Die Stadt Monheim am Rhein, im Süden des Kreises Mettmann, hat, wenn nicht bundesweit, dann mindestens in ganz NRW mit ihrer Steuerpolitik für Aufsehen gesorgt. Während viele Kommunen gezwungen sind, die Hebesätze für Gewerbesteuerzahler regelmäßig zu erhöhen, hat sich die 40.000-Einwohner-Stadt mit Grenzen zu Düsseldorf, Köln und Leverkusen (außerdem Langenfeld und Dormagen) über die Senkung gerade dieser Abgabe saniert und auf finanziell gesunde Füße gestellt. Hinter diesem Thema fallen andere Alleinstellungsmerkmale geradezu „unter den Tisch“: Die Stadt ist die einzige im Kreis, die über ein eigenes Rheinufer verfügt, mit dem Römerkastell Haus Bürgel befindet sich das in der Region einzige rechtsrheinische Relikt dieser Zeit auf Monheimer Boden und dank einer guten Infrastruktur und progressiver Familien- und Kinderpolitik ist die Stadt ein hervorragender Wohnstandort.
Historie
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Monheim im Jahr 1150. Die Grafen von Berg nutzten die Stadt als regionalen Verwaltungssitz, erst durch die Gründung des Rheinbundes durch Napoleon I. verlor das Amt Monheim seine Bedeutung. Im Laufe der Jahrhunderte zuvor waren gleich mehrfach Stadtbefestigungen entstanden, von denen heute noch der fast 600 Jahre alte Schelmenturm als Wahrzeichen und eine der Sehenswürdigkeiten der Stadt erhalten ist. Deutlich älter ist das Römerkastell Haus Bürgel aus dem vierten Jahrhundert. Dass dieses Überbleibsel römischer Besiedlung überhaupt auf der rechten Rheinseite zu bewundern ist, wurde erst durch die Rheinverlagerung nach einem Hochwasser im Jahr 1374 möglich – was nichts daran ändert, dass es sich heute auf Monheimer Grund befindet.
Im Zuge der Gebietsreform sollte Monheim 1975, inzwischen durch Baumberg und Hitdorf zur Stadt gewachsen und seit 1960 auch mit diesem Status versehen, Düsseldorf zugeschlagen werden. Hitdorf wurde nach Leverkusen eingegliedert. Gegen die Eingemeindung setzten sich die damaligen Verantwortlichen erfolgreich per Klage zur Wehr, und Monheim wurde – jetzt ohne Hitdorf – am 1. Juni 1976 wieder selbstständig. Der Zusatz „am Rhein“ besteht seit dem 15. Oktober 1993.
Stadtentwicklung
Von geringen Schwankungen abgesehen ist Monheim am Rhein seit den 1950er-Jahren stetig in der Bevölkerungszahl gewachsen. In den vergangenen 23 Jahren stagnierte die Zahl bei etwas über 43.000 Einwohnern – obwohl in der jüngeren Vergangenheit keine neuen Wohngebiete erschlossen wurden. Und mit Bürgermeister Daniel Zimmermann an der Spitze will die Stadt auch in Zukunft einen Bevölkerungsrückgang verhindern. Die Ansiedlung neuer Unternehmen ist ein Baustein dazu, vor allem aber hat die Politik junge Familien im Visier. Den Begriff „Hauptstadt für Kinder“ haben sich die Monheimer nicht nur markenrechtlich schützen lassen, sie füllen den Slogan auch mit Leben. Dank der komfortablen finanziellen Lage und Schuldenfreiheit kann es sich die Stadt erlauben, Betreuungsangebote für Null- bis Zehnjährige komplett kostenfrei zu halten. Das „Monheimer Modell – Musikschule für alle (MoMo)“ umfasst zudem eine kostenlose musikalische Grundausbildung für alle Erstklässler und bietet jedem Kind die Chance, Begeisterung für Musik zu entwickeln.
