Nordrhein-Westfalen wird in diesem Jahr 70 Jahre alt. Und weil Düsseldorf von der ersten Sekunde an Landeshauptstadt des 1946 neu gegründeten Bundeslandes war, feiern Stadt und Land vom 26. bis 28. August das Doppel-Jubiläum gemeinsam mit dem NRW-Tag. Oberbürgermeister Thomas Geisel erwartet von den Feierlichkeiten, deren Programm von Bürgern, Institutionen und Vereinen mitgestaltet wird, dass sie die „größte Party des Landes“ werden. Die Stadtgeschichte von Düsseldorf, der Stadt am Rhein mit heute mehr als 600.000 Einwohnern, hingegen reicht schon deutlich weiter zurück als die nun zu feiernden 70 Jahre – wenngleich der genaue Gründungstag auch für eine Stadt wie Düsseldorf kaum noch festzulegen ist.
Historie und Stadtentwicklung
Eine erste schriftliche Erwähnung von „Dusseldorp“ stammt frühestens aus dem Jahr 1135. Die Stadtrechte wurden Düsseldorf am 14. August 1288 von Graf Adolf V. von Berg verliehen. Sie markierte damals trotz einer Größe von nur 3,8 Hektar mit Stadtmauer und Graben die Westgrenze der Grafschaft Berg. Als Herzogresidenz und geplante bergische Hauptstadt wuchs Düsseldorf insbesondere im 14. Jahrhundert deutlich. Über viele Jahre hinweg stieg die Bedeutung weiter, zum Bespiel zur Mitte des 16. Jahrhunderts, als Düsseldorf zur Hauptstadt eines ganzen Verbundes von Territorialstaaten wurde: Neben dem Herzogtum Jülich-Kleve-Berg, das zuvor durch geschickte Heiratspolitik entstanden war, gehörten auch das Herzogtum Geldern sowie die Grafschaften Mark, Ravensberg, Zutphen und die Herrschaft Ravenstein dazu. Auch spätere Erbfolgestreitigkeiten der Herzogtümer konnten an der Bedeutung Düsseldorfs als Hauptresidenz letztendlich nicht rütteln. Die wirtschaftliche, kulturelle und städtebauliche Entwicklung fand in der Regierungszeit von „Jan Wellem“, Johann Wilhelm von der Pfalz, Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine Blütezeit. Diese konnte einige Jahre später unter französischer Besatzung fortgesetzt werden, auch die politische Bedeutung der Stadt als Regierungssitz blieb erhalten. Diese ging erst durch die Eingliederung in Preußen im Jahr 1815 verloren. Düsseldorf war fortan nur noch Beamtenstadt und Mittelpunkt einer Provinz. Damit aber entwickelten sich das geistige und künstlerische Leben in der Stadt und mit der Zeit der Industrialisierung hielten neue Wirtschaftszweige Einzug. Dabei spielte der zunehmend regulierte Rhein mit der Dampfschifffahrt und die Einrichtung eines Freihafens im Jahr 1831 ebenso eine bedeutende Rolle wie die Anlage der ersten deutschen Eisenbahnstrecken sieben Jahre später. Die Wurzeln der Messestadt Düsseldorf sind im Jahr 1837 mit der ersten Gewerbeausstellung an der Flinger Straße zu finden. Mitte des Jahrhunderts siedelten sich die ersten Stahlwerke an, weitere Industriebetriebe folgten – allerdings dominierte noch einige Jahre das Textilgewerbe. Über eine Million Besucher sollen es gewesen sein, die 1880 von der „Rheinisch-Westphälischen Gewerbeausstellung“ angezogen wurden – wer auch immer diese Menschen gezählt hat oder nicht, die Ausstellung selbst gab weitere Wachstumsimpulse. Die Einwohnerzahl konnte innerhalb von 20 Jahren auf 215.000 mehr als verdoppelt werden. Die verkehrsgünstige und zentrale Lage sowie zunehmende Industrialisierung sorgten dafür und waren damit auch dafür verantwortlich, dass sich die Stadt nach dem Wegfall politischer und wirtschaftlicher Bedeutung mehr als 50 Jahre zuvor nun an der Schwelle der Entwicklung zu einer der wichtigsten Groß- und Industriestädte des Deutschen Reiches befand. Schwere Rückschläge konnten erst die beiden Weltkriege bringen: Während des Ersten Weltkrieges machten die Industriebetriebe die Stadt zwar zu einer der größten