einen Zugewinn an Komfort für den Nutzer mit sich. Auch lassen sich damit zusätzliche Energieeinsparpotenziale realisieren. Darüber hinaus können Fachhandwerker auf die Daten zugreifen und im Störfall eine Fehleranalyse durchführen oder den Fehler aus der Ferne beheben.
Gestiegene Anforderungen durch Energiewende
Der Haustechnik kommt eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung einer erfolgreichen Energiewende zu. Denn über 50 Prozent des deutschen Endenergieverbrauchs entfallen auf die Wärmeerzeugung in Ein- und Zweifamilienhäusern sowie im industriellen Bereich. Zugleich ist der deutsche Markt gekennzeichnet durch einen Modernisierungsstau. Von den insgesamt rund 20,5 Millionen zentralen Wärmeerzeugern in deutschen Heizungskellern sind rund 70 Prozent deutlich über 20 Jahre alt und damit unzureichend effizient. Würde der veraltete Anlagenbestand modernisiert, könnten rund 13 Prozent des Endenergieverbrauchs eingespart werden. Das ist mehr Energie, als alle derzeit noch am Netz befindlichen Atomkraftwerke zusammen erzeugen. Würde zudem der industrielle Anlagenbestand modernisiert – hier sind ebenfalls nur rund 17 Prozent der Anlagen auf dem Stand der Technik –, könnten sogar rund 15 Prozent des Endenergieverbrauchs in Deutschland eingespart werden.
Erhebliche Energieeinsparungen können des Weiteren durch moderne Klima- und Lüftungstechnik erzielt werden. Eine jüngst durchgeführte Studie lässt den Schluss zu, dass die Klimaanlagen in deutschen Nichtwohngebäuden im Durchschnitt rund 25 Jahre alt sind. Ein Großteil davon arbeitet energetisch ineffizient. Durch Betriebsoptimierung könnten Energieeinsparungen von bis zu 20,4 Terrawattstunden Wärme und 12,5 Terrawattstunden Strom umgesetzt werden – umgerechnet rund 12,9 Millionen Tonnen CO2.
Reinhold Häken | redaktion@regiomanager.de
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