Immobilien (Technik)

Kälte- und Klimatechnik: Kälte- und Klimatechnik: Heißkalte Vielfalt

Für die richtige Temperatur sorgen in Deutschland rund 2.800 Betriebe der Klima- und Kältetechnik. Natürliche Kältemittel und fehlende Nachwuchskräfte sind die großen Herausforderungen der Branche.

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von Regiomanager 01.03.2016
Einen Großteil der rund 2.800 deutschen Unternehmen stellen Handwerksbetriebe (Foto: ©auremar – stock.adobe.com)

Zwischen heiß und kalt liegen nicht nur gefühlt ganze Welten: Auch das Einsatzgebiet für die Klima- und Kältetechnik zeigt sich vielseitig. Von Anbietern von Klimaanlagen oder Wärmepumpen über Fachbetriebe, die Supermärkte und weitere Unternehmen der Lebensmittelindustrie mit Kühlsystemen versorgen, bis hin zum Spezialunternehmen für Gefriertrocknung zur Rettung wertvoller Kunstgüter – die Bandbreite ist riesig. Einen Großteil der rund 2.800 deutschen Unternehmen stellen Handwerksbetriebe, erklärt Heribert Baumeister, Bundesinnungsmeister beim Bundesinnungsverband des Deutschen Kälteanlagenbauerhandwerks (BIV). Dazu zählen die Hersteller genauso wie die ausführenden Betriebe, die die Beratung und die fachgerechte Montage beim Kunden übernehmen. Aber auch große Konzerne, die beispielsweise Wärmetauscher oder anderes Zubehör produzieren, prägen die Branche. Insgesamt 19.000 Beschäftigte erwirtschafteten 2015 einen Umsatz von rund fünf Millionen Euro.

Wichtige Kunden

Viele denken vor allem beim Stichwort „Kältetechnik“ sofort an Supermärkte und Discounter, an meterlange Kühltruhen und Kühlregale voller Tiefkühlkost. „Aus der Lebensmittelindustrie kommt aber tatsächlich nur ein kleiner Teil unserer Kunden – auch, wenn das in der Öffentlichkeit natürlich anders wahrgenommen wird“, so der Bundesinnungsmeister. Wichtige Auftraggeber seien beispielsweise Krankenhäuser und Verwaltungen: Die richtige Temperatur und vor allem hygienisch einwandfreie Zustände sind beispielsweise für Blutbanken oder Vollklimaanlagen auf Intensivstationen oder in Operationssälen entscheidend. Aber auch in vielen Industriebetrieben komme Klima- und Kältetechnik zum Einsatz, sagt Heribert Baumeister. Vor allem in der Produktion. Von der Galvanotechnik über die Oberflächentechnik bis hin zur Kunststofftechnik – ein funktionierendes Kühlwassersystem sei dort Voraussetzung. So komme etwa eine Spritzgussanlage ohne entsprechende Kühlung gar nicht aus. Spezielle Klimaanlagen verhindern außerdem das Überhitzen von Serverräumen.

Natürliche Kältemittel

Die Diskussion über alternative natürliche Kältemittel wie CO2, Ammoniak, Propan und Butan beschäftigt die Branche auch weiterhin. Natürliche Kältemittel tragen nicht zum Abbau der Ozonschicht bei und haben entweder keinen oder nur einen sehr geringen direkten Einfluss auf den Treibhauseffekt. In den 80er-Jahren gerieten viele der bis dato verwendeten Kältemittel in die Kritik: Es zeigte sich, dass chlorierte Kohlenwasserstoffe (FCKW) wesentlich für den Ozonabbau verantwortlich sind und den Treibhauseffekt verstärken. Ihr Einsatz in Neugeräten wurde deshalb verboten. Im Laufe der 90er-Jahre ersetzte man die chlorieren Kohlenwasserstoffe wie FCKW und HFCKW durch fluorierte Kohlenwasserstoffe (FKW, HFKW). Diese sogenannten F-Gase besitzen zwar kein Ozonabbaupotenzial, dafür aber ein sogenanntes Treibhauspotenzial. Seit dem 1. Januar 2015 gilt nun eine neue F-Gas-Verordnung: Sie soll dazu beitragen, die Emissionen des Industriesektors bis zum Jahr 2030 um 70 Prozent gegenüber 1990 zu verringern. Diese Verordnung umfasst viele gängige Kältemittel für die Kälte- und Klimatechnik – einige von ihnen werden ab einem bestimmten Zeitpunkt direkt verboten, andere werden durch ein sogenanntes Phase-Down verteuert (die am Markt verfügbaren F-Gase werden schrittweise reduziert). Um für Kälteanlagen langfristig Investitionssicherheit zu gewährleisten, muss sich die gesamte Branche also auf die Verwendung alternativer natürlicher Kühlmittel einstellen, deren Zulassung zur Verwendung zumindest aus heutiger Sicht unabhängig von der umweltpolitischen Gesetzgebung auf Dauer gesichert scheint. „Das bedeutet allerdings auch, dass wir uns mit neuen Materialien beschäftigen müssen, um diese natürlichen Kühlmittel nutzen zu können“, so Heribert Baumeister.

Der coolste Job der Welt

Auch wenn wohl kaum einer mehr das Wort „Fachkräftemangel“ hören mag – die Sorge um qualifizierten Nachwuchs ist vor allem im Handwerk allgegenwärtig. „Hinzu kommt, dass der Beruf des Kälteanlagenbauers noch relativ unbekannt ist“, erklärt der Bundesinnungsmeister. Vor drei Jahren habe man deshalb die Kampagne „Der coolste Job der Welt“ gestartet: Im Netz können sich interessierte Jugendliche über die Ausbildung zum Mechatroniker für Kältetechnik informieren. Die Lehre ist äußerst abwechslungsreich, weil das Berufsbild diverse Tätigkeiten aus unterschiedlichsten Gewerken vereint – vom Elektrohandwerk über Metallberufe bis hin zur Energie- oder Umwelttechnik. Gleichzeitig können Ausbildungsbetriebe über die Homepage Info- und Werbematerial beim BIV anfordern, um auf ihre Branche aufmerksam zu machen. Gegen den Trend seien in den vergangenen Jahren die Ausbildungszahlen wieder gestiegen, erzählt Heribert Baumeister. „Das schreibe ich unter anderem der Haben-Seite unserer Kampagne zu.“ Für die Branche in Zukunft relevant werden könnte unter anderem der Einsatz von Wärmepumpen im privaten Bereich, glaubt der Bundesinnungsmeister – sie stellen eine gute, weil erneuerbare Energie-Alternative zu Öl, Gas oder Pellets dar. „Viele in der Branche sind der Ansicht, dass wir die Wärmepumpen nicht außer Acht lassen dürfen, wenn wir die Energiewende wirklich wollen.“ Vor allem in unseren Breitengraden, in denen die Temperaturen selten unter minus zehn Grad fallen, könne man auch für Einfamilienhäuser sehr gut auf eine monovalente Energieversorgung durch eine Wärmepumpe zurückgreifen, also auf eine Anlage, die den gesamten Bedarf an Heiz-, gegebenenfalls auch an Wasserwärme abdecken
kann. Christina Spill | redaktion@niederrhein-manager.de

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