Waffenschmieden des Reiches, Hafenumschlag und Geburtenrate brachen aber ein und es herrschte Mangel an Lebensmitteln und Kleidung. Proteste und Plünderungen sorgten mehrfach für Chaos. Im Zweiten Weltkrieg waren es vor allem die massiven Luftangriffe, die Düsseldorf und seiner Bevölkerung zusetzten. Unter britischer Militärverwaltung stieg die Einwohnerzahl innerhalb eines halben Jahres wieder von 235.000 auf Ende 1945 fast 400.000. Am 23. August 1946 gründeten die Briten das Land Nordrhein-Westfalen und machten Düsseldorf zur Hauptstadt. Auch der wirtschaftliche Wiederaufschwung setzte zu dieser Zeit wieder ein. Städtebaulich und verkehrstechnisch prägten die 1950er- und 1960er-Jahre die Strukturen der Stadt, hier entstanden die meisten breiten Straßenanlagen für die „autogerechte Stadt“, zerstörte Gebäude wurden um zwei bis drei Geschosse höher wieder aufgebaut und die ersten Hochhäuser wuchsen. 1965 wurde Düsseldorf Universitätsstadt, Eröffnung des Schauspielhauses, der neuen Messe und der Tonhalle fielen in die 1970er Jahre. Im Jahrzehnt danach veränderten der Neubau des Landtages, der Medienhafen und der Rheinufertunnel das Stadtbild. Jüngstes städtebaulich bedeutendes Projekt war die Fertigstellung der Wehrhahnlinie, die einen Teil des Straßenbahnverkehrs unter die Erde verlagert.
Wirtschaft
Düsseldorf nimmt schon aufgrund seiner zentralen Lage im bevölkerungsreichsten Ballungsraum Deutschlands – der Metropolregion Rhein-Ruhr – und der sehr guten Verkehrsinfrastruktur eine herausragende wirtschaftliche Stellung ein. Entsprechend groß ist die Bandbreite der in der Landeshauptstadt vertretenen Branchen und die Größe der Unternehmen. Der Standort ist sowohl für Neugründungen, insbesondere in den Bereichen forschungsintensiver Industrien und Start-Ups der Internetwirtschaft, wie auch für Direktinvestitionen aus dem Ausland beliebt und bekannt. Zahlreiche internationale Firmen haben ihren Sitz in Düsseldorf – was sicher nicht zuletzt auch am drittgrößten Flughafen Deutschlands liegen dürfte. Eine weitere wichtige Säule ist die Finanzwirtschaft: Rund 170 Banken haben ihre Zentrale oder eine Filiale in Düsseldorf und machen die Landeshauptstadt damit zur zweitgrößten Banken- und Börsenstadt nach Frankfurt am Main. Obwohl keine branchenspezifischen Grenzen gesetzt sind, haben sich im Laufe der Jahre Schwerpunkte ausgebildet, in denen Düsseldorf als führender Standort gilt: Werbung/Medien, Telekommunikation, Unternehmensberatung und Mode gehören definitiv dazu. Allein die Kultur- und Kreativwirtschaft umfasst über 4.000 Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 7,4 Milliarden Euro (2011).
Politik
Etwas überraschend konnte Thomas Geisel (SPD) im Jahr 2014 den Chefsessel im Rathaus der Landeshauptstadt erobern. Er setzte sich gegen Amtsinhaber Dirk Elbers (CDU) durch. Im Stadtrat konnte die CDU die meisten Sitze erreichen (31), verlor aber im Vergleich zur Kommunalwahl fünf Jahre zuvor 5,9 Prozent der Wählerstimmen. Davon profitierte vor allem die SPD, die mit einem Plus von sechs Prozent auf aktuell 24 Sitze kommt. Um zusammen mit der Stimme des Oberbürgermeisters eine Mehrheit zu erlangen, gingen die Sozialdemokraten eine Kooperationsvereinbarung mit den Grünen (11 Sitze) und der FDP (6) ein. Die übrigen Sitze im Düsseldorfer Stadtrat entfallen auf Die Linke (4), AfD (2), TIER (Tierschutzpartei/Freie Wähler) (2), REP (1) und die Piraten (1). Neben der CDU verloren auch die Grünen (-0,8 Prozent), FDP (-3,2) und Linke (-0,2) Stimmenanteile im Vergleich zu 2009, die AfD (3,0), Piraten (1,7) und TIER (1,5) zum Einzug in den Stadtrat verhalfen. Stefan Mülders | redaktion@regiomanager.de
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