Ob Wasser, Biotech, künstliche Intelligenz oder Silver Ager – Themenfonds erfreuen sich bei Anlegern stetig größerer Beliebtheit. Immer mehr Kapitalverwaltungsgesellschaften (KVGn) erkennen diese Entwicklung und legen Portfolios auf Themen und Trends auf, in die bisher noch nicht investiert werden konnte. Ein ganz neues Thema, in das seit einiger Zeit auch Privatanleger investieren können, ist der Trend zur sogenannten Smart City.
Unter dem Begriff „Smart City“ verstehen Experten und auch Fondsmanager Städte, die darauf ausgerichtet sind, die Lebensqualität ihrer Bürger zu erhöhen. Das hört sich zunächst zwar recht abstrakt an, das Konzept kann aber konkretisiert werden. So hat zum Beispiel die Beratungsgesellschaft McKinsey untersucht, in welche Teilbereiche sich Lebensqualität untergliedern lässt. In einer 2018 veröffentlichen Studie werden u. a. ökonomische Aspekte, Umwelt- und Sicherheitsfaktoren, Ressourcenverbrauch und Komfort aufgeführt.
McKinsey hat zudem analysiert, mit welchen Konzepten sich Verbesserungen in den einzelnen Teilbereichen erzielen lassen. Ein Ergebnis: Mit automatisiertem Heizen und Kühlen von Gebäuden sowie intelligenten Energienetzen ließe sich der Wasserverbrauch in Städten um bis zu 30 Prozent verringern. Wird der Verkehr vernünftig gesteuert, sind Krankenwagen schneller an Ort und Stelle, was im Ernstfall Leben retten kann. Und das sind nur zwei von vielen Bereichen, in denen eine Smart City für mehr Lebensqualität sorgt.
Intelligente Stadtkonzepte
Vereinfacht ließe sich behaupten, eine smarte Stadt schaffe lediglich Lösungen für Probleme, die sie zuvor selbst erzeugt hat. Zum Teil ist das auch richtig, schließlich geht es auch um bessere Konzepte für die Müllentsorgung, eine Steuerung des zunehmenden Verkehrs und saubere Luft. Doch ausgefeilte Konzepte für Smart Cities beziehen noch wesentlich mehr Aspekte ein: Sie erschaffen Städte der Zukunft, die intelligent sind. Solche Konzepte bereiten Städte auf Entwicklungen vor, deren Auswirkungen heute noch nicht klar zu erkennen sind, sondern erst in zehn, vielleicht erst in 20 Jahren spürbar werden.
Fondsmanager, die Titel für ein Smart-City-Portfolio auswählen, schauen sich daher oft an, welche großen Trends das Leben in Städten künftig bestimmen werden. Zu diesen Megatrends gehören u. a. die Themen Nachhaltigkeit, das Vordringen von Technologie in immer weitere Lebensbereiche und das Wirtschaftswachstum. Bereits heute werden 80 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts in Städten erwirtschaftet. Diese Entwicklung wird weiter voranschreiten. Verantwortlich dafür ist die nicht
aufzuhaltende Urbanisierung.
Heute schon leben weltweit 55 Prozent aller Menschen in Städten. Studien prognostizieren, dass es bis zum Jahr 2050 70 Prozent sein werden bei einer gleichzeitigen Zunahme der Weltbevölkerung von 7,5 auf zehn Milliarden Menschen. Das heißt, es kommt zu einem doppelten Effekt, der dazu führt, dass Städte geradezu explodieren. Darüber hinaus lassen sich demografische Veränderungen erkennen: Die Menschen leben nicht nur länger, sie heiraten auch später, bekommen weniger Kinder und neue Formen des Zusammenlebens entstehen. Durch diese Entwicklungen wird die Stadtbevölkerung in zehn bis zwanzig Jahren eine ganz andere Struktur haben als heute. Also müssen die Städte entsprechend angepasst werden, wenn das Leben künftig nicht nur funktionieren, sondern auch angenehm sein soll.
Investitionen benötigt
Dafür gibt es viele Ansatzpunkte. So sinkt etwa die durchschnittliche Größe von Haushalten. Aus diesem Grund wird in Zukunft ein viel höherer Bedarf an kleinen City-Wohnungen bestehen. Für Singles lohnt es sich auch weniger, selbst zu kochen. Deshalb werden mehr Restaurants oder Bestellservices benötigt. Die wachsende Anzahl von älteren Menschen macht zunehmend barrierefreie Wohnimmobilien und auch öffentliche Gebäude erforderlich. All diese Faktoren werden in einer Smart City berücksichtigt, doch dafür sind Investitionen nötig.
Von den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen sieht das Ziel Nummer elf Städte und Gemeinden vor, die inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestaltet sein sollen. Das betrifft die gesamte Stadtbevölkerung der Welt, heute also vier Milliarden Menschen. Die Investitionen, die anfallen, um das Ziel wie vorgesehen bis 2030 zu erreichen, schätzt etwa die Citigroup auf zwei Billionen US-Dollar pro Jahr. Kommunen allein können das nicht stemmen, daher muss der private Sektor eingebunden werden. Zwar ist noch nicht ganz klar, wann, wo und wie das genau passieren wird. Aber selbst wenn nur ein geringer Prozentsatz aller notwendigen Projekte umgesetzt wird, sind das immer noch Hunderte von Milliarden jährlich. Die Investmentchance ist also sehr groß.
Interessante Investments
Fonds, die auf smarte Städte der Zukunft setzen, loten aus, welche Branchen und Unternehmen von den anstehenden Entwicklungen profitieren können. Dies können etwa Firmen sein, die intelligente Gebäude bauen, in der Stadtentwicklung tätig sind oder aber Immobilienfinanzierungen anbieten. Auch Titel von Unternehmen, die Infrastruktur entwickeln, können sich in Smart-City-Fonds finden – von Produzenten intelligenter Stromnetze bis hin zu Entwicklern moderner Mobilitätslösungen. Natürlich sind auch Anbieter von digitaler Infrastruktur, zum Beispiel Telekommunikationsfirmen, Netzwerkausrüster, Hersteller von Software oder digitalen Zahlungssystemen, für Smart-City-Portfolios interessant.
Andererseits kommen für die Fonds Firmen in Frage, deren Produkte das urbane Leben des 21. Jahrhunderts angenehm und praktisch machen. Das können Anbieter von effizienten Arbeitsplatzmodellen sein, aber ebenso Fitnesscenter, Restaurants und Lieferdienste. Denn der Alltag in der smarten Stadt von morgen wird effektiver, sportlicher, schneller – ganz einfach
anders. Andrea Martens | redaktion@regiomanager.deAndrea Martens
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