Management

Weiterbildung: Lernen neu lernen

Wie Sie sich und Ihre Mitarbeiter auf das KI-Zeitalter vorbereiten

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von Regiomanager 23.05.2023
(© ­­­master1305 − stock.adobe.com)

Dass man Lernen lernen muss, das haben wir alle früh gelernt. Doch ChatGPT mach alles neu: Auch das Lernen, das wir jetzt neu lernen müssen. Wer mit ChatGPT das erste Mal zu tun hat, lernt schnell. Grund dafür ist der Umstand, dass Eingaben, sogenannte Prompts, sehr spezifisch sein müssen, damit das Ergebnis genutzt werden kann. Längst bieten unzählige Gruppen und Influencer auf diversen Social Media Plattformen Unterstützung dazu an und zeigen unterschiedliche Vorgehensweisen, um gute Ergebnisse zu erreichen. Hierbei zeigt sich, dass der Umgang mit künstlicher Intelligenz anders funktioniert, als klassische Lernprozesse dies tun.


Schneller, komplexer, weiter?


Ute Schmid, Professorin für Informatik an der Universität Bamberg und Expertin für künstliche Intelligenz und kognitive Systeme, antwortet zur Frage, ob sich Lernprozesse oder Lernziele aufgrund neuer Vorgehensweisen verändern: „Neben dem vertieften Aufbau von Kompetenzen ist es im Zeitalter von Digitalität und künstlicher Intelligenz wichtig, dazu in der Lage zu sein, schnell eine Vielzahl unterschiedlicher Quellen zu sichten, ihren Inhalt zu bewerten und sinnvoll auszuwählen, mit welchen man weiterarbeiten will.“
Für Unternehmen bedeutet dies, Mitarbeitende zu befähigen: Wer auf die derzeitige Entwicklung nicht frühzeitig mit gezielten Förderprogrammen reagiert, der setzt nicht nur die Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeitenden aufs Spiel. In der Folge fehlender Qualifikationen können auch Unternehmen in Schieflage geraten.


„Du musst nicht alles
wissen, sondern nur, wo
es geschrieben steht.“


Deshalb erstaunt es Frau Professorin Dr. Schmid weniger, dass Unternehmen auf die Ausweitung von Informationsangeboten reagieren: „Wir leben in einer Informations- und Wissensgesellschaft. Wir müssen zwischen Fakten und Meinungen unterscheiden können, Quellen auf ihre Vertrauenswürdigkeit hin bewerten können und in der Lage sein, eigene Schlüsse zu ziehen und Dinge selbstständig sowohl sachlich als auch moralisch zu bewerten.“
Die Zeit des klassischen Auswendiglernens scheint damit also endgültig vorbei zu sein, wie Professorin Dr. Ute Schmid als Fazit zum Einfluss von Technologien, insbesondere den neuen Tools, die auf künstlicher Intelligenz, speziell maschinellem Lernen, basieren, zusammenfasst: „Um ChatGPT sinnvoll und kreativ zu nutzen, brauchen wir sowohl ein grundlegendes Verständnis von den Prinzipien nach denen KI-Systeme funktionieren als auch Kenntnis über das Gebiet, in dem wir diese anwenden. Nur auf dieser Grundlage kann Urteilsfähigkeit entwickelt werden.“


Der Blick in die Zukunft


Fragen sich Unternehmen nun also, was all das für die Qualifizierung von Mitarbeitenden bedeutet, braucht es neue Perspektiven, wie z.B. die von Astrid Brüggemann. Die selbstständige Unternehmerin hat sich auf den Erwerb von künftigen Kompetenzen spezialisiert und trainiert neben dem Schnell-Lesen auch den Umgang mit ChatGPT. Aus ihrer Sicht ergeben sich vor allem für individuelle Lernpfade viele Chancen: „Wissen wird durch neuronale Netzwerke abgebildet. Deshalb besitzt jeder Lernende unterschiedliche Ausgangsvoraussetzungen. Neue Methoden, wie künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, tragen nun dazu bei, individuelle Wissenslücken schnell zu schließen. Deshalb sind diese Technologien hochwillkommen.“ Bedenkt man also die Anforderungen vieler Unternehmen, beispielsweise auch Diversität durch Migration abzubilden, ergeben sich durch diese kostengünstige, multilinguale Sprachbegleitung Möglichkeiten dazu, Menschen schneller, gezielter und damit auch nachhaltiger dazu zu befähigen, Wissen aufzubauen und dieses entsprechend zu nutzen. Somit besteht die eigentliche Chance von ChatGPT als Begleiter in Lernprozessen vor allem darin, die bestehende Lücke von Fachkräften zu schließen und damit gegenüber Mitbewerbern Wettbewerbsvorteile zu erlangen.


Gute Ansätze weiter ausbauen


Das machen viele Unternehmen bereits gut, wie Astrid Brüggemann aus ihrem Arbeitsalltag zu berichten weiß: „Viele haben bereits erkannt, dass abseits von klassischen Lernprozessen im Sinne von Tagesseminaren Bedarf an weiteren Formaten besteht. Unternehmen setzen deshalb zunehmend auf innovative Formate, wie Microlearning oder Methoden wie World Cafés, um den Wissensaustausch abteilungsübergreifend zu fördern.“
Diese gute Nachricht reicht jedoch nicht aus, um gegenwärtigen Anforderungen zu genügen, wie Brüggemann ausführt. So sei es für einen reibungslosen Ablauf von Lernprozessen wichtig, bestehendes Wissen weiter zu strukturieren, um Anwendungen wie ChatGPT zielführend in Lernprozesse einbinden zu können. Die folgende Checkliste unterstützt Unternehmen dabei, ihre Angebote zur Qualifizierung von Mitarbeitenden auf die Probe zu stellen:


1.
Welche organisationalen Lernziele bestehen? Hier hilft es, neben den Notwendigkeiten der Weiterqualifikation auch aktuelle Entwicklungen zu berücksichtigen, um frühzeitig auch über den Bedarf hinaus zu qualifizieren.


2.
Welches Lernumfeld bieten wir Lernenden? Längst haben Arbeitnehmende verstanden, dass Theorie alleine nicht ausreicht, um den Transfer neuen Wissens in die Praxis zu leisten. Moderne Technologien, wie Augmented Reality oder Virtual Reality, können dies leisten, führen jedoch zur Frage, wie man Arbeitsalltag und neues Wissen miteinander kombinieren kann.


3.
An welchen Stellen können innovative Technologien genutzt werden? Dabei geht es vor allem darum, wie beispielsweise in der Produktion Anwendungen wie ChatGPT genutzt werden dürfen. Im Kern stehen hierbei auch Unternehmensgeheimnisse, die so öffentlich werden können. Zusammenfassend lässt sich aus Sicht von Unternehmen festhalten, dass auch innovative Methoden und Vorgehensweisen weiterhin persönliche Fähigkeiten benötigen. Wer Individualität, Interaktivität und Selbstreflexion als positive Chance neuer Technologien wahrnehmen möchte, benötigt auch weiterhin die Lernbereitschaft aufseiten der Teilnehmenden. Für Unternehmen bedeutet dies, sich von Formaten zu lösen und einen stärkeren Fokus auf die Integration von Lernprozessen in den Arbeitsalltag zu legen.

Katharina Heder | redaktion@regiomanager.de

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Fotostrecke

KI-Expertin und Informatik-Professorin Dr. Ute Schmid, Universität Bamberg (© J. Schnabel)

Unternehmerin und Lerncoach Astrid Brüggemann (© ECONOMY BUSINESS FOTOGRAFIE München)

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