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Digitalisierung: Keine Angst vor Digitalisierung

Das Schlagwort „Digitalisierung“ ist in aller Munde. Was sich konkret dahinter verbirgt, wissen schon weniger Leute. „Irgendwas mit Computern, Smartphones und Software“, hört man häufig. Insbesondere in kleinen und mittleren Betrieben steht das operative Geschäft im Mittelpunkt. Es fehlen Zeit und Know-how für Digitalisierungsstrategien. Die Umwandlung von analogen in digitale Daten zwecks Archivierung ist meist Standard. Aber die Vernetzung innerhalb des Betriebes und der Produktion, die Vernetzung mit Kunden, Lieferanten und Partnern steckt vielerorts noch im Anfangsstadium. Dabei ist Digitalisierung kein Hexenwerk. Es kommt wie immer viel auf gesunden Menschenverstand und zielgerichtetes Handeln an.

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von Regiomanager 01.08.2018
(Foto: © bluedesign – stock.adobe.com) | Claudia Schneider

1 DER CHEF IST TREIBER

Viele Unternehmen denken beim Thema Digitalisierung: Das ist eine Sache für Nerds und IT-Experten. Dabei geht es bei der Digitalisierung um eine Gesamtansicht des Unternehmens. Sowohl die internen Betriebs- und Produktionsabläufe als auch Kunden, Lieferanten und externe Partner müssen über elektronische Wege vernetzt werden. Die Digitalisierung der Prozesse setzt ein Umdenken und eine große Bereitschaft zur Veränderung im gesamten Unternehmen voraus. Deswegen muss die Chefetage voll und ganz hinter der Idee stehen. Auch wenn der Chef das Thema Digitalisierung nicht selbst am besten verstehen muss: Er muss der Treiber sein, eine Vision haben.
Tipp: Vertrauen Sie Ihren Innovationstreibern im eigenen Hause. Geben Sie ihnen Spielraum. Falls firmenintern noch keine Digitalisierungsinitiative gestartet wurde, sollten Sie sich einen guten IT-Berater suchen. IHKs und Handwerkskammern bauen ihre Beratung auf diesem Gebiet stark aus.

2 EIGENEN BEDARF CHECKEN

E-Commerce, Chatprogramm für interne Kommunikation, 3-D-Druck, eigene Apps – es gibt so viele Bausteine und Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet. Doch nicht alles ist sinnvoll für den eigenen Betrieb. Eine zielgerichtete Digitalisierung setzt eine Bestandsaufnahme und eine Zukunftsplanung voraus. Was soll mit der Digitalisierung erreicht werden? Ist mehr Kundennähe gewünscht? Ist ein besserer Überblick im Firmenalltag nötig? Muss die Produktion digitalisiert werden oder ist erst die Buchhaltung dran? Das Geldverdienen ist sicherlich das Kernthema, deswegen empfiehlt es sich, zunächst die Prozesse rund um den Kunden digital aus- bzw. umzubauen.
Tipp: Verzetteln Sie sich nicht. Gehen Sie lieber in kleinen Schritten voran und führen einzelne neue digitale Lösungen ein. Überlegen Sie vorher, welchen Mehrwert diese Lösung für den Betrieb bringen soll.

3 AN KUNDEN UND NUTZER DENKEN

Welche Bedürfnisse hat der Kunde? Diese Leitfrage gilt seit Jahrzehnten. Im Digitalisierungszeitalter bedeutet das, dass Kunden möglichst schnell, unkompliziert, am besten zu jeder Uhrzeit und an jedem Ort ihre Dinge regeln wollen. Wer als Unternehmen beispielsweise einen Kundenshop anbietet, muss darauf achten, dass der Kunde mit wenigen Klicks zum Ziel kommt. Beim Warenangebot ist immer daran zu denken: Was sucht der Kunde? Was kann ich ihm noch anbieten? Neben Produkten auch noch Service? Kunden lieben es, alles aus einer Hand zu bekommen. Produkt- und IT-Entwickler neigen manchmal dazu, Ideen zu entwickeln, die ihnen selbst gefallen. Neue Ideen sollten ständig getestet werden – von Kunden, Mitarbeitern oder anderen Nutzern.
Tipp: Nutzer schätzen eine intuitive Bedienung. Für den Erfolg von Smartphones, Apps oder Buchungsportalen waren die kinderleichte Bedienung und der große Kundennutzen entscheidend. Testen Sie immer selbst, ob die digitalen Lösungen einfach zu bedienen sind oder ob etwas fehlt.

4 SCHNELL ERLEDIGT

Die digitale Anbindung muss sich auch firmenintern fortsetzen. Kunden erwarten eine schnelle Auftragsabwicklung. Deswegen sollten Anfragen nicht händisch bearbeitet oder lange liegen gelassen werden.
Tipp: Schnell und unkompliziert ist oft wichtiger als der Preis: Z. B. zeigt sich im Bankensektor, dass Kunden bei guter Beratung und in leicht bedienbaren Portalen höhere Zinsen akzeptieren.