Um auch in Zukunft keine Einwohner zu verlieren, wurden neue Wohnbauprojekte ins Auge gefasst, die innerhalb der nächsten fünf Jahre zu realisieren sind. Städtische und private Initiativen zusammengenommen sollen zwischen 1100 und 1150 neue Wohneinheiten im Stadtgebiet entstehen. Mithilfe eines strategischen Citymanagements wurde und wird die Innenstadt inklusive der Altstadt neu belebt, durch weitsichtige Stadtteilpolitik sollen auch diese wieder emotional näher an die Innenstadt angebunden werden.
Wirtschaft
Im Mittelalter hatte Monheim trotz seiner günstigen Lage direkt am Rhein noch keine besondere wirtschaftliche Bedeutung. Vielmehr war es für die Bergischen Grafen als strategisch wichtiger Verwaltungssitz von Nutzen. Darüber prägten Landwirtschaft und (Aal-)Fischerei das Bild. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts sorgten die damaligen Stadtspitzen dafür, dass mit dem Ausbau des Güterverkehrs und der strategischen Stromversorgung die Grundlagen für eine Industrialisierung gelegt wurden. Schon damals war diese nicht monothematisch ausgelegt, sondern durch eine gewisse Branchenvielfalt gekennzeichnet. In der jüngeren Vergangenheit erfolgte dann der Wandel weg von der produzierenden Industrie hin zum Dienstleistungssektor. Dieser ist vor allem durch Unternehmen der Pharma-, Biotechnologie- und Chemiebranchen gekennzeichnet, die hier unter anderem ihre zentralen Forschungsabteilungen angesiedelt haben. Darunter finden sich namhafte Global Player wie Bayer (CropScience und Animal Health), BASF (Personal Care und Nutrition), EPLAN, Jenoptic, Ecolab (Deutschlandzentrale) und viele andere. Weiteres Wirtschaftswachstum erzielt die Stadt durch ihre Steuerpolitik. 2012 wurde der Gewerbesteuerhebesatz um ein Drittel gesenkt, 2014 fiel er auf 285 Punkte. Und Monheim greift weiter an: Im Dezember beschlossen die Politiker der Stadt, den Gewerbesteuerhebesatz gemäß Haushaltsentwurf für 2016 erneut um 20 Punkte auf jetzt nur noch 265 zu senken. Den aus diesen Bemühungen resultierenden Überschuss von mittlerweile 300 Millionen Euro nutzte die Stadt, um schuldenfrei zu werden, Rücklagen zu bilden und in die kommunale Infrastruktur zu investieren.
Seine heutige Situation und strategische Ausrichtung kann nicht nur nach Ansicht von Bürgermeister Daniel Zimmermann durchaus mit der Industrialisierung verglichen werden. „Damals wie heute ging es darum, durch geeignete Maßnahmen nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung zu ermöglichen.“ Die Digitalisierung inklusive Breitbandausbau sowie die Investitionen in Kinder- und Familienfreundlichkeit sieht Zimmermann klar als eben solche an. Auch die relativ junge Etablierung tourismusorientierter Angebote, mit denen die geschäftlichen Potenziale des Gastgewerbes verbessert werden sollen, sind vor dem Hintergrund nachhaltiger Wertschöpfung zu verstehen.
Politik
Viel eindeutiger kann die Politik eines Bürgermeisters und „seiner“ Partei nicht bestätigt werden. Daniel Zimmermann befindet sich in seiner zweiten Wahlperiode und wurde 2004 mit 94,6 Prozent wiedergewählt. „PETO – die junge Alternative“ steigerte seit ihrer Gründung 1998 stetig die Stimmenanteile und hat seit den letzten Kommunalwahlen eine Zwei-Drittel-Mehrheit (65,6 Prozent) in Monheim am Rhein. Das entsprach im Mai vor zwei Jahren einem Zuwachs um 36 Prozentpunkte. Mit weitem Abstand folgt im Stadtrat die CDU (17,8 Prozent) vor der SPD (8,9), den Grünen (4,3), der FDP (1,7) und den Linken (1,6).Stefan Mülders | redaktion@regiomanager.de
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