5 MITARBEITER 4.0

Viele Beschäftigte haben Angst, dass durch die Digitalisierung ihr Arbeitsplatz wegrationalisiert wird. In der Tat werden einige Tätigkeiten irgendwann wegfallen – aber es entstehen neue Aufgaben. Wenn ein Computer oder Roboter die Routinearbeit übernimmt, hat der Mitarbeiter Zeit für andere Aufgaben wie Marketing, Kundenberatung, Produktentwicklung. Das setzt voraus, dass die Mitarbeiter gut im Umgang mit neuer Technik geschult werden. Das nimmt ihnen auch die Zukunftsangst.
Tipp: Im Silicon Valley arbeiten viele Unternehmen mit der Innovationsmethode „Design Thinking“, die ganz auf die Bedürfnisse und das Verhalten von Kunden ausgerichtet ist. Diese Methode kann man mithilfe eines externen Trainers in einem 2–3-Tagesworkshop erlernen und die Mitarbeiter einbeziehen.

6 TEAMSACHE

Digitalisierung kann alle Unternehmensbereiche betreffen und das Geschäftsmodell grundlegend ändern. Es reicht nicht, nur eine einzige Person als Chief Digital Officer zu benennen oder das Thema an die IT- oder Marketingabteilung wegzudelegieren. Ideal wären gute Projektmanager mit IT-Affinität, die in der Lage sind, andere zu motivieren und zu begeistern. Es muss ein Bewusstseinswandel stattfinden.
Tipp: Digitalisierung ist eine bereichsübergreifende Sache. Es müssen Brücken gebaut werden zwischen Produkten, Prozessen und Kunden einerseits und den Technologien andererseits.

7 DINGE AUSPROBIEREN

In Start-ups ist es völlig normal, mit ersten Produktideen gleich auf den Markt zu gehen. Und wenn die Idee nicht zündet, wird sie entweder modifiziert oder begraben. Wer die Digitalisierung in seinem Unternehmen vorantreiben möchte, muss das Scheitern mit einkalkulieren. Wobei interne Tests mit Prototypen und ausgewählten Kunden das Risiko des Totalverlusts minimieren.

8 KEINE ANGST HABEN

Viele Chefs sehen das Thema Digitalisierung eher negativ, das hat die Studie „Die Psychologie der Digitalisierung“ des IT-Verbundes Innovation Alliance ergeben. Für mehr als 75 Prozent ist es eine rationale Pflichtveranstaltung. Für fast die Hälfte stellt sie ein Wagnis dar und fast jeder dritte Entscheider verbindet mit der Digitalisierung negative Gefühle wie Angst und Einsamkeit. Und was macht man bei Angst? Flüchten oder kämpfen. Die einen delegieren das Thema weg, andere verfallen in blinden Aktionismus. Heute dies, morgen das. Und alles muss ganz schnell gehen. Aktionismus führt selten zum Erfolg und sorgt eher für Verunsicherung oder Frust in der Belegschaft.
Tipp: Beim Thema Digitalisierung muss man querdenken und sich von den vielen Möglichkeiten inspirieren lassen. Warum nicht selber in anderen Branchen aktiv werden oder mit Unternehmen anderer Branchen kooperieren? Wer hätte vor Jahren gedacht, dass Google jemals Autos produzieren wird?

9 IT-SICHERHEIT IST PFLICHT

Die digitale Transformation bietet viele Chancen, birgt aber auch Risiken. Ohne IT-Sicherheit kann man auf diesem Feld nicht aktiv sein. Sicherheitsvorkehrungen wie Firewall, Virenscanner und Anti-Spam-Lösungen sind weiterhin Mindeststandard. Zudem sollten die Mitarbeiter für das Thema sensibilisiert werden, damit sie möglichen Ausspähaktionen nicht auf den Leim gehen, nicht auf unsicheren Webseiten surfen oder sich mit ihrer Firmen-Mail-Adresse in Online-Portale einwählen. Je smarter das Unternehmen und die Produktion sind, desto besser sollten die IT-Sicherheitskonzepte sein. Tests durch externe Fachleute zeigen darüber hinaus mögliche Schwachstellen auf.
Tipp: Machen Sie regelmäßige Backups – je nach Datenaufkommen täglich oder wöchentlich. Die Sicherungskopie muss vom Firmen-Netzwerk unabhängig, d. h. physisch getrennt sein.

10 GUTES MARKETING

Wenn Sie als Unternehmen ein Kundenportal aufbauen, vielleicht eine Gratis-App als Service anbieten und Ihre Hotline mit einem Video-Channel verknüpft ist, sind das interessante Tools, die sich positiv vermarkten lassen. Überlegen Sie auch, wie Sie von Kunden besser gefunden werden. Wollen Sie bei Google & Co. ganz oben stehen und investieren? Oder wollen Sie über Social-Media-Kanäle auf sich aufmerksam machen? Witzige Werbespots oder nützliche Apps werden oft viral weiterverbreitet. Auch die Vernetzung mit klassischen Medien und Radiospots können sinnvoll sein.Claudia Schneider
| redaktion@regiomanager.de